Ganz so gewohnt ist er noch nicht an seine neue Rolle als gefragter Mann in der Formel 1: Der Medienauftrieb rund um seine Person in Malaysia schien Vitaly Petrov wirklich zu überraschen. Aber klar nach seinem dritten Platz in Australien ist der Russe auf einmal ins Scheinwerferlicht gerückt, wollen alle mehr wissen über ihn, der bis dahin eigentlich nur als einer galt, der Sponsorengeld und politische Beziehungen in ein Formel-1-Cockpit gebracht hat.

Mit seiner Leistung am Australien-Wochenende zum Saisonauftakt überraschte Petrov freilich sehr viele - einschließlich wohl seines eigenen Teams. Denn auch dort hatte man lange Zweifel, ob aus Petrov wirklich ein erfolgreicher Formel-1-Fahrer zu machen sei. Teamchef Eric Boullier führte Ende letzten Jahres lange Gespräche mit ihm, bevor er der - aus kommerziellen Gründen notwendigen - Vertragsverlängerung zustimmte.

Noch zu unkonstant

Da ging es vor allem um Fragen der professionellen Einstellung, auch des entsprechenden Lebensstils, der Anpassung an die Anforderungen der Formel 1. Petrov beschäftige sich an den Rennwochenenden zu sehr damit, ständig telefonisch in Kontakt mit seiner Familie und Freunden in Russland zu sein, das müsse in Zukunft unterbleiben, die Konzentration allein der Arbeit an der Strecke gelten, das war eine der Forderungen, außerdem verlangte Boullier, dass der Russe auch seinen Wohnsitz nach England, zum Team, verlege, um die englische Mentalität besser kennen- und verstehen lernen.

Gelingt Petrov der Sprung zum Topfahrer?, Foto: Sutton
Gelingt Petrov der Sprung zum Topfahrer?, Foto: Sutton

In Melbourne schien das alles funktioniert zu haben, Petrov lieferte ein fehlerfreies Wochenende ab, gekrönt von einem wirklich starken Rennen, in dem er Fernando Alonso - wie schon 2010 in Abu Dhabi - hinter sich halten konnte. Zwei Fragen sind freilich noch nicht endgültig beantwortet. Erstens, ob Petrov diese Leistungen auch konstant bestätigen kann. Denn den ein oder anderen guten Moment hatte er ja auch 2010 schon - nur wurde das immer wieder durch zahlreiche schlechte, durch unnötige Fehler und dumme Ausrutscher, überschattet.

Technisch nicht so versiert

Zweitens, und das spielt auch eine große Rolle in der Beurteilung darin, ob er es tatsächlich einmal zum Teamleader in einem der guten Teams schaffen kann: Wie entwickeln sich seine technischen Fähigkeiten? Denn da, in der Abstimmungsarbeit, in der Qualität der technischen Aussagen, auch in der Systematik des Herangehens an gewisse Probleme, fehle doch noch einiges, war aus Renault-Kreisen immer wieder zu hören.

Was für diese These spricht: Erst als Nick Heidfeld im Laufe der Wintertests das Auto für Renault aussortiert und auf den richtigen Weg gebracht hatte, kam auch Petrov in die Gänge. Dass er dann in Australien ein Top-Wochenende erwischte, während bei Heidfeld alles schiefging, was nur schiefgehen konnte, verfälschte dort das Bild wohl doch ein bisschen. Die Wahrheit wird sich erst im Laufe der Saison zeigen...