Geht es nach der Meinung von Renault-F1-Vorstand Gerard Lopez, dann wäre die Formel 1 gut beraten, wenn sie sich in Zukunft mehr Mühe gäbe, sich selbst zu promoten. Dazu gehört für ihn, das Internet besser zu nutzen und die Fahrer näher an die Fans zu bekommen. Damit steht Lopez nicht alleine da, auch Martin Whitmarsh hatte zuletzt öfter betont, das Management des Sports könnte besser laufen. "Formel 1 muss sich als globaler Sport besser vermarkten. Wahrscheinlich muss sie auch mehr umsetzen, was eine andere Sache ist. Promoten heißt, Geld in etwas stecken und hoffen, dass man bekannt wird, mehr umsetzen, heißt Geld machen", meinte Lopez gegenüber Autosport.

Er war der Ansicht, die Formel 1 müsste noch weitere Angebote zu ihrem bestehenden Paket hinzufügen, er glaubte aber, dass Bernie Ecclestone das wohl bereits untersucht. "Die Zukunft des Sports ist Evolution durch Addition weiterer Medien-Kanäle und gesteigerte Umsätze. Die Zukunft des Sports ist auch eine neue Geografie, die er zu erreichen versucht. Um dort Zuseher zu erreichen, wissen wir alle, was zu tun ist - man braucht einen erfolgreichen Fahrer aus diesen Gegenden", erklärte er. Lopez betonte aber, dass der Sport sich auch von innen verändern muss, das beginne schon damit, wie die Piloten an Grand Prix Wochenenden mit den Fans in Kontakt kommen.

Niemand wird sie umbringen

"Es ist sehr einfach, die Formel 1 als Sport zu kritisieren und sich nicht zu kümmern, aber wir drängen unsere Fahrer dazu, ohne Security oder anderes herumzugehen, auch einen Kilometer bis zu ihren Autos. Warum? Weil wir denken, das ist eine gute Sache und niemand wird sie umbringen. Niemand wird sie ausrauben. Die Leute werden sie höchstens berühren. Das ist nicht das Ende der Welt, oder? Wenn man die Fahrer zu sehr beschützt, ist das ein erster Schritt, um nicht nahe an den Fans zu sein", sagte Lopez.

Die Fans wären gerne näher an den Fahrern, Foto: Sutton
Die Fans wären gerne näher an den Fahrern, Foto: Sutton

Zudem hatte er festgestellt, dass die Fahrer es genießen, den Fans nahe zu sein, außer es wird ihnen gesagt, sie sollten das nicht tun. "Vitaly und Robert geben eine Stunde lang Autogramme und das sind die kleinen Dinge, wo man sich sagt, auch wir als Teams müssen einen besseren Job machen. Manchmal auch einen besseren Job, indem wir nichts tun - das bedeutet, nicht zu viele Regeln aufstellen." Denn er fand es nicht richtig, dass die Leute in der Formel 1 glauben, ein Paddock von 200 mal 50 Metern sei das Zentrum des Universums, denn das sei es nicht. "Wir könnten also einiges gewinnen, wenn wir bei gewissen Dingen etwas entspannter wären."

Nur ein paar Stunden

Bei GP2-Fahrern war Lopez aufgefallen, dass sie zunächst sehr froh sind, wenn sie in die Formel 1 kommen und sich freuen, wenn jemand sie erkennt. Nach zwei oder drei Jahren in der Formel 1 seien sie dann aber der Ansicht, das sei nur Zeitverschwendung. "Also bitte. Man fährt ein paar Stunden und hat ein paar Stunden Debrief. Sie könnten mehr Zeit mit den Fans verbringen", erklärte er. Besonders kritisieren musste er aber, dass sich die Formel 1 als Unternehmen bislang kaum um das Internet gekümmert hat, sondern einfach abwartete.

"Man kann es falsch machen, so wie die Musik-Industrie, wo man zu Anfang gar nichts tat, dann etwas Halbgares kam und man schließlich eine problematische Situation hatte. Bernie hat gewartet, bis der Markt gereift war und niemand kann die Formel 1 in punkto Sicherheit kritisieren - sie war ein gut geschütztes Modell -, also ist es jetzt an der Zeit zu handeln. Die Formel 1 muss nicht berühmter werden, aber sie muss besser darin werden, abseits von Fernsehrechten Geld zu machen", sagte Lopez. Zwar sah er ein, dass aufgrund der Fernsehverträge in vielen Ländern eine Ausstrahlung der Rennen über das Netz schwierig wird, aber er sah durchaus andere Möglichkeiten, um Geld aus der Formel 1 zu schlagen.

Historische Aufnahmen

"Da gibt es beispielsweise die ganzen historischen Aufnahmen - und die Leute würden dafür bezahlen. Ich würde mir zum Beispiel liebend gerne den Ayrton Senna-Alain Prost Unfall in Suzuka ansehen und ich würde bezahlen, damit ich monatlichen Zugang zu jedem Rennen habe, das ich ansehen will. Wir wissen, alle Rennen, auch die in schwarz-weiß, sind mittlerweile digitalisiert, also gibt es viel historisches Material, das man verkaufen kann", meinte er. Dann sah er noch die Möglichkeit, die Wettanbieter mehr einzubeziehen, gleiches galt für Spiele, bei denen man in Echtzeit am Rennen teilnehmen könne. Lopez sah in diesem Punkt durchaus auch die Teams gefordert, gute Vorschläge zu machen, denn Ecclestone habe durchaus den Willen, etwas weiterzubringen.