Jenson Button pokert noch um seinen neuen Vertrag, Fernando Alonso hat ihn schon lange – und für lange Zeit – in der Tasche, Foto: Sutton
Jenson Button pokert noch um seinen neuen Vertrag, Fernando Alonso hat ihn schon lange – und für lange Zeit – in der Tasche, Foto: Sutton

Sebastian Vettel und Fernando Alonso haben bereits einen, Lewis Hamilton und Nico Rosberg pokern noch darum, nur Jenson Button hat keinen Bock darauf. Der Brite schwimmt in Sachen Vertragsverlängerung gegen den Strom. Während Vettel bei Red Bull bis 2014 unterschrieben und Fernando Alonso sogar noch zwei Jahre draufgelegt hat, will Button keinen Rentenvertrag bei McLaren unterschreiben - das Wort hört sich auch alles andere als cool an.

"Viele meiner Kollegen zögern überhaupt nicht, sich gleich auf lange Zeit zu binden. Ich mag, wenn meine Zukunft offen ist", erklärte Button seine Entscheidung. Doch wer geht den richtigen Weg und wer macht einen schwerwiegenden Fehler? Fakt ist, dass Vettel und Alonso mit ihren Vertragsverlängerungen ihren Nummer-1-Status im Team gefestigt haben. Während Mark Webber und Felipe Massa um ihren Verbleib im Team zittern müssen, können sich ihre jeweiligen Teamkollegen entspannt zurücklehnen und sich auf das Wesentliche konzentrieren - nämlich Rennen fahren und gewinnen.

Sie bleiben davon verschont, die haarsträubendsten Wechselgerüchte zum x-ten Mal zu dementieren und finden sich auch nicht plötzlich im Rennoverall der Konkurrenz auf einem Magazin-Cover wieder. Zudem ist ein langjähriger Vertrag auch mit einer enormen Gehaltserhöhung verbunden und jeder Pilot wäre schön blöd, wenn er die Millionen ablehnen würde - egal, wie viele er davon schon auf seinem Konto hat.

Auf den ersten Blick scheinen also Vettel und Alonso alles richtig gemacht zu haben und Button wäre der Dumme, doch man sollte auf die Geschichte auch einen zweiten Blick werfen. F1-Piloten wollen im besten Team, im besten Auto fahren - Siege, WM-Titel sind die anvisierten Ziele.

Doch in der Formel 1 gibt es keine Garantien. Niemand weiß, ob Red Bull auch 2013 noch der Konkurrenz um die Ohren fährt. Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft, die Regeln ändern sich im Minutentakt. Wer heute vorne ist, kann morgen schon hinterherfahren. Da lässt sich durchaus über die Sinnhaftigkeit streiten, sich jahrelang an ein Team zu binden - egal, wie sehr ein Pilot betont, sich in dem Team wie zu Hause zu fühlen und nirgends anderswo mehr fahren zu wollen.

Hat Mark Webber noch Lust auf ein weiteres Jahr Formel 1?, Foto: Sutton
Hat Mark Webber noch Lust auf ein weiteres Jahr Formel 1?, Foto: Sutton

Vor diesem Argument kann selbst Vettel nicht die Augen verschließen, weshalb sich in seinem seitenlangen Vertrag eine Ausstiegsklausel befinden soll. Zwar werden Vertragsdetails in der Formel 1 wie Staatsgeheimnisse gehütet, doch Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz gibt zu: "Wenn wir Sebastian kein wettbewerbsfähiges Auto geben können und er trotz eines Vertrages darum bitten würde, ihn gehen zu lassen, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir dieser Bitte nicht folgen würden."

Aber nicht nur Piloten können sich nicht sicher sein, ob ihr jeweiliges Team konkurrenzfähig bleibt, sondern auch die Teams gehen mit Rentenverträgen ein Risiko ein – selbst Mark Webber wägt derzeit öffentlich ab, ob er überhaupt noch genügend Motivation verspürt, um ein weiteres Jahr bei Red Bull anzuhängen – Alternativen gibt es für beide Seite jedoch so gut wie keine.

In Maranello sehnt man sich derweil seit der Ära von Michael Schumacher nach einem langjährigen Top-Star, der an die glorreichen Zeiten anknüpfen kann. Bisher konnte Alonso diese Rolle gemessen an Siegen und WM-Titeln nicht füllen. Immer noch wartet Ferrari auf den ersten Titel seit Kimi Räikkönen 2007. Ob es Alonso bis 2016 gelingt, die geforderten Erfolge zu bringen, steht in den Sternen. Demnach scheint auf den zweiten Blick nicht Button der Dumme zu sein.

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