Mit viel Pathos enthüllte Ferrari in Maranello als erstes F1-Team seinen neuen Boliden. Auf dem Heckflügel war eine italienische Flagge abgebildet, mit dem Namen F150 spielte Ferrari auf den 150. Jahrestag der italienischen Einigung an, der 2011 als Staatsfeiertag gefeiert wird. Doch was so schön begann, sollte unschön enden.

Ford schaltete sich ein, weil man seine Namensrechte verletzt sah - Ford vertreibt seit Ende der 70er Jahre einen Pickup-Truck mit dem Namen F-150. Ein Rechtsstreit drohte, doch Ferrari gab klein bei. Die rote Götting trug somit zunächst den Namen "F150th Italia" und heißt mittlerweile "150° Italia".

Domenicali will den Titel, Foto: Sutton
Domenicali will den Titel, Foto: Sutton

Das Team 15 Fahrertitel und 16 Konstrukteurstitel sprechen eine deutliche Sprache. Mit keinem F1-Rennstall ist so viel Tradition verbunden wie mit Ferrari. Kein Team lässt die Emotionen derart hochkochen - und das nicht nur bei den Italienern - wie Ferrari. Dessen ist sich das Team rund um Luca di Montezemolo und Stefano Domenicali bewusst und lässt das durchaus bei der einen oder anderen Streitigkeit mit der FIA oder Bernie Ecclestone durchblicken.

Gleichzeitig stehen Ferrari und jeder Fahrer, der für das Team fährt, unter dem Druck erfolgreich zu sein. 2011 will die Scuderia endlich wieder beide Titel nach Maranello holen. "Wir haben den F150 mit einem ganz einfachen Ziel entwickelt: Wir wollen Weltmeister werden", stellte Domenicali klar.

Alonso wird laut Brundle 2011 alles geben, Foto: Sutton
Alonso wird laut Brundle 2011 alles geben, Foto: Sutton

Die Fahrer Fernando Alonso gilt für viele als bester Fahrer im Feld. Experten wie Niki Lauda sind überzeugt, dass der Spanier schon längst seinen dritten Titel eingefahren hätte, ginge es nur nach den fahrerischen Qualitäten. "Alonso zu biegen, ist schwierig. Er ist schnell, hat viel Erfahrung und macht wenig bis gar keine Fehler", erklärt Lauda. Trotz zweier WM-Titel bleibt ein dunkler Fleck auf Alonsos Erfolgsweste - er konnte in seinem ersten Jahr bei Ferrari nicht den Titel holen.

"Alonso ist massiv frustriert, weil er der Titel verpasst hat. Er wird aus vollen Rohren feuern und alles geben", meint Martin Brundle. Felipe Massa ist seit Jahren fester Bestandteil des Teams, doch auch wenn er und das Team immer wieder das Gegenteil behaupten, hat Massa den Status des Nr. 2 Fahrers. Der Brasilianer darf nur gewinnen, wenn Alonso nicht in der Lage dazu ist, wie sich in Hockenheim 2010 gezeigt hat. In Hinblick auf den Konstrukteurstitel bleibt Massa allerdings ein wichtiger Punktelieferant.

Das Auto überzeugt mit Zuverlässigkeit, Foto: Sutton
Das Auto überzeugt mit Zuverlässigkeit, Foto: Sutton

Das Auto Neben Red Bull machte der 150° Italia bei den Tests die beste Figur. Zwar glänzten Fernando Alonso und Felipe Massa nicht so oft mit Bestzeiten wie Sebastian Vettel und Mark Webber, doch der Ferrari lief bei allen Tests wie ein Uhrwerk. Technik-Probleme? Fehlanzeige, der Bolide performte einwandfrei und ließ keinen Zweifel an seiner Zuverlässigkeit aufkommen.

Allein beim letzten Test in Barcelona spulte der Bolide 374 Runden ab, womit sich Ferrari wieder einmal als Test-Weltmeister entpuppt hat. Mit einem neuen Aerodynamikpaket machte Ferrari einen weiteren Schritt nach vorne. "Der Anpressdruck des Autos ist besser und je mehr Anpressdruck du hast, desto besser ist es, vor allem mit diesen Reifen, die sehr stark abbauen", erklärte Massa.

Saisonziel: Weltmeister

PRO: Der kompletteste Rennfahrer, das wohl größte Budget, die meisten Testkilometer und die größte Tradition und Fangemeinschaft - fast nichts spricht gegen einen Titelgewinn der Scuderia. Fast. Wenn Fernando Alonso die Fehler des Vorjahres abstellt, und das wird er, schließlich wird er sich diese Schmach nicht noch einmal erlauben, und das Auto hält, was die Testfahrten versprechen, kann Ferrari die roten Stiere in diesem Jahr vom ersten bis zum letzten Rennen bei den Hörnern packen. (Stephan Heublein)

CONTRA: Ferrari hat alle Zutaten, um dieses Jahr Weltmeister zu werden. Ein gutes Auto, gute Fahrer, doch wie schon im letzten Jahr hat Red Bull die Nase ein Stück weiter vorne. Der RB7 ist im Gegensatz zum 150° Italia nicht nur zuverlässig, sondern auch verdammt schnell. Wenn sich Vettel und Webber nicht wieder gegenseitig in die Quere kommen, dürfte auch Ferrari Red Bull den Titel nicht nehmen können. (Kerstin Hasenbichler)