Pro: Massa kommt wieder

von Stephan Heublein

Die Saison 2010 verlief nicht nach Felipe Massas Geschmack, der Teamorder-Skandal von Hockenheim stempelte ihn früh zur Nummer 2 ab. Doch das muss in dieser Saison nicht so bleiben. Auch Michael Schumacher war einst die klare Nummer 1 und musste in seiner letzten Saison öfter als ihm lieb war zusehen, wie Massa schneller war. Später ließ Massa auch Kimi Räikkönen hinter sich und fuhr um die WM.

Die Auswirkungen von Massas Ungarn-Unfall 2009 sollten mittlerweile weitgehend verheilt sein. Zwar betonte der Brasilianer stets, dass er schon im letzten Jahr fit gewesen sei, doch der langjährige Rennarzt Prof. Sid Watkins sagt, dass es nach einer schweren Kopfverletzung normalerweise zwei Jahre dauert, bis er wieder an seine Leistungen anschließen kann.

Felipe Massa glaubt an seine Chance, Foto: Sutton
Felipe Massa glaubt an seine Chance, Foto: Sutton

"Felipe kam sehr schnell zurück und ich glaube, er war nicht auf Anhieb dabei", sagt Watkins. Trotzdem traut er Massa weiterhin Großes zu - selbst den Weltmeistertitel. Dass er das Zeug dazu hat, bewies er in der Saison 2008, in der er sich für 23 Sekunden sogar als Champion fühlen durfte. Damit er den erwiesenermaßen starken Teamkollegen Fernando Alonso schlagen kann, muss aber das Material stimmen.

Im letzten Jahr klagte Massa viel über die letzte Generation an Bridgestone-Reifen, vor allem die harten Pneus bereiteten ihm massive Probleme. Auch andere Fahrer beschwerten sich über ähnliche Probleme. Sollte sich das mit den Pirellis verändern und Massa damit wieder an alte Leistungen anknüpfen können, dürfte er auch im Team die nötige Rückendeckung genießen. Zwar hat sich Alonso als klarer Herrscher etabliert, aber Massa ist in den Herzen der Teammitglieder immer noch das Eigengewächs, das man lieb gewonnen hat - wenn denn nur die Leistung stimmt.

Contra: Massa hat keine Chance

von Kerstin Hasenbichler

Während Fernando Alonso bis zum letzten Rennen um den Titel kämpfte, musste sich Felipe Massa 2010 mit Rang sechs in der Fahrerwertung begnügen. Zwar hat er noch einen Vertrag bei Ferrari bis 2012, doch das war für die Scuderia noch nie ein Hindernis.

21. wird Massa sicher nicht, aber vor Alonso landet er am Ende wohl auch nicht, Foto: Ferrari
21. wird Massa sicher nicht, aber vor Alonso landet er am Ende wohl auch nicht, Foto: Ferrari

Fakt ist: Wenn Massa sein Ferrari-Cockpit behalten will, dann muss er sich diese Saison deutlich steigern. Der Brasilianer gilt zwar als schneller Pilot, doch gegen den zweifachen Champion Alonso sah er sowohl im Qualifying als auch im Rennen ziemlich blass aus. Der Spanier holte fünf Siege, Massa keinen einzigen. Im Scherz spekulierte Präsident Luca di Montezemolo, ob vielleicht gar nicht der Brasilianer im Auto saß, sondern dessen Bruder.

In Hinblick auf die neue Saison sieht es für Massa nicht besser aus. Zwar hofft er, dass mit dem Wechsel auf Pirelli-Pneus, seine Reifenprobleme der Vergangenheit angehören, doch noch gibt es in Sachen Pirelli-Reifen viele Fragezeichen. Bis dato haben die Piloten noch keinen Regenreifen getestet, was vor allem wieder für Massa - der nicht gerade als Regengott gilt - ein Nachteil ist.

Zudem ließ Massa gegen Saisonende das brasilianische Temperament vermissen. Der Ferrari-Pilot wirkte lustlos, ließ den nötigen Willen vermissen, den es braucht, wenn man in der Formel 1, um Siege und Titel mitkämpfen will. Derartiges kann sich Massa 2011 nicht mehr leisten - speziell gegen einen Teamkollegen wie Fernando Alonso.