Bevor ich nach Montreal gekommen bin, habe ich erst mal ein paar Tage in New York verbracht und dort Freunde besucht. Jetzt liegt mein Augenmerk natürlich schon wieder auf dem Kanada-GP. Für dort irgendwelche Prognosen abzugeben, ist schwierig, vor allem wird man auch erst einmal sehen müssen, wie sich die Reifensituation entwickelt.

Letztes Jahr war das dort durch die Streckenbedingungen selbst für Bridgestone alles andere als einfach. Andererseits hat sich dadurch ein sehr turbulentes Rennen mit einigen Überraschungen ergeben. Das wäre auch dieses Jahr durchaus möglich. Vielleicht kann dann doch wieder mal jemand Sebastian schlagen, obwohl man ganz klar sagen muss, so wie er die letzten Rennen gewonnen hat, das war schon eindrucksvoll. Denn wirklich leicht hatte er es dabei nie.

Neue Teile in Kanada

Auch wenn in Monaco die rote Flagge sicher ein bisschen geholfen hat - aber allein die Leistung bis dahin mit dem alten Satz Reifen durchzufahren und alle zu kontrollieren, war eindrucksvoll. Wir bei Renault werden auch wieder einige neue Teile mit nach Kanada bringen - und hoffentlich wieder ein bisschen mehr den Anschluss nach vorne finden. Tatsache ist, dass wir vor allem unsere Qualifying-Performance dringend verbessern müssen. In Monaco war das im Prinzip schon das Ende aller Hoffnungen auf eine wirklich gute Platzierung, als da überhaupt nichts lief, vor allem bei Nick. Aber auch bei Vitaly, der wohl auch selbst noch einen Fehler gemacht hat.

Die Rennperformance war dann wieder entschieden besser, aber speziell in Monaco hilft das halt nur bedingt. Wobei diesmal nicht nur Nick, sondern auch Vitaly bis zu seinem Unfall ein wirklich gutes Rennen hatte. Der Crash war für uns alle im Team natürlich erstmal ein ziemlicher Schreck, aber zum Glück war es dann doch nicht so schlimm, wie es am Anfang vielleicht aussah. Vitaly kam noch am Sonntag Abend wieder aus dem Krankenhaus zurück und hatte keine größeren Probleme mehr.

Petrov-Unfall eine typische Monaco-Situation, Foto: Sutton
Petrov-Unfall eine typische Monaco-Situation, Foto: Sutton

Der Crash selbst war halt eine dieser typischen Monaco-Situationen, wo sich auf einmal ein regelrechter Stau an Autos bildet und dann irgendwer am hinteren Ende keinen Platz mehr zum Ausweichen hat, ohne dass man da wirklich die Schuld irgendjemandem geben kann. Auslöser war sicher der Reifenschaden von Sutil, dann ist halt Alguersuari in Hamilton gerutscht - und Vitaly hatte dahinter kaum noch eine Chance. Aber ich habe das selbst von außen erst in den TV-Wiederholungen auseinander sortieren können, was da wirklich passiert ist. Da ist es fast logisch, dass man dann im Auto in den Bruchteilen von Sekunden keine Möglichkeit mehr hat, so etwas zu vermeiden.

Am Samstag haben die Abflüge von Nico Rosberg und Sergio Perez an der Hafenschikane schon für einige Schrecksekunden gesorgt. Zum Glück ging auch da alles relativ glimpflich ab. Generell halte ich es aber für ein bisschen übertrieben, wenn dann immer gleich die Behauptungen kommen, Monaco sei einfach zu gefährlich. Sicher kann und muss man immer überlegen, ob einzelne Stellen noch besser abgesichert werden können - aber deswegen muss man nicht gleich den ganzen Kurs in Frage stellen.

Jenseits von gut und böse

Manchmal wären die Unfälle allerdings auch in Monaco durchaus zu vermeiden - ich sage nur "GP2". Was sich da dieses Jahr schon im Qualifying abgespielt hat, war wirklich jenseits von gut und böse. Ich bin da nun auch schon GP2-Qualifyings gefahren, mit 26 Autos gleichzeitig auf der Strecke, aber so ein Chaos wie diesmal haben wir nie fabriziert. Man muss halt auch beim langsam fahren ein bisschen aufpassen, man darf das nicht erzwingen und einfach irgendwo quasi stehenbleiben. Da muss es fast zwangsläufig krachen.

Im Rennen war auch wieder einiges los - und ich muss sagen, mein früherer Teamchef, Paulo Jackson von iSport, tut mir inzwischen wirklich leid. Nicht nur, dass Sam Bird aus der Pole Position nicht wegkam und damit eine Riesenchance vertan hat. Nein, später im Rennen hat es zwischen ihm und seinem iSport-Teamkollegen Marcus Ericsson auch wieder gekracht. Ich glaube, schon zum vierten Mal in dieser Saison. Und auch wenn in Monaco Sam die Strafe dafür bekommen hat.

Meiner Meinung nach ist in der Mehrzahl der Fälle eher Ericsson der, der ein bisschen arg stur zu Wege geht und damit den Ärger macht. Auch in Monaco war Bird nach dem verpatzten Start von hinten kommend, um Welten schneller, als er auflief, hatte noch Chancen, weiter vor zu kommen, er ist in der Meisterschaft im Titelrennen. Da ist es halt die Frage, ob man dann als Teamkollege so mit aller Macht dagegenhalten muss...