Der McLaren MP4-26 sei ein einziges Chaos und habe viele Probleme, meinte BBC-Kommentator Martin Brundle vor kurzem und fällte damit ein ziemlich vernichtendes Urteil. Wenn man bei der McLaren-Führung selbst nachfragt, sieht die Meinung allerdings anders aus. So will sich Teamchef Martin Whitmarsh noch nicht zu irgendwelchen Einschätzungen hinreißen lassen - zumindest offiziell. "Was dieses Jahr betrifft, so ist es einfach zu früh, um etwas Definitives über den MP4-26 oder irgendein anderes Formel-1-Auto des Jahrgangs 2011 zu sagen", erklärte er der offiziellen Website der Formel 1.

Whitmarsh betonte ganz klar, dass er sich den Analysten nicht anschließen wolle, die anhand der Testergebnisse bereits auf die Rennen schließen wollen. "Es genügt, festzustellen, dass wir bei den Tests bisher ein paar Zuverlässigkeitsprobleme hatten, aber wir sind zuversichtlich, dass es nun in die richtige Richtung läuft", sagte der Teamchef. Lewis Hamilton klang am Mittwochabend in Barcelona etwas weniger optimistisch und meinte, der McLaren sei noch kein WM-Auto, könnte das aber mit der richtigen Entwicklung noch werden.

Bekannte Plattform

Das wird auch notwendig sein, wenn das britische Team seinem selbst gesteckten Anspruch gerecht werden will. Denn der Titel ist immer das Ziel, weswegen Whitmarsh 2010 auch nicht als glorreiches Jahr bezeichnen wollte, da Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung zwar geschlagen wurde, Red Bull aber den Titel holte. Dass der Test in Valencia noch mit dem alten Auto gefahren wurde, sah Whitmarsh für die anstehende Saison nicht als Nachteil, sondern als strategisch richtige Entscheidung, um den Einfluss der neuen Pirelli-Reifen isoliert betrachten zu können - auf einer Plattform, die das Team bereits kannte.

"Es war tatsächlich so, dass der erste Test sehr vorteilhaft für uns war, da er uns zahlreiche, rohe Reifendaten lieferte, die wir seitdem analysieren. Während ich also zugebe, dass die Einführung des MP4-26 durch Zuverlässigkeitsprobleme beeinflusst war, stehen wir zu unserer Entscheidung, seine Vorstellung um einen Test zu verschieben." Den Plan, in Barcelona den Donnerstag nicht zu testen und stattdessen nach Freitag noch am Samstag zu fahren, verteidigte Whitmarsh ebenfalls. Dadurch sei das Arbeitsfenster größer und man könne auch noch mit spät gelieferten Teilen arbeiten. "Die späte Lieferung von Teilen ist im Vorlauf zum ersten Rennen immer kritisch."

Fair zu Pirelli

Kaum Sorgen machte sich Whitmarsh wegen des Einflusses der Reifen. Der Kritik am starken Abbau wollte er sich jedenfalls wieder nicht anschließen, sondern betonte abermals, dass die verminderte Haltbarkeit von vielen Seiten gewünscht worden ist. "Daher ist es unfair, Pirelli dafür zu kritisieren, dass sie genau das liefern, was die Interessenten wollten, oder?" Seinen Fahrern Jenson Button und Hamilton traute er ohnehin zu, dass sie sich an die Gummis gewöhnen werden - so wie der Rest der Spitzenfahrer auch. Vor allzu großem Betrieb an den Boxen hatte er keine Angst. "Wir haben immer Rennen erlebt, die an den Boxen gewonnen und verloren wurden und ich bin mir sicher, 2011 wird da nicht anders. Wir hatten zudem schon früher zwölf Teams und 24 Autos - manchmal mehr. Daher bin ich nicht besorgt."