Grün denken ist wichtig, nicht nur, weil es ein gutes Image bringt, sondern auch weil es der Erde gut tut. Dementsprechend will auch die Formel 1 schon seit langer Zeit grün operieren, bislang ist sie aber mit ihren Initiativen einfach noch nicht weit genug gegangen. Daher wurde nun in Anlehnung an den solaren Zehnkampf der grüne Siebenkampf ausgerufen und sechs Deutsche und ein Schweizer stellten sich der Herausforderung sofort, denn innovativ sein heißt auch, vorne dabei sein.

Obst liefert Energie, Foto: Sutton
Obst liefert Energie, Foto: Sutton

Sebastian hatte sich gleich einmal für eine ganz radikale Lösung entschieden und den geblasenen Unterboden auf Obst-Basis entwickelt. Dass er dafür eine benzinbetriebene Motorsäge verwendet hatte, fand er nicht so schlimm, immerhin verbaten das die Regeln nicht. "Deswegen sollten wir keine Strafe kriegen." Als Sebastian das Teil dann im Einsatz hatte, lief es ordentlich und es saugte das Auto regelrecht auf der Straße fest, dem Einsatz von Zusatzkletten sei Dank. "Heute Morgen war es nicht ganz so wie erwartet und zwischen erstem und zweitem Training ist nicht viel Zeit. Heute Nachmittag war es dann einen Tick besser. Ob er drin bleibt oder nicht, kann ich aber nicht bestätigen", sagte er.

Nico hatte sich etwas anderes überlegt. Statt Reifen immer aus kompliziert hergestelltem Gummi zu basteln, setzte er voll auf Recycling und klebte einfach alte Kaugummis aneinander, weswegen er die Reifen dann auch Chewstone nannte. "Die Reifen funktionieren noch nicht hundertprozentig, denn das ist nicht einfach zu lösen, aber wir werden weniger Probleme haben als in Kanada", meinte er nach dem ersten Einsatz. Eines hatten die Gummis dank ihrer Herkunft aber auf jeden Fall: Grip ohne Ende, sie klebten quasi auf der Straße. "Wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht", freute er sich dann auch.

Auch der Wind liefert Energie, Foto: Hartley/Sutton
Auch der Wind liefert Energie, Foto: Hartley/Sutton

Adrian hatte schon immer Vorgehabt, etwas mit der Luft zu machen, daher kam auch sein Spitzname Air. Seine Spitzenidee, das Fahrtwind-KERS. Durch den Fahrtwind am Auto wurden überall an der Verkleidung Windräder angetrieben, die Energie lieferten. "Es ist alles gut gelaufen. Die Session lief einfach für uns. Alle neuen Teile am Auto haben gut funktioniert", berichtete er stolz. Und die Energie aus den Mini-Windkraftwerken war nicht so gering, das merkte er auch bald. "Ja, man merkt den Unterschied schon extrem. Man gewinnt auf der Geraden sehr viel Top-Speed, egal ob die Strecke gut oder schlecht ist."

Michael hatte in seinem Leben schon viel erlebt und ihm war klar, nur Front- und Heckflügel mit Solarzellen können das richtige sein. "Es hat relativ viel Spaß gemacht", sagte er nachdem er seine Konstruktion fertig hatte. Ziel der Solarzellen war klarerweise auch Zusatzenergie für das Auto, allerdings kam sie nur, wenn die Sonne schien; und dann sehr ruckartig. "Man muss seinen Rhythmus finden, das habe ich zum Schluss auf den Long Runs mehr geschafft als auf einer schnellen Runde", erklärte er nach der Jungfernfahrt. Zufrieden war er dennoch.

Kühe sind nützlich, Foto: Sutton
Kühe sind nützlich, Foto: Sutton

Sebastien ging in eine gänzlich andere Richtung, er tüftelte den Käseantrieb mit Loch aus, der ein durch Schokolade gespeistes Zusatzaggregat hatte. Er wollte eben unbedingt nur heimische Erzeugnisse verwenden. "Das ist wichtig, weshalb ich echt zufrieden bin", meinte er, als er sein Werk vorstellte. Schließlich ging es an den ersten Test, der bei kühlen Bedingungen startete. Die Rundenzeiten waren noch moderat. "Am Nachmittag haben sich die Rundenzeiten extrem verbessert - so viel, wie noch nie in dieser Saison. Das machte unser Leben etwas schwieriger", sagte er. Denn es wurde wärmer, wodurch Käse und Schokolade zunächst zwar reibungsärmer liefen, schließlich aber als gelbbraune Suppe unter dem Auto endeten.

Einer, der es ganz besonders grün liebte, war Hulk. Allerdings übertrieb er es damit etwas. Der Motor wurde mit Gras betrieben, die als Schmiermittel kam Kürbiskernöl zum Einsatz, das Auto bestrich er mit Bärlauch-Paste und die Verkleidung unter dem "Lack" war aus Palmenblättern gefertigt. Um die Strecke auch noch in richtige Stimmung zu bringen, malte er Asphalt, Kerbs, Absperrungen und sowieso alles grün an. "Die Strecke ist schon sehr schnell. Man muss den Überblick behalten. In den langsamen Kurven oder beim Bremsen kann man schon mal einen Fehler machen und einige Zeit wegwerfen. Die Strecke ist nicht so einfach wie es von außen aussieht", sagte er. Kein Wunder, wenn man das Grün vor lauter Grün nicht sieht.

Ein neues Brems-System, Foto: Sutton
Ein neues Brems-System, Foto: Sutton

Timo wollte noch einen Schritt weiter gehen. Bei ihm sollte alles aus Holz sein, der Motor wurde mit Kuhdung betrieben, für Zusatz-PS gab es Pedale im Cockpit, als Reifen dienten alte Kürbisse und gebremst wurde mit Kieselsteinen, die vor die Reifen geworfen wurden. "Das Auto hat sich nicht so schlecht angefühlt. Es ist schwer eine Aussage über unsere Pace zu treffen, weil ich am Ende einige Zeit verloren habe und nicht das Optimum aus meinem Run herausholen konnte", sagte Timo nach seiner ersten Ausfahrt. Blöd nur, dass bei Hochgeschwindigkeit die Bauteile alle auseinanderbrachen und sich quer über der Strecke verteilten: Es ist halt nicht leicht, grün zu sein.