Wirklich schade, dass ich in Kanada wieder nicht ins Ziel gekommen bin, denn wir hätten uns schon ausgerechnet, wieder richtig gut mit den anderen Neuen mitmischen zu können, und der Start und die ersten Runden waren ja auch sehr viel versprechend, obwohl ich mir durch meine leichte Mauerberührung in der zweiten Runde hinten einen Querlenker etwas verbogen habe, was der Aufhängungsgeometrie und damit auch dem Reifenverschleiß natürlich nicht gerade gut getan hat...

Aber was von dem Wochenende auf jeden Fall an Positivem bleibt, ist, dass wir das Auto wirklich recht gut abgestimmt bekommen haben, dass ich im Qualifying eine richtig gute Runde hatte, mit der ich ja "nur" noch 3,6 Sekunden hinter der Bestzeit im Q1 lag - so nahe waren wir noch nie dran. Natürlich lag das auch ein bisschen an der Streckencharakteristik - Kurse, die weniger Downforce erfordern, liegen unserem Auto einfach besser. Aber wir haben aus den gegebenen Möglichkeiten auch wirklich das Beste gemacht.

In Sachen reiner Topspeed standen wir im Vergleich zu den anderen zwar nicht mehr so gut da wie sonst, weil die anderen hier halt mehr von ihrem Downforce wegnehmen können. Aber unsere aerodynamische Effizienz ist ziemlich gut, das hilft...

Getriebeprobleme

Klare Anzeichen: Es geht aufwärts, Foto: Sutton
Klare Anzeichen: Es geht aufwärts, Foto: Sutton

Woran wir immer noch ein bisschen arbeiten müssen, ist, dass sich das Auto konstanter und berechenbarer verhält. Was uns öfters passiert, ist, dass wir neue Reifen draufmachen und das Auto dann plötzlich etwas anders ist. Wenn das im Qualifying passiert, ist das natürlich nicht sehr produktiv. Wenn man da auf der Runde das Verhalten des Autos neu kennenlernen muss, hat man immer ein Problem damit, genau zu wissen, wie viel Risiko man wirklich eingehen kann.

Warum wir hier beide mit so massiven Getriebeproblemen zu kämpfen hatten, am Samstag hatte Karun ja massiven Ärger, ehe dann bei mir am Sonntag in der Haarnadel der zweite Gang gebrochen ist, ist noch nicht ganz klar. Wir haben hier, weil wir die ganze Zeit massive Traktionsprobleme durch die Reifen und Streckenbedingungen hatten, versucht, die Gangwechsel "weicher" zu machen, weniger aggressiv, damit sie die Traktion nicht so beeinflussen. Das sollte normalerweise für das Getriebe eigentlich besser sein, aber die Ingenieure meinen jetzt, dass es sein könnte, dass dabei das Timing der Schaltvorgänge verändert wurde und dass das die Probleme ausgelöst hat.

Insgesamt ist unser Getriebe im Zusammenspiel mit dem Motor noch nicht wirklich ausgetestet, da ist noch viel Verbesserungspotenzial, wenn wir da weitere Entwicklungsarbeit machen können. Wir verlieren auch bei den einzelnen Schaltvorgängen noch zu viel Zeit, haben manchmal zu viel Wheelspin, da kann man überall noch einiges Schritt für Schritt optimieren.

Neue Teile

Das nächste Rennen in Valencia ist für unser Team ein Heim-GP, da hoffe ich natürlich ganz besonders, endlich wieder einmal ins Ziel zu kommen. Grundsätzlich wird es schwierig werden, dort wieder so relativ nahe an die Spitze heran zu kommen wie in Kanada. Denn auf der Strecke ist doch wieder mehr Downforce gefragt, ich denke, dass sich da der Abstand wieder auf mindestens 4,5 Sekunden einpendeln wird. Andererseits haben wir bis dahin vielleicht sogar die erste kleine aerodynamische Verbesserung am Auto, es könnte sein, dass ein neuer Frontflügel fertig wird. Was immer kommt und fertig wird, auch wenn es nur kleine Dinge da und dort sind, ist jedenfalls sehr willkommen!

