Das Brasilien-Wochenende war für mich ein sehr emotionales Erlebnis. Das fing schon mit der Vorpremiere des Dokumentarfilms über Ayrton an, am Mittwoch vor dem Rennen. Es war wirklich sehr emotional, gar nicht so einfach, da im Kino meine Gefühle zu kontrollieren. Diese Bilder zu sehen, brachte natürlich sehr, sehr viele Erinnerungen zurück, auch an kleine Dinge, die ich zum Teil vergessen hatte. Meine persönlichen Erinnerungen betreffen natürlich vor allem die Ferienzeiten, die ich zusammen mit Ayrton in unserem Haus in Angra verbracht habe, unsere "Jet-Ski-Rennen", die Fahrten mit dem Boot, hinaus zum Öl-Pier, auf dem er immer gelaufen ist, zu den Inseln...

Aber was mich besonders berührt hat, waren die Bilder, die Ayrton zusammen mit seinen Eltern, also meinen Großeltern, zeigen, die deutlich machen, wie eng diese Bindung war. Dass mich das so bewegt, kommt bestimmt vor allem daher, dass ich weiß, wie schwer es vor allem für meinen Großvater, Senhor Milton, war, jetzt meine eigene Rennkarriere zu akzeptieren... Aber auch viele der Onboard-Aufnahmen und Rennszenen aus bisher unbekannten Perspektiven sind faszinierend. Ich werde mir das bestimmt alles noch ein paar Mal anschauen, um es genau zu studieren.

Ich glaube auf jeden Fall, dass der Film sehr gut zeigt, wer Ayrton war, ob nun als Rennfahrer oder auch als Mensch - und die große Bedeutung, die er vor allem für Brasilien hatte und auch bis heute immer noch hat... Ich habe das auch den Machern des Films, Asif Kapadia, Manish Pandey und James Guy-Reese, gesagt, dass sie wirklich einen tollen Job gemacht haben.

Es war dann natürlich auch etwas ganz Besonderes, das erste Mal überhaupt ein Rennen in meiner Heimat Brasilien zu fahren, von Anfang an die Emotionen, die Herzlichkeit der Fans dort zu spüren. Vor allem der Empfang, den sie mir in der Startaufstellung bereitet haben, war sensationell, mit ihren Gesängen, mit dem Jubel, als ich zu ihnen hin bin, an den Zaun.. Mein Reifenmann Mark trägt praktisch an jedem Rennsonntag ein T-Shirt von Ayrton unter seinem Overall, auch diesmal wieder. Ich habe ihn dann quasi an der Hand genommen, wir haben das gemeinsam den Zuschauern auf der Tribüne gezeigt, da waren sie noch mehr begeistert...

Die Fans feierten Bruno bei seinem Heimrennen, Foto: Sutton
Die Fans feierten Bruno bei seinem Heimrennen, Foto: Sutton

Ich bin sicher, dass mir die Liebe und Begeisterung der Fans noch zusätzliche Energie für das Rennen gegeben hat, das für unsere Verhältnisse sehr gut lief. Es war sicher eines meiner besten des Jahres, wie in Ungarn war ich die ganze Zeit am absoluten Limit, was auch dadurch möglich wurde, dass die Balance das ganze Rennen über ordentlich war. Wir bekamen auch nicht die Probleme mit dem Reifenverschleiß, die wir nach dem Qualifying noch befürchtet hatten. Ich glaube, es war eine ganz gute Idee, dass ich meinem Ingenieur gesagt habe, dass wir den Reifendruck auch bei den harten genauso lassen sollten wie bei den weichen - das hat genau gepasst.

Ich konnte praktisch die gleichen Zeiten fahren wie Timo im Virgin, auch auf die Lotus habe ich nur im Mittelsektor etwas an Zeit verloren. Gleich nach der Safety-Car-Phase, in der zweiten Runde nach dem Neustart, habe ich sogar mal versucht, ihn zu überholen. Aber wenn man mit schon ziemlich abgefahrenen Reifen ganz dicht hinter jemandem aus einer Kurve kommt, ist das nicht so einfach. Es hat nicht funktioniert, danach hat sich auch keine echte Chance mehr ergeben. Also habe ich es lieber gelassen. Ich wollte auf jeden Fall das Rennen beenden. Es war schon ein spezielles Gefühl, bei meinem ersten Heim-GP die Zielflagge zu sehen.

Jetzt gilt es, die Saison in Abu Dhabi mit einem mindestens genauso guten Rennen zu Ende zu bringen, und danach sehen wir weiter, was die Zukunft angeht.