Es könnte kaum eine bessere Strecke geben, um den WM-Endspurt einzuläuten. Suzuka gilt neben Spa-Francorchamps als eine der besten und anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt. Wer hier schnell ist, hat wirklich ein gutes Auto und ist ein guter Fahrer.

In der WM-Wertung machen sich weiterhin fünf Fahrer Hoffnungen, am Ende in Abu Dhabi mit dem größten Weltmeisterpokal dazustehen. Die besten Karten hat immer noch Mark Webber, der die WM mit elf Punkten Vorsprung auf Fernando Alonso anführt. Dahinter reihen sich Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Jenson Button ein. Doch der Titelkampf verlangt seinen Tribut...

Die Nerven

Am Donnerstag konnte es Red-Bull-Teamchef Christian Horner nicht lassen, zu betonen, dass die Nerven bei seinen Fahrern und in seinem Team nicht flattern würden. Alle seien ruhig und entspannt. Ganz anders sah das am Freitagvormittag bei McLaren aus. Nach zwei Kollisionen in den letzten beiden Rennen verursachte Lewis Hamilton den Crash-Hattrick - diesmal ohne gegnerische Beteiligung und nur im Freien Training.

Den Schaden hatte er trotzdem. "Das ist schon blöd für ihn", sagt Christian Danner. "Gerade hier bekommt man mit, wie sich die Strecke und das Auto verändern. Alle anderen sind an dieser Stelle abgeflogen, aber nicht in die Wand gefahren - das war saublöd. Aber er kann halt nicht anders." Soll bedeuten: Hamilton kann einfach nicht zurückhaltend und langsam fahren, auch nicht am Freitag.

"Die Runde war extrem schnell und da bin ich zu weit hinausgekommen", erklärte Hamilton. "Meiner Ansicht nach war es nicht einmal soweit, aber ich kam auf den Kies und durch den Kies rutschte ich in die Mauer", erzählte Hamilton. Ersten Berichten zufolge muss das Chassis am MP4-25 gewechselt werden und der Schaden am neuen Heckflügel verlangt sogar danach, dass aus England so rasch wie möglich neue Teile nach Japan geliefert werden.

Sebastian Vettel war der schnellste Mann am Freitag, Foto: Sutton
Sebastian Vettel war der schnellste Mann am Freitag, Foto: Sutton

Die Probleme sind auch Sebastian Vettel nicht verborgen geblieben. "McLaren hatte heute einen schweren Tag, schon im ersten Training hat man gesehen, dass sie sich etwas schwer tun, gerade in Kurve 8, wenn man da etwas weit rauskommt, verliert man das Auto", so Vettel. Auch Jenson Button und Michael Schumacher rodelten an dieser Stelle durchs Kiesbett. Hamilton rechtfertigte seinen Einsatz so: "Manche Piloten haben heute größere Fehler gemacht als ich und weniger Schaden am Auto davon getragen."

Aber nicht nur Hamilton steht unter Druck. Fernando Alonso versucht auch Vettel und Webber in Fehler zu hetzen. "Wir müssen sie pushen", sagte Alonso. "Wir müssen sie dazu bringen, dass auch sie pushen müssen und kein leichtes Wochenende haben." Dabei muss Ferrari jedoch darauf aufpassen, dass sie ihre ausgereizte Motorensituation nicht überbeanspruchen. Im Gegensatz zu den Red-Bull-Fahrern hat Alonso keinen frischen Motor mehr in der Hinterhand.

Der Speed

"Im Trockenen ist Red Bull eine Klasse für sich", sagt Christian Danner. Das beweisen die beiden Doppelbestzeiten von Vettel und Webber in den Freitagstrainings. "Ich wusste, dass wir hier stark sein würden", bestätigt Vettel. "Wir wissen, dass wir auf der Geraden nicht die Schnellsten sind, dafür können wir es in der Kurve herausholen. Mittelschnelle bis schnelle Kurven kommen uns entgegen - dafür ist Suzuka ein Paradebeispiel."

Allerdings warnt Vettel davor, die Freitagszeiten zu stark zu bewerten. Noch wisse man nicht genau, wo die Verfolger liegen. Auch die vier Zehntel Abstand zwischen den beiden Red-Bull-Piloten beunruhigen Webber nicht. "Ich kämpfe am Freitag normalerweise nicht", sagte der Australier. "Er [Vettel] machte ein paar Runden mehr als ich und ging am Ende auf eine Rundenzeit. Wie üblich hat er sich nicht ausgeruht, aber am Sonntag zählt es."

Button gibt sich trotzdem pessimistisch. "Wir sind weiterhin hinter der Pace der Red Bulls", sagt der amtierende Weltmeister. Für den Japan GP hatte McLaren ein Update im Gepäck, doch die neuen Teile haben nicht den erwarteten Schritt nach vorne gebracht. "Ich habe die neuen Teile heute einige Runden lang getestet und ich bin noch nicht ganz glücklich damit", so Button. "Ich bin zwar überzeugt, dass wir das Maximum aus den neuen Teilen herausgeholt haben, aber wir müssen morgen noch weiter an der Aerodynamik arbeiten."

Fernando Alonso möchte Red Bull in einen Fehler treiben, Foto: Sutton
Fernando Alonso möchte Red Bull in einen Fehler treiben, Foto: Sutton

Fernando Alonso hat McLaren noch nicht abgeschrieben. "Warten wir am besten auf morgen, bevor wir ein Urteil über die Situation in Suzuka abgeben", sagt der Ferrari-Pilot. "Theoretisch sieht Red Bull hier unschlagbar aus, so wie außer in Monza eigentlich immer. Aber es gab einige Rennen, wo sie am Sonntag dann geschlagen wurden." Er selbst hat sich im Qualifying die Top-5 zum Ziel gesetzt.

Das Wetter

Besondere Würze könnte der für Samstag prognostizierte Regen mit sich bringen. Alonso macht sich deswegen aber keine Gedanken. "Auf dieser Strecke kann man normalerweise überholen, wir müssen uns morgen also keine Sorgen machen, egal wo wir stehen", glaubt er. "Insgesamt mache ich mir keine Sorgen wegen der Regenleistung, aber wir wissen, dass bei Regen Glück eine große Rolle spielt. Man kann eine Runde mit etwas weniger Wasser haben und zwei Sekunden schneller sein." Man müsse zur rechten Zeit mit dem richtigen Reifen an der richtigen Stelle sein.

Etwas mehr Bedenken hat Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko. "Im Trockenen sieht es sehr gut aus", sagt er. "Aber der Regen morgen hilft uns bestimmt nicht. Der bringt uns mehr Nachteile." Diese Meinung teilt Vettel nicht. "In der Regel sind die Autos, die im Trockenen schnell sind, auch im Nassen gut, vor allem wenn man sich bei der Balance wohl fühlt", meint er. "Normalerweise schnallt man dann Regenreifen drauf und es sollte genauso gut laufen. Auch im Nassen haben wir eine gute Chance."