Zwar haben sich die Teams noch nicht endgültig darauf geeinigt, was 2011 mit dem Energie-Rückgewinnungssystem KERS passieren soll, aber es sieht danach aus, als ob es kein weiteres Gentleman-Agreement geben wird, auf die Technologie zu verzichten. Laut Reglement ist KERS ohnehin erlaubt, also gilt es für die Rennställe wieder abzuwägen, ob es sich auszahlt, darauf zu setzen oder ob man besser bedient ist, wenn das Auto ohne entwickelt wird.

Ein Faktor, der für das System sprechen sollte, ist ein weiter angehobenes Mindestgewicht. Laut Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali werden die Autos ab dem kommenden Jahr statt mindestens 620 Kilogramm mindestens 640 Kilogramm wiegen müssen. Damit ist das Gewichts-Handicap, das KERS 2009 bei einem Mindestgewicht von 605 Kilogramm noch zur starken Zusatzbelastung machte, einigermaßen beseitigt. "Das wird uns sicher dabei helfen, KERS effektiv einzusetzen", meinte Domenicali.

Mehr KERS-Leistung erwünscht

Noch lieber hätte er es aber gesehen, wenn das System selbst auch ein wenig aufgebohrt worden wäre. So liefert es aber nach wie vor die gleiche Leistung - für 6,5 Sekunden pro Runde 60 kW an Zusatzleistung. Domenicali hätte sich eine Lösung gewünscht, die mehr Energie liefert. "Darüber konnten wir uns leider nicht einigen. Als Kompromiss sind wir dann beim bisherigen Reglement geblieben", sagte er. Fest steht für Ferrari jedenfalls schon, das neue Auto wird voll auf KERS setzen, bei Mercedes will man sich für diese Entscheidung noch ein paar Wochen Zeit lassen. Für Domenicali ist klar, das Reglement genügt, um die Entwicklung von neuem anzustoßen und zu schauen, ob KERS wirklich funktioniert.

Mit einer halbgaren Lösung will sich der Ferrari-Teamchef auch nicht zufrieden geben. Wenn, dann soll das System bei allen Rennen im Auto sein und nicht wie noch 2009 einmal mitfahren und dann wieder nicht. All jene, die aufgrund des KERS-Vorstoßes um die Entwicklung für die aktuelle Saison bangen, konnte Domenicali beruhigen. Ferrari hat die WM noch lange nicht aufgegeben und will bei der Entwicklung nun noch aggressiver werden. "Es ist zuletzt deutlich geworden, dass wir uns zu sehr mit der Entwicklung des F-Kanals beschäftigt haben. Wir haben zu wenig auf andere Teile des Autos geschaut", sagte er. Deswegen will sich Ferrari ab Valencia mehr um andere Problemzonen kümmern und den F-Kanal einmal F-Kanal sein lassen. "Das ist ein sehr kompliziertes System und hat sehr viele Ressourcen verschlungen", meinte Domenicali - zudem wird das System 2011 ohnehin verboten sein.