Mit einigermaßen entspanntem Ausdruck stand Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko nach dem Türkei Grand Prix im Fahrerlager des Istanbul Park. Sebastian Vettel und Mark Webber hatten die ersten beiden Plätze eingefahren und zumindest bei Vettel alles fast perfekt funktioniert. Es gab auch keine unnötigen Kollisionen wie etwa im Rennen 2010. "Jetzt ist Istanbul 2010 vergessen", stellte Marko zufrieden fest.

"Bei Sebastian gab es keinen Moment, in der eine Unsicherheit gewesen wäre", berichtete er weiter. Bei Webber war das ein wenig anders gewesen, was für Marko aber einfache Gründe hatte. "Er ist auf der schlechteren Linie gestartet und der Start war auch nicht optimal. Er hat in der Folge ein super Überholmanöver gemacht und wie er Alonso passiert hat, war große, große Klasse und mit entsprechender Aggressivität."

Ferrari keine Überraschung

Dass Ferrari und Alonso so stark gewesen waren, überraschte den Grazer nicht. Es sei das erste Rennen gewesen, in dem die Scuderia und Alonso keine Probleme hatten. "Ansatzweise waren sie schon in den anderen Rennen phasenweise so schnell, aber diesmal waren sie das ganze Rennen schnell. Alonso darf man nie außer Acht lassen", erklärte er. Vorteil für Red Bull war in Istanbul gewesen, dass KERS endlich einigermaßen funktioniert hat. Vettels vierter Stopp war dann eine reine Sicherheitsmaßnahme gewesen, weil genug Zeit dafür war.

Sebastian Vettel musste alles richtig machen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel musste alles richtig machen, Foto: Sutton

Als überlegen wollte Marko die Vorstellung Vettels in der Türkei aber nicht abfeiern. "Wir kamen sieben oder sechs Sekunden vor Alonso ins Ziel. Wir mussten alles richtig machen, das ist auch passiert. Wir hatten, was wichtig ist, von Beginn an bei Vettel freie Fahrt. Wir konnten das Tempo und die Strategie auf die Gegner ausrichten, das ist wesentlich einfacher." Webber musste sich dagegen umorientieren, weil sein erster Reifensatz aufgrund des nötigen Überholmanövers gegen Nico Rosberg schneller abnützte als erwartet.

Vielleicht auch einmal Renault oder Mercedes

Das brachte seinen Rennrhythmus durcheinander. "Wir haben dann den letzten Wechsel hinausgezögert, um ihm optimale Reifen für den Schlussangriff zu geben. Wie gesagt, Mark fuhr, sehr, sehr schnell und ohne den Boxenstopp, der leider 1,5 Sekunden danebengegangen ist, wäre er schon vor Alonso rausgekommen", berichtete Marko. Dass es sich hinter Red Bull mit den Platzierungen immer so durchmischt, machte dem Grazer ebenfalls eine Freude, denn so wächst Vettels Vorsprung in der WM immer gleich ein wenig mehr an. Das könnte nach seinem Geschmack in Barcelona so weitergehen. "Ich hoffe, dass hinter uns nicht wieder Alonso ist, sondern vielleicht einmal ein Renault oder ein Mercedes."

Marko wäre jedenfalls nicht überrascht, sollte sich das Bild in Spanien wieder ändern. "Barcelona ist aerodynamisch sehr diffizil. Es kommen neue Updates für Barcelona, ich könnte mir vorstellen, dass sich das Gesamtbild verändert." Vorne wollte er aber weiter Red Bull sehen und das war für ihn angesichts des Vorjahres auch gut so. "Wenn ich an letztes Jahr denke, die ersten Rennen mit all den Problemen, nicht zuletzt unsere Kollision hier, dann ist das eine deutliche Steigerung. Wenn wir das durchhalten, hoffe ich, dass wir nicht so ein Herzschlagfinale haben wie in Abu Dhabi, sondern dass wir schon in Ruhe feiern können."