Verrückte Formel-1-Welt: Am Sonntag ging Fernando Alonso überraschend in Führung, nur um dann am Ende des Spanien GP von Sebastian Vettel und Lewis Hamilton überrundet zu werden, gegen die er zu Rennbeginn noch um die Führung gekämpft hatte. Nur vier Tage später stand Alonso wieder an der Spitze, allerdings im zweiten Freien Training in Monaco. Dennoch: Dank des freien Freitags darf sich Ferrari einen Tag länger auf dem Platz an der Sonne rühmen. Im Fürstentum kein zu unterschätzender Vorteil.

Aber was macht Ferrari auf einmal so stark? Schließlich wurde Fernando Alonso noch vor wenigen Tagen in Barcelona überrundet... Alonso stapelt tief und verweist auf den Standard-Monaco-Spruch - schließlich sei es erst der Donnerstag gewesen. "In fünf Tagen können sich die Dinge nicht so sehr verändern", betonte der Spanier. "Also sollte Red Bull der Favorit für das Qualifying und das Rennen sein."

Ferrari an der Spitze

Ein Grund für den besseren Speed der Roten sind die Reifen. In Monaco kommen die weichen und superweichen Pirellis zum Einsatz, das kommt dem Ferrari entgegen, der auf der harten Mischung in Barcelona hoffnungslos verloren war. "Wir sind hier stärker, weil wir normalerweise die Reifen nicht ins Arbeitsfenster bringen, da unser Auto zu schonend damit umgeht", erklärt Felipe Massa, der ohnehin ein Extremfall ist - mit harten Reifen fühlt sich der Brasilianer nicht wohl.

Alonso nimmt darauf keine Rücksicht. "Wir sind nicht stark genug, um mit den Anderen zu kämpfen", gesteht er, "also nehmen wir in jeder Session, in jedem Qualifying und in jedem Rennen Risiken." Wozu das führen kann, erlebte er im Vorjahr am eigenen Leib: er flog im 3. Training ab, beschädigte sein Chassis und konnte im Qualifying nicht antreten.

Sebastian Vettel ist auch an diesem Wochenende der Favorit, Foto: Sutton
Sebastian Vettel ist auch an diesem Wochenende der Favorit, Foto: Sutton

Sebastian Vettel hat die Scuderia dennoch auf der Rechnung. "Ferrari war schnell, auch auf Long Runs und mit Felipe", sagte er. "Sie waren schon letztes Jahr hier stark, aber dann hatte Fernando sein Problem im Freien Training. Mit ihnen ist zu rechnen, genauso mit McLaren und Mercedes, bei denen Nico einen starken Eindruck macht."

Red-Bull-Vorteil negiert

Auch Jenson Button kam zu der gleichen Erkenntnis wie Vettel: "Wir sind gut dabei, aber Ferrari sieht hier stark aus", analysierte der McLaren-Pilot. "Mercedes war heute auf einer Runde schnell und Red Bull ist auf jeder Strecke gut unterwegs." Sein Teamkollege Lewis Hamilton ist trotzdem davon überzeugt, dass er sehr weit vorne mitmischen wird. Besonders auf einer Runde sei der McLaren schnell. "Ich bin guter Dinge", sagt Hamilton.

"Ich glaube, es wird bunt gemischt sein, denn es gibt hier keine schnellen Kurven", verriet Marc Surer gegenüber Motorsport-Magazin.com. In Monaco kämen die Aero-Vorteile von Red Bull nicht so sehr zum Tragen. "Wer eine gute Traktion hat oder ein Auto, das gut einlenkt, der kann absolut vorne mitfahren", glaubt Surer. "Es wird darauf ankommen, wer die perfekte Runde hinlegt."

Der Schweizer Ex-Rennfahrer sieht aber dennoch Red Bull als Favoriten an. "Nur haben sie nicht den Vorteil wie in Barcelona", betont er. "Der Fahrer muss drei Sektoren perfekt zusammenbekommen und da ist Alonso - wenn er wie letztes Jahr nicht das Auto in die Leitplanke haut - ein heißer Kandidat."

Und was ist mit Mercedes? "Unser Rückstand auf die Spitze scheint hier geringer zu sein als in Barcelona", meint Michael Schumacher. Das bewies sein Teamkollege Nico Rosberg mit zwei dritten Plätzen am Donnerstag. "Red Bull und McLaren werden sicher noch zulegen, aber wir sollten beim Abstand näher dran sein als zuletzt."