Die Formel 1 besuchte seit ihrer Gründung 1950 mehr als 70 unterschiedliche Strecken aus allen Ecken dieser Welt. Doch nicht jede von ihnen konnte sich im Rennkalender der Königsklasse behaupten oder gar für spannenden Rennen sorgen. Einige Kurse waren sogar brandgefährlich und zogen mehrere Piloten und Zuschauer in den Tod. Wir haben für Euch die zehn gefährlichsten Rennstrecken der Formel-1-Geschichte herausgesucht.
Circuit di Pescara - Nachdem die Grand Prix von Holland, Belgien und Spanien abgesagt wurden, sprang 1957 kurzfristig der 25,8 Kilometer lange Circuit di Pescara ein und ist damit bis heute die längste Rennstrecke, auf der ein Formel-1-Rennen ausgetragen wurde. Der Kurs, der durch die Stadt Pescara, einige kleinere Dörfer und die Landschaft der Region führte, war allerdings so gefährlich, dass selbst Enzo Ferrari seine Fahrer nicht antreten ließ, was aber auch mit den damaligen Ermittlungen der italienischen Justiz gegen den Rennstall zusammenhing. Die Formel 1 war nur einmal zu Gast in Pescara. 1961 wurde der generelle Rennbetrieb auf der Strecke eingestellt, da die Organisatoren nicht mehr für die Sicherheit der Fahrer und Zuschauer garantieren konnten.
Watkins Glen International - Ab 1961 fand der Große Preis der USA ganze 20-mal auf der Strecke Watkins Glen International statt. "The Glen" zählte bereits damals zu den gefährlichsten Strecken der Welt, was sich in den tödlichen Unfällen von Francois Cevert 1973 und Helmut Koinigg ein Jahr später äußerte. Bereits 1969 verunglückte hier auch der zweimalige Weltmeister Graham Hill schwer, kam aber mit Beinbrüchen lebend davon. Der Kurs blieb bis 1980 fester Bestandteil des Formel-1-Rennkalenders.
Nürburgring-Nordschleife - Die Nürburgring-Nordschleife, die durch die Wälder der Eifel führt, gehört wohl zu den legendärsten, aber auch gefährlichsten Rennstrecken der Formel-1-Geschichte. Immer wieder kam es auf dem schmalen Kurs zu schweren und teilweise sogar tödlichen Unfällen. Nach dem Horrorunfall Niki Laudas vom 1. August 1976, bei dem der Österreicher über 30 Sekunden lang einem Flammen-Inferno ausgesetzt war, kehrte die Formel 1 nicht mehr an die Nordschleife zurück. Die Entscheidung wurde allerdings bereits vor Laudas Unfall getroffen - die Formel 1 wurde einfach zu schnell für die "Grüne Hölle".
Circuit de Spa-Francorchamps - Auch eine Strecke des aktuellen Rennkalenders hat es in diese Liste geschafft. Die Rede ist natürlich von Spa-Francorchamps oder genauer gesagt der Eau Rouge, die zu den berühmt-berüchtigtsten Kurven der Formel 1 zählt. Obwohl die Bergauf-Kurve längst nicht mehr als so angsteinflößend wahrgenommen wird, hat der tödliche Unfall des Formel-2-Fahrers Anthoine Hubert, der sich 2019 auf dem belgischen Kurs ereignete, Sicherheitsbedenken wiederbelebt und die asphaltierten Auslaufzonen rund um die Eau Rouge in Frage gestellt. Ob ein Kiesbett den Tod des jungen Franzosen verhindert hätte, lässt sich aber nur vermuten.
Circuit de Reims Gueux - Zwischen 1950 und 1966 fanden auf der französischen Strecke, die vor allem für ihre hohen Geschwindigkeiten bekannt war, elf Weltmeisterschaftsläufe statt. Im Wesentlichen bestand der Kurs aus einigen langen Geraden sowie Haarnadelkurven, die häufig zu waghalsigen Windschatten- und Bremsmanövern führten. Derartige Fahrmanöver endeten teilweise tödlich, wie der Unfall Luigi Mussos zeigte, als dieser 1958 in einem Duell mit Ferrari-Teamkollege Mike Hawthorn von der Strecke abkam, aus dem Fahrzeug geschleudert wurde und seinen Verletzungen erlag.
Autodromo Nazionale Monza - Auf keiner Rennstrecke war die Formel 1 bisher so oft zu Besuch wie auf dem Autodromo Nazionale Monza. Um die immer schneller werdenden Fahrzeuge einzubremsen, befuhr die Königsklasse in ihrer 70-jährigen Geschichte allerdings immer wieder verschiede Layouts des Rennkurses. Die spektakulärste Variante dürfte jene gewesen sein, die die längere Rundstrecke mit den beiden legendären Steilkurven verband. Die zehn Kilometer lange Version wurde von der Formel 1 zwischen 1955 und 1961 viermal befahren, stellte aufgrund der Steilkurven und den damit verbundenen hohen Geschwindigkeiten jedoch immer ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Erst nach dem tödlichen Unfall von Graf Berghe von Trips 1961 wurde von den Steilkurven abgesehen.
Circuit Park Zandvoort - Der Circuit Park Zandvoort war zwischen 1952 und 1985 ganze 30-mal Teil der Formel-1-Weltmeisterschaft. Häufig fanden auf dem niederländischen Traditionskurs Umbauarbeiten statt, die zum Ziel hatten, die Strecke sicherer zu machen und immer wieder kehrende Todesfälle zu verhindern. Trotz dieser Bemühungen verunglückte hier 1980 der deutsche Formel-2-Rennfahrer Hans-Georg-Bürger tödlich. Nach einer umfangreichen Modernisierung kehrt die Formel 1 2021 nach Zandvoort zurück.
Circuit de Montjuïc - Der Circuit de Montjuïc führte über einen Berg Barcelonas und zählte damals zu den anspruchsvollsten Formel-1-Rennstrecken. Die Königsklasse fuhr zwischen 1969 und 1975 viermal auf diesem Kurs, welcher aufgrund von Sicherheitsbedenken aber immer häufiger zur Disposition stand. 1975 entschied sich Emerson Fittipaldi sogar dazu, aus Protest nicht an den Start zu gehen. Tatsächlich kam es an jenem Wochenende zu einem schweren Unfall, als der Wagen Rolf Stommelens seinen Heckflügel verlor und infolgedessen von der Strecke abkam. Dabei wurden vier Zuschauer und ein Streckenposten getötet, Stommelen selbst kam mit schweren Verletzungen davon. Seither wurde die Strecke nie wieder von der Formel 1 befahren.
Rouen-les-Essarts - Der kurvenreiche, schmale und an vielen Stellen uneinsehbare Streckenverlauf