Es dauerte ewig, bis es überhaupt mal etwas Offizielles von Renault gab – wie sieht jetzt die Situation tatsächlich aus?
Bruno Senna: Im Moment kann mich das Team nur für die nächsten beiden Rennen, hier und in Monza, bestätigen, weil gewisse juristische Fragen um Nick Heidfeld noch nicht endgültig geklärt sind. Aber es ist die Absicht des Teams und natürlich auch meine, dass ich bis zum Ende der Saison fahre. Ich hoffe, dass sich das bald löst und dass ich dann endgültig beruhigt sein kann. Leider wird das eine richterliche Entscheidung, und vor Gericht kann man immer auch mal eine Überraschung erleben. Aber ich hoffe natürlich, dass sich der Wunsch des Teams durchsetzt und ich bis Ende der Saison fahren kann.

Nick Heidfeld war heute auch hier – wie geht man da dann miteinander um?
Bruno Senna: Das ist kein persönliches Problem zwischen uns. Ich habe ein gutes Verhältnis zu Nick, er weiß, dass der Sport nun mal so ist, das ein Fahrerwechsel in der Formel 1 etwas ziemlich Normales ist. Zwischen ihm und mir ist alles in Ordnung. Ich will mich in diese ganzen juristischen Dinge auch gar nicht reinhängen, das ist nicht meine Sache, sondern eine zwischen Nick und dem Team.

Überall wird behauptet, du hättest dir deinen Platz erkauft...
Bruno Senna: Das stimmt so nicht. Die Tatsache, dass ich im Auto sitze, hat nichts mit Sponsorgeldern zu tun. Sicher macht das Team in Brasilien Geschäfte, aber das hat nicht direkt etwas mit mir zu tun. Das Team hat mir da ein Vertrauensvotum ausgesprochen, ohne, dass es schon Verträge gibt. Natürlich gibt es ein gewisses Potenzial für Sponsorgelder aus Brasilien – und natürlich wird da das Verhandeln leichter, wenn ich im Auto sitze. Wenn es so funktionieren würde, dann wäre es gut für beide Seiten.

Wann war der entscheidende Punkt, und wann wusstest du, dass es klappen würde?
Bruno Senna: Ich glaube, der Freitagseinsatz in Budapest war ein sehr wichtiger Schritt. Das hat in der Perspektive des Teams schon noch mal was verändert, alle waren sehr zufrieden. Gute Informationen, Konstanz – das hat ihnen mehr Vertrauen gegeben, mich rein zu setzen, obwohl ich vorher nicht gefahren bin. Die Ingenieure waren angetan, das hat die Dinge in Bewegung gebracht. Natürlich wusste ich, dass da viel läuft, aber hundertprozentig sicher, dass ich hier wirklich fahren würde, war ich erst gestern, am Mittwoch.

Bruno Senna kennt Spa bereits aus anderen Rennserien, Foto: Sutton
Bruno Senna kennt Spa bereits aus anderen Rennserien, Foto: Sutton

Wie schwer wird dieser Einstieg mitten in der Saison?
Bruno Senna: Es wird nicht einfach werden, sofort den Rhythmus zu finden, sowohl was das Limit der Reifen über eine Runde angeht als auch die Rennpace. Ich fange mit vielem quasi bei Null an. Ich bin zum Beispiel mit den superweichen Reifen noch nie gefahren. Es wird sicherlich ein Wochenende zum Lernen, wie auch noch die nächsten. Man darf keine Wunder erwarten. Es ist mein erstes Rennwochenende seit langem – und ich werde mich an viele Dinge aus dem letzten Jahr genau erinnern müssen.

Was ist das Ziel?
Bruno Senna: Nahe an Petrov heranzukommen, wäre schon sehr gut. Natürlich wäre es optimal, gleich Punkte zu holen, aber es sind derzeit einige Autos schneller als wir. Wir müssen auch sehen, wie viel die Updates, die wir haben, wirklich bringen, wir hoffen natürlich, eine ganze Menge. Aber wie gesagt, das Ziel ist, zu lernen. Ich will mich nicht unter Druck setzten, dass es nun unbedingt gleich Punkte sein müssen. Spa ist auf jeden Fall eine tolle Strecke, um zu beginnen. Es ist meine Lieblingsstrecke, ich war hier immer sehr gut, in den verschiedenen Klassen, und hatte auch von Anfang an einige Erfolge, war immer schnell. Aber zwischen schnell sein und Punkte holen ist noch ein großer Unterschied, und ich muss auch mit Sicherheit noch sehr viel lernen, um wirklich volles Vertrauen zu haben und damit die entsprechende Zuversicht.

Was wird das Schwierigste?
Bruno Senna: Das Optimum aus den Reifen herauszuholen. Und das Rennen wird sicher auch schon deshalb sehr schwierig, weil sich hier ja immer ständig das Wetter ändert. Wenn es immer wieder regnet, kommt nie viel Gummi auf die Strecke, das ist dann immer sehr kompliziert, ich denke, sogar noch schwieriger als im Training.