Nico, ist es frustrierend, wenn man nach dem ersten Training das Auto wieder abgeben muss?
Nico Hülkenberg: Ich kann mir auf jeden Fall Schöneres vorstellen. Ich hatte aber auch viele Wochen Zeit, mich daran zu gewöhnen. Ich wusste, was auf mich zukommt und was mich erwartet und dass ich nach dem ersten freien Training meinen Helm an den Nagel hängen muss. Das war mir bewusst. Von daher konnte ich mich darauf einstellen. Nichtsdestotrotz ist es natürlich schade. Aber so ist es nun einmal und ich mache das Beste draus.

Was konntest du heute draus machen?
Nico Hülkenberg: Es ist immer wieder gut, das Auto zu fahren. Man lernt jedes Mal so viel und so viele Dinge, die man hätte besser machen können. Es ist einfach gut, drinzubleiben, das Auto zu fahren, die Strecken weiter zu fahren, die Pirelli-Reifen kennenzulernen... Wenn man ein Jahr komplett raus wäre und dann wieder anfangen würde, wäre es glaube ich schwer. Das trifft auch auf KERS und auf den Heckflügel zu. Das sind all diese Sachen, man muss immer im Tagesgeschäft drin bleiben und von daher ist es noch positiv, wenn ich wenigstes das erste Training fahren kann.

Hast du eine Veränderung bemerkt? Das Auto war ja anders als in Barcelona. Haben die neuen Sachen bei euch funktioniert?
Nico Hülkenberg: Ich glaube, wir haben uns seit Barcelona schon ein bisschen verbessert. Man sieht auch jetzt, dass wir bei den Top-Speeds die Schnellsten waren. In Barcelona waren wir die Langsamsten. Von daher haben wir uns auf jeden Fall verbessert, was die Effizienz des verstellbaren Heckflügels angeht. Aber ich bin zwei Runden gefahren und dann kam dieser Plattfuß. Die Reifen geben einem schlechtes Feedback, wie hart und wo man bremsen kann. Es ist schwer, das herauszufühlen und macht die Sache spannend.

Die Reifen müssen geschont werden, Foto: Sutton
Die Reifen müssen geschont werden, Foto: Sutton

Hast du etwas zu hart gebremst?
Nico Hülkenberg: Es war nicht so hart, aber es gibt einige Bodenwellen und ich glaube, wir haben auch etwas aufgesetzt, wir waren vorne wohl etwas zu niedrig mit der Höhe. Und da stand der Reifen dann. Ich habe viele Fahrer gesehen, bei denen es heftig gequalmt hat und ich glaube, es müssen sich alle noch einmal neu daran gewöhnen, dass man da ziemlich aufpassen muss. Denn von da an sind die Reifen eigentlich hinüber, weil mit diesem Bremsplatten hat man so viel Vibration und Untersteuern, dass die Zeit dann nicht mehr repräsentativ ist.

Und trotzdem bist du dann noch fast 30 Runden damit gefahren...
Nico Hülkenberg: Ja, weil ich sollte für das Team herausfinden, wie lange die Reifen durchhalten, wie lange ich fahren kann, bis sie wirklich am Ende sind. Das habe ich versucht, aber auch nicht ganz so lange, wie ich eigentlich sollte, weil es am Ende wirklich nicht mehr ging. Das war mein Morgen.

Wie fühlt es sich an, wenn es absolut nicht mehr geht? Rutscht man dann nur noch?
Nico Hülkenberg: Es war nicht wegen Reifengrip, sondern wirklich wegen der Vibration. Unglaublich, wie das vibriert und je schneller man fährt, desto schlimmer wird's. Dann noch zu sehen, wo ich bin, vor allem wenn man nahe an die Mauer fährt, wird echt schwer und man wird richtig durchgeschüttelt. Die Lenkung und alles schüttelt, aber ziemlich heftig.

Was wirst du während des Rennens machen? Boxenmauer?
Nico Hülkenberg: Natürlich werde ich mir das Rennen ansehen.

Wird das ein blödes Gefühl?
Nico Hülkenberg: Es wird ein neues Gefühl sein für mich. Ich habe in meiner Karriere noch nie bei einem Rennen zugeschaut, ich war ja selber aktiv. Es wird mit Sicherheit eine neue Erfahrung.

Red Bull hat auch Nico Hülkenberg beeindruckt, Foto: Sutton
Red Bull hat auch Nico Hülkenberg beeindruckt, Foto: Sutton

Wenn du das Team mit Williams vergleichst, wie sieht der Vergleich aus?
Nico Hülkenberg: Es gibt natürlich intern Strukturen, wo hier und da ein paar kleine Unterschiede sind und wo ein bisschen anders gearbeitet wird, aber vom Grundkonzept arbeiten, glaube ich, alle Teams relativ gleich. Das Rad ist rund und das können sie nicht neu erfinden. Und da gibt es einfach gewisse Regeln, die alle verfolgen und von daher ist es kein Unterschied wie Tag und Nacht.

Wo kann Force India dieses Jahr deiner Meinung nach noch hinkommen?
Nico Hülkenberg: Das hängt natürlich ganz stark von der Entwicklung ab. Sie haben noch gute Sachen in der Pipeline, was ich so höre. Hoffentlich schlagen die so ein, wie wir denken.

Denn im Moment seid ihr ja nicht ganz da, wo ihr sein wollt...
Nico Hülkenberg: Nein, nicht da wo wir sein wollen. Mit den ganzen Sachen können wir vielleicht dahin kommen, wo wir am Anfang des vorigen Jahres waren.

Also sichere Top-10?
Nico Hülkenberg: Ja. Aber es ist hart umkämpft. Der Sauber scheint gut zu sein, dann ist da der Toro Rosso und der Renault sowieso. Es ist wirklich sehr dünn da oben.

Nur ganz vorne scheint es nicht dünn zu sein...
Nico Hülkenberg: Red Bull scheint schon einen guten Schritt voraus zu sein. Ich habe auch Onboards von Sebastian und Mark gesehen und das sieht sehr beeindruckend aus, was die im Winter wieder gemacht haben.

Fahren sie die WM unter sich aus, wenn das so weitergeht?
Nico Hülkenberg: Wir haben noch nicht einmal ein Qualifying oder ein Rennen gefahren. Sie waren voriges Jahr auch sehr dominant, immer die Schnellsten und haben letztendlich auch die Weltmeisterschaft gewonnen, das aber relativ knapp. Ich würde noch keine vorschnellen Schlüsse ziehen.