In Silverstone bekommen wir endgültig den neuen Tank, der diese Spritprobleme, die uns öfters gewaltig behindert haben, vor allem auf Strecken mit schnellen Kurven, hoffentlich ein für allemal beheben wird. Dazu kommen auch im Bereich der Telemetrie noch einige neue Sensoren, die uns bis jetzt gefehlt haben, dann werden wir auch in der Datenerfassung noch präziser.

Und damit einhergehend werden auch einige im Cockpit verlaufende Kabel anders positioniert. Das kommt mir sehr entgegen, weil ich damit ein bisschen mehr Platz für meine Arme bekomme. Bis jetzt ist das sehr eng, ich muss schauen, dass ich beim Fahren die Ellbogen möglichst nahe am Körper halte. Wenn man ruhig und problemlos unterwegs ist, ist das alles okay, aber wenn man mal mit dem Auto kämpfen muss, schon schwierig. In Istanbul bin ich mal in der Kurve drei, als ich das Auto plötzlich abfangen musste, mit dem Ellbogen an dem einen mehr als fingerdicken Kabel, das da an der Cockpitwand verläuft, so heftig angeschlagen, dass das einen regelrechten Schock gab...

Gute Aussichten

Brunos Grid Girl soll bald weiter vorne stehen, Foto: Sutton
Brunos Grid Girl soll bald weiter vorne stehen, Foto: Sutton

Das Gute ist, dass wir wirklich in der letzten Zeit sehr gute Gespräche hatten, mit Geoff Willis, mit den Carabantes, dass es ganz klare Pläne gibt, wie jetzt die weiteren Schritte für die Zukunft aussehen, wie der Zeitrahmen ist, wie es weiter geht. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir eine bessere zweite Saisonhälfte haben werden, und das motiviert natürlich auch alle anderen im Team noch einmal zusätzlich, wenn jeder sieht, wie es vorwärts geht.

Und wenn weiter alles perfekt im Plan bleibt, dann haben wir bis Hockenheim das neue Aeropaket, das uns zumindest im Kampf mit den anderen neuen Teams ein ganzes Stück weiterbringen sollte. Die Jungs in der CFD-Abteilung arbeiten sehr hart daran und sie haben auch schon viel gefunden, deswegen sind wir recht zuversichtlich. Allein dadurch, dass wir endlich mal ein Bodywork haben werden, das richtig zum Auto passt und nicht wie unser jetziges, das wir intern nur "Mad Max" nennen, sogar immer wieder Metallplatten dazwischen hat, damit es länger hält, können wir einerseits ganz schön Gewicht sparen und andererseits noch mal 15, 20 Punkte Abtrieb gewinnen.

Fußball & Goodwood

Aber das ist noch ein bisschen Zukunftsmusik. Am Dienstag Abend zu Hause in Monaco steht jetzt erstmal Fußball im Fernsehen auf dem Programm: Da spielen wir Brasilianer bei der WM zum ersten Mal - gegen Nordkorea. Ich denke, wir werden schon eine Gruppe Brasilianer zusammenbekommen, um unsere Mannschaft anzufeuern und dabei unseren Spaß haben. Felipe Massa wird sicher dabei sein, er ist ja der größte Fußballfan bei uns, dann Alberto Valerio, der auch in Monaco wohnt.

Ich denke mal, wir werden uns bei Felipe treffen, bei mir in meinem Appartment geht es nicht, da habe ich nämlich noch nicht mal einen Fernseher. Denn eigentlich möchte ich das englische Sky haben, das ist aber sehr teuer und kompliziert, und im Kabel gibt es fast nur französische und italienische Programme...

Zwischen Valencia und Silverstone werde ich dann wieder beim Festival of Speed in Goodwood fahren, diesmal Ayrtons Auto von 1993, den McLaren MP4/8. Da freue ich mich schon riesig drauf und habe mir schon eine Strategie zurechtgelegt, damit diesmal nicht wieder das Getriebe kaputt geht, so wie das letztes Jahr passiert ist, als ich mit dem MP4/4 unterwegs war...