Es war mal wieder so weit. Am Freitag war der letzte Schultag. Somit hieß es auch für sechs Deutsche und einen Schweizer im länderübergreifenden Fernunterricht: Es ist Zeugnis-Zeit!

Einer musste vor den so genannten Giftzetteln keine Angst haben. Denn Sebastian ist als Klassenprimus und Streber Nummer 1 natürlich auch diesmal unumstritten. Sein Zeugnis trieft nur so vor Lobeshymnen: "Sebastian brauchte für seine Aufgaben weniger Zeit als geplant, weil er umgehend und konzentriert damit begann", hieß es darin.

Sebastian kann bei seinen Noten gut lachen, Foto: Sutton
Sebastian kann bei seinen Noten gut lachen, Foto: Sutton

Seine Mitschüler hängte er wie immer deutlich ab. "Ich glaube, dass bei dem Abstand viele dazu neigen übereifrig zu sein", analysierte Sebastian den Notenspiegel seiner Klasse. "Ich denke, es wird noch enger werden." Anfeindungen seiner Mitschüler hat er trotz seiner Traumnoten nicht zu befürchten. "Im Ernst, wir haben ein normales Verhältnis. Jeder gibt sein Bestes und als Sportler muss man bis zu einem gewissen Grad ein Egoist sein."

Michael kennt das nur allzu gut. Vor einigen Jahren war er noch der Klassenbeste. Doch nachdem er drei Klassen übersprungen hat, kann er irgendwie nicht mehr an seine Leistungen von früher anknüpfen. "Wir müssen herausfinden, ob es spezielle Gründe gibt, warum wir hinten liegen", sagt er. "Ich hoffe, dass unsere Leistung morgen besser ist."

Ganze 1,6 Notenstufen lagen zwischen ihm und dem Klassenprimus Sebastian. "Das war ein bisschen ernüchternd", gestand Michael. Deshalb führte er bereits ein ernstes Gespräch mit Klassleiter Ross. "Ich habe Ross verschiedene Dinge erklärt, die wir noch verbessern müssen. Aber das macht man auch, wenn es gut läuft", betonte Michael. In dessen Zeugnis hieß es: "In der Regel folgte Michael dem Unterrichtsgeschehen eher still und aufmerksam."

Michael und Nico müssen noch nachsitzen, Foto: Sutton
Michael und Nico müssen noch nachsitzen, Foto: Sutton

Mit ähnlichen Lernproblemen hatte Nico zu kämpfen. "Meine Zeit ist nicht repräsentativ. Aber ich denke, dass wir uns generell hinter der Spitze befinden", war er ehrlich. Lehrer Ross schrieb deswegen in Nicos Zeugnis: "Bei der Anfertigung schriftlicher Arbeiten bemühte er sich um eine gefällige Darstellung, was jedoch meist zu viel Zeit beanspruchte."

Adrian wünschte sich eigentlich nur eins: Hitzefrei. "Das größte Problem ist die Temperaturen im Griff zu haben, aber es ging ganz gut", erklärte er. Dann war es also nur halb so schlimm mit der Hitze. "Wir sind clever genug, um zu wissen, was zu tun ist", bestätigte Adrian. In seiner Zeugnisbeurteilung konnte man deshalb auch lesen: "Adrians Selbstsicherheit nahm zu, wodurch er den Umgang mit eigenen Fehlern und Schwächen gut meisterte."

Nico, den in seiner Klasse alle nur "Hülki" nennen, war mit seinen Leistungen in diesem Schuljahr zufrieden, er zog sogar Parallelen zum letzten Zeugnis. Trotzdem hatte er am Zeugnistag kurz vor der Ausgabe durch den Lehrer etwas Bammel: "Hoffentlich geht alles gut", sagte er. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. Seine Beurteilung war "gut": "Aufgeschlossen und konzentriert folgte Nico dem Unterrichtsgeschehen und beteiligte sich aktiv und mit fundierten Beiträgen daran." Nachdem er das gelesen hatte, atmete Nico auf. "Das war ein guter Tag."

Timo möchte bei der nächsten Arbeit eine bessere Note schreiben, Foto: Sutton
Timo möchte bei der nächsten Arbeit eine bessere Note schreiben, Foto: Sutton

Für Timo fiel das Zeugnis weniger erfreulich aus. Obwohl er sich in den letzten Wochen des Schuljahres immer weiter steigerte, drückten die schwachen Leistungen des ersten Halbjahres seinen Notenschnitt nach unten. "Teilweise brachte Timo seine Arbeitsmittel nicht vollständig mit zum Unterricht", heißt es da zum Beispiel in Timos Beurteilung, da er zu Jahresbeginn doch gerne mal das eine oder andere Teil verlor. Auch seine Arbeitsgeschwindigkeit ließ zu wünschen übrig. Aber daran arbeitet er hart, wie er betont: "Wir sind noch nicht dort, wo wir sein möchten, dennoch haben wir eine gute Basis."

Sebastien ist gerade erst aus der Schweiz in die Stadt gezogen. Vielleicht kümmerte er sich deshalb so gut um den spanischen Austauschschüler, der in seinem Physikprojekt mitwirkte. "Ich hatte den alten Diffusor, mein Teamkollegen den neuen, jetzt müssen wir schauen, wie viel es bringt und ob alles richtig funktioniert", sagte Sebastien, der dafür ein "sehr gut" im Zeugnistext erhielt: "Eigenverantwortlich und zuverlässig übernahm er in der Gemeinschaft Aufgaben." Somit gab es dann doch nicht nur für Sebastian eine 1.