Das Hickhack um das Verbot des angeblasenen Diffusors und der Veränderungen am Engine-Mapping beherrscht die Technikgespräche in Valencia. Dabei erwartet Mike Gascoyne an diesem Wochenende keine großen Veränderungen am Kräfteverhältnis. "Ja, alle Teams fuhren im Qualifying mit extremeren Einstellungen, aber ich glaube nicht, dass der Einfluss sehr groß sein wird", sagt der Lotus-Technikchef.

Ganz anders verhält es sich mit der Einschränkung des heiß angeblasenen Diffusors ab Silverstone. Diese betrifft fast alle Teams und einige davon sehr. So hatte Mercedes zum Beispiel einen neuen Unterboden für dieses Rennen in der Pipeline, der voll auf dieses Konzept ausgelegt war und nun entsprechend umgeplant werden muss.

Kritik am Timing

"Es ist frustrierend, dass diese Änderungen mitten in der Saison erfolgen", klagt Gascoyne stellvertretend für seine Kollegen. Immerhin hätten die Teams viel Geld und Zeit in dieses System investiert. "Wenn Charlie [Whiting] denkt, dass es zu weit gegangen ist, dann ist es richtig, zu handeln, aber es ist frustrierend, dass das ohne Nachfrage während der Saison geschieht."

Diese Ansicht zieht sich durch die Bank durch alle Teams. "Wir sollten solche Änderungen nicht mitten im Jahr vornehmen", schließt sich HRT-Technikchef Geoff Willis an. Man könne darüber diskutieren, warum einige Dinge wie der F-Kanal in der nächsten Saison verboten wurden, andere wie der Massedämpfer schon während einer laufenden Saison. "Aber wir sollten so etwas mindestens ins Reglement fürs nächste Jahr aufschieben, vielleicht noch weiter."

Nur dann könne man in den geeigneten Gremien sinnvoll darüber diskutieren. Ausschließlich bei sicherheitsrelevanten Themen müsse die FIA in Willis' Augen sofort handeln. Sauber-Technikchef James Key sieht hingegen durchaus einen Unterschied zwischen den angeblasenen Diffusoren und dem F-Kanal: "Denn dieser war legal und ein reines Aerodynamikteil. Der Unterschied ist, dass der Motor kein aerodynamisches Teil sein sollte und das wurde als illegal angesehen."

Protesten vorgebeugt

Deswegen sei der F-Kanal erst zur neuen Saison verboten worden, bei den Diffusoren aber sofort eingegriffen worden. Mercedes-Technikchef Ross Brawn nimmt den Weltverband ebenfalls in Schutz. "Wenn sie nicht gehandelt hätten, hätten wohl einige Teams protestiert", betont er. Das wäre nicht gut für das Image der Formel 1 gewesen, da es sicherlich zu Berufungsverfahren und langen Diskussionen geführt hätte.

"Es wird wahrscheinlich auf die beste Art und Weise behandelt, aber wir benötigen Klarheit, wohin die Reise geht", so Brawn. Auch Key hält die Regeländerungen für 2012 für sinnvoll. Man müsse eine weitere Endlosdiskussion wie bei der Traktionskontrolle vermeiden. Allerdings bedeutet dies nicht, dass damit in der Formel-1-Welt für immer Ruhe einkehrt. Brawn weiß aus Erfahrung: "Wie immer in der F1 ist das nächste Thema bereits um die Ecke."