Seit einem Jahr ist Jean Todt mittlerweile als FIA-Präsident in Amt und Würden. Eine Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr ist dabei seine oberste Priorität. Was das Sportliche betrifft, so ist Todt noch viel mehr Fachmann - und sieht auch hier genügend Handlungsbedarf für die Zukunft.

Die Motorsport-Saison 2010 neigt sich dem Ende zu und Jean Todt ist zufrieden mit den Fortschritten in diesem Jahr. Erstmals seit langem gab es in der Formel 1 weniger Streitpunkte zwischen Teams, Herstellern, Fahrern und der FIA. Geht es nach Todt, soll sich dieser Trend fortsetzen.

"Ich bin Pazifist", so der Franzose. "Ich denke, solange dabei Fortschritt gewährleistet ist, ist Harmonie der beste Weg", sagte der FIA-Chef und fügte hinzu: "Nur wenn das Vermeiden von Konflikten auch gleich Stillstand bedeutet, dann bin ich dafür, diese Konflikt auszutragen, damit sich etwas bewegt. Die Welt und die Gesellschaft haben sich stark verändert. Und das müssen auch wir bei der FIA sehen", sagte Todt im Bezug auf die Wirtschaftskrise der letzten Jahre.

Viel Lob für Vorgänger Mosley

Was den Rennsport betrifft, wollte Todt auch seinem Vorgänger Max Mosley danken. "Er hat hier über sechzehn Jahre lang ganz bemerkenswerte Arbeit geleistet. Allein, was die Sicherheit betrifft - und ich klopfe auf Holz - aber wir haben seit 1994 in der Formel 1 keinen tödlichen Unfall mehr gehabt und das ist sensationell. Daran sollte man sich immer erinnern", meinte der Franzose.

Auch was die Reduzierung der massiven Kosten in den vergangenen Jahren betraf, äußerte sich der FIA-Präsident: "Noch vor einigen Jahren gab es für jedes Auto, an jedem Wochenende drei Motoren - einen für das Training, einen für das Qualifying und einen für das Rennen am Sonntag. Jetzt haben wir nur noch acht Motoren für die ganze Saison. Das sind schon gravierende Veränderungen und ich denke, das sollte man anmerken", so Todt.

Auch zu der allseits bekannten Streitfrage in puncto Stallregie äußerte sich der Ex-Ferrari-Rennleiter und stellte klar, dass man auch auf diesem Sektor etwas verändern werde. "Wir haben dazu bereits eine Arbeitsgruppe gebildet und einen Antrag auf Änderung vorgebracht. Am 9. Dezember werden wir dieses Problem im Rahmen des Meetings in Monte Carlo konkret ansprechen und ich erwarte eine baldige Lösung", erklärte der Franzose.

"Wie gesagt - ich bin nicht gegen Teamorder, aber gegen Lügen. Es ist wichtig, dass man die Ehrlichkeit besitzt, alles zu erklären und zu sagen, dass man etwas getan hat und warum man es getan hat. Daher ist es völlig inakzeptabel, erst eine Teamorder anzuwenden und danach das ganze Team darum zu bitten, zu lügen", stellte Todt klar, der hinzufügte, dass diese "Scheinheiligkeit" angesprochen werden müsse.

Abgesehen von dieser Streitfrage zeigte er sich zufrieden mit dem Ausgang der Saison: "Warum haben sie es noch nie auf die Reihe bekommen, einen guten Film über die Formel 1 zu machen?", fragte Todt. "Weil die Rennen sowieso stärker sind als jeder Film. Es gibt einfach Szenarien, die wir uns nicht mal vorstellen können und so war das auch beim Finale in Abu Dhabi. Genau deshalb besteht dieses ganze Interesse und der Enthusiasmus für den Sport", so Todt. Nun will der FIA-Präsident diese Präsenz der Formel 1 nutzen, um sie auf andere Sektoren auszuweiten.

Fahrer als Vorbidler

Dabei denkt Todt vor allem an die Sicherheit. "Ich denke, die Formel 1 könnte ein guter Botschafter sein. Wenn einem Jenson Button, Fernando Alonso, Felipe Massa, Michael Schumacher oder Lewis Hamilton sagen, dass man gut und sicher fahren soll, bewirkt das sicher mehr, als wenn diese Worte von irgendeinem Präsidenten oder Minister kommen", so der Franzose.

Bei letztgenanntem Fahrer sollte sich Todt seine Worte aber vielleicht lieber noch einmal überlegen - Lewis Hamilton war auf öffentlichen Straßen bekannterweise schon öfters in interessante Manöver verwickelt. Deshalb führte die FIA für die Zukunft die Möglichkeit ein, einem Fahrer die Superlizenz zu entziehen, sollte er sich im Straßenverkehr zu sehr daneben benehmen.