In Valencia musste sich Timo Glock erstmals in diesem Jahr Lucas di Grassi im Qualifying geschlagen geben, was dem Deutschen natürlich nicht besonders schmeckte, ihn aber auch nicht bis ins Mark erschütterte. Die Gründe für seine Probleme kannte er. Virgin war mit einem mechanischen Update nach Valencia gekommen, dann hatte er nach einem ordentlichen aber nicht problemfreien Freitag einen eher unruhigen Samstag. Am Freitag gab es das Problem, dass ein Sensor am Getriebe versagt hatte und die Schaltklaue nicht mehr wusste, welcher Gang eingelegt werden sollte. Das kostete die halbe Session, war aber noch nicht so schlimm.

"Heute Morgen hatten wir ein Problem mit dem Gaspedal. Ich hatte beim Rausfahren kein Gas, da hatten wir ein Software-Problem. Das war recht schnell behoben, die Änderungen von gestern auf heute waren aber die falschen, da mussten wir fürs Qualifying wieder zurückgehen", erklärte Glock. Dieser Abstimmungs-Irrweg hatte dann dazu geführt, dass er nicht genau wusste, welcher Reifen eigentlich der bessere war und als er sich dann für den weicheren entschied, sollte sich das als die falsche Wahl herausstellen. "Ich war mit dem Option eine Sekunde zu langsam, also hatten wir noch einen Schuss mit dem Prime und da hatte ich auf der schnellsten Runde leider einen Fehler und ließ drei bis vier Zehntelsekunden liegen."

Die Reifen blieben rätselhaft

Und damit war Di Grassi dann eben vorbei und der Rückstand zu Lotus größer als gedacht. Allerdings musste Glock gestehen, dass der Konkurrent in Grün im Vergleich zum Morgen stark zugelegt hatte. Die erste Qualifying-Niederlage gegen Di Grassi sah er nicht so eng. "Natürlich will man die Bilanz zu null, solange es geht. Das passiert halt, das nervt mich nicht", meinte er. Mehr hätte es ihn geärgert, wenn er nur durch seinen Fehler hinter Lotus zurückgefallen wäre. Dass er nicht der Einzige war, der mit den Reifen Probleme hatte, war Glock nicht entgangen.

Timo Glock wunderte sich über die Reifen, Foto: Sutton
Timo Glock wunderte sich über die Reifen, Foto: Sutton

"Ich hatte auch mit Renault und Kubica vorne gerechnet, Sutil und Mercedes hätte ich ebenfalls vorne erwartet. Die waren das ganze Wochenende stark und im Qualifying ging gar nichts. Das ist schon ein Fragezeichen, warum der Reifen so inkonstant funktioniert", sagte er. Vor allem der große Unterschied zwischen dem dritten Training und dem Qualifying wunderte ihn, da lediglich zwei Stunden zwischen den beiden Sessions liegen und keine drei oder vier. Trotzdem glaubte er schon, einen Plan für die Reifen-Taktik am Sonntag zu haben. So lief der Prime gut, der Option weniger. "Den könnten wir am Ende ganz kurz einsetzen. Wenn sich die Strecke verbessert, glaube ich schon, dass der Option in ein Fenster kommt, wo er besser funktioniert."

Das Paddock weiß, was wir machen

Aber auch mit der perfekten Taktik wird Glock wieder nur im hinteren Bereich des Feldes unterwegs sein. Frustrieren will er sich davon aber nicht lassen. Auch an einem perfekten Wochenende wäre er im Qualifying nur auf 19 oder 20, das weiß er. "Natürlich will man immer weiter vorne stehen, um das fahrerische Potential zu beweisen. Die Leute hier im Paddock, die verstehen, was wir machen, wissen dennoch, was wir leisten", sagte er. Ans Limit kann er auch mit dem Virgin gehen, nur sieht das damit eben anders aus. Immerhin konnte er feststellen, dass Valencia im Vergleich zu Kanada ein Fortschritt war. "Das Auto ist besser fahrbar und als Fahrer kannst du dann mehr in die Feinarbeit gehen, was das Tuning betrifft."

Aber dann können eben immer noch Fehlentscheidungen passieren oder der Fahrer selbst etwas danebenliegen. "Bis jetzt gab es keinen Freitag auf Samstag bei den letzten Rennen, wo wir keinen Riesensprung gemacht haben. Hier war es nicht so, das passiert halt." Ungeachtet dessen, ob Virgin nun hinten steht oder nicht, seinen Biss hat Glock nicht verloren. "Immer wenn ich ins Auto steige, bin ich verbissen." Auch die langsame Entwicklung bei Virgin störte ihn noch nicht. Solange Fortschritte da sind, sei er zufrieden. "Das nächste Rennen ist wichtig, da wir ein Aero-Update bekommen, das uns hoffentlich einen Schritt nach vorne bringt. Das ist das Spannende, darauf freue ich mich und darauf arbeiten wir hin."

WM gegen Lotus

Seine Motivation hält Glock hoch, indem er sich auf seine Aufgaben konzentriert und nicht darauf schaut, was sein könnte. "Du darfst nicht den Fehler machen, dass wenn dich wer überholt, du denkst, in dem Auto will ich jetzt sitzen. Die Situation ist, wie sie ist, da musst du das Beste draus machen. Wenn du dich selbst dadurch schwächst, machst du einen Fehler. Dann kannst du auch nicht die Leistung rausholen, wie normal. Dann fehlt dir der Spaß, die Gedanken sind woanders." Deswegen blendet Glock die 18 Autos vorne einfach aus und sieht für sich eine WM gegen Lotus. "So kannst du dich motivieren und das funktioniert gut."