Irgendwie konnte sich McLaren nach dem Rennen in Silverstone einerseits darüber freuen, dass die Pace besser gewesen war als im Qualifying, andererseits musste man enttäuscht festhalten, dass aus der guten Pace bei weitem nicht das Maximum herausgeholt wurde. Das fing damit an, dass Jenson Button nach seinem zweiten Stopp ausschied, weil sein rechtes Vorderrad keine Radmutter abbekommen hatte. Zu dem Zeitpunkt glaubte Button, an Mark Webber vorbeizukommen und Richtung Podest zu fahren.

"Als ich auf den Hügel fuhr, ging das Rad runter und ich stoppte. Das ist sehr enttäuschend. Wir alle machen Fehler, auch wenn wir hoffen, es passiert nie", sagte der Brite. Bis zu seinem Stopp war die Pace gut gewesen und er hatte mit Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Webber mitgehalten. Als Webber dann an die Box ging, wollte Button noch eine schnelle Runde hinlegen, um den Australier so an der Box zu überholen. Da es bei Red Bull Probleme gab, wäre das auch aufgegangen.

Webber war überholt

"Ich war vor Mark, als ich in der Box war. Es hätte viel passieren können. Das Podest ist immer drin, wenn man so weit vorne fährt und die Pace gut ist. Letztendlich war es enttäuschend, hoffentlich haben wir das Problem nicht mehr", meinte Button. Wie das Versehen überhaupt passieren konnte, war für ihn leicht zu erklären. Als er beim Stopp stand, verlor der Mann am Schlagschrauber rechts vorne die Radmutter, also drehte er sich um, um eine neue zu holen. Als er sich aber drehte, schien der Mann am Wagenheber seine Handbewegung so zu deuten, als sei alles erledigt. Darauf reagierte er und ließ das Auto runter. Das veranlasste den Zuständigen am Lollipop, Button zu deuten, er könnte fahren und dann war es zu spät.

Jenson Button hielt das Podest für möglich, Foto: Sutton
Jenson Button hielt das Podest für möglich, Foto: Sutton

Für den McLaren-Piloten war das besonders deswegen schade, weil er auf den Trockenreifen richtig gut zurechtkam. Zu Rennbeginn hatte er auf den Intermediates gekämpft, als er dann aber auf Slicks wechselte, ging das Auto viel besser. In der Phase trumpfte McLaren auch auf und sorgte für Jubel, als Button Felipe Massa überholte und Lewis Hamilton Fernando Alonso ausstach. "Das machte echt Spaß. Da konnten wir den Fans was zum Feiern geben. Leider konnten wir nicht mehr machen. Das Podest war drin, aber mit Fernando wären wir nicht mitgekommen. Der war zu schnell. Mit Red Bull war ein interessanter Kampf möglich."

Hamilton sah sich schon bei den Stewards

Das glaubte auch Hamilton, der am Ende des Rennens darunter zu leiden hatte, dass er Benzin sparen musste. Das sorgte aber auch für ein spannendes Finish gegen Massa. "In der letzten Runde war es so knapp, wie es nur sein kann. Das war verrückt", sagte Hamilton. Der Streit um Platz vier hatte Kontakt, Drama und fliegende Teile, nur Besuch bei den Stewards gab es keinen, obwohl der Brite meinte, dass er angesichts der bisherigen Erkenntnisse aus diesem Jahr wohl am besten gleich mit seiner Platincard dorthin gehen sollte.

"Ich musste am Ende leider Benzin sparen und dadurch Platz drei Mark überlassen. In der letzten Runde haben sie mir dann gesagt, ich kann angreifen. Da meinte ich nur, danke, jetzt habe ich Massa schon aufschließen lassen. Den Platz hätte ich aber nie hergegeben", berichtete er. Schwierig für Hamilton war, dass er in der Benzinspar-Phase eine gewisse Rundenzeit vom Team vorgegeben bekam. Die wollte er um keinen Fall zu sehr überschreiten, um auch ja nicht zu viel Zeit liegen zu lassen. "Ich tat mein Bestes und war dankbar, als ich endlich über die Linie kam."

Bremsen und Reifen kalt

Denn sein Verteidigungskampf gegen Massa fand auf etwas schiefer Ebene statt. "Weil ich Benzin sparen musste, konnte ich auch nicht so hart bremsen und dadurch wurden meine Bremsen und auch die Reifen kalt. Ich hatte kaum mehr Bremswirkung und deswegen blockierten die Reifen auch immer. Die Bremse vorne links war komplett kalt. Ich wusste, als wir am Ende die Kurve anbremsten, dass es schwierig wird. Ich ging nach innen und Massa war außen. Ich stoppte, so schnell es mir möglich war und er wollte die Tür zumachen. Da trafen wir uns. Ich ging am Ausgang über die Kante des Kerb und hoffte, dass ich vorne bin." Das war er auch.

Es war ein hartes Finish, Foto: Sutton
Es war ein hartes Finish, Foto: Sutton

Dass er nach dem Qualifying überhaupt noch auf Platz vier kam, machte ihn durchaus glücklich. Denn am Samstag hatte auch er das Gefühl gehabt, als wäre mit dem McLaren nicht viel möglich. "Heute waren wir stark, es fühlte sich besser an und wir hatten die Chance, vorne mitzufahren. Zu Anfang, als es nass war, konnte ich mein Talent und meine Fähigkeiten zeigen. Da war ich der Schnellste, obwohl ich nicht im schnellsten Auto war. Das fühlte sich toll an."

Doch ein Wunder

Deswegen meinte Hamilton, der am Samstag noch gesagt hatte, er habe alle Wunder aufgebraucht, dass das Wetter am Sonntag sein Wunder war. "Beim Start wusste ich, das sind meine Lieblingsbedingungen, da gefällt es mir am besten. In Montreal war ich traurig, weil ich bei solchem Wetter gut bin und dort nicht mehr dabei war. Ich wollte nur so viele Leute überholen wie möglich. Ich hatte ein paar Momente, bei denen ich nach außen getragen wurde, aber ich blieb zum Glück im Rennen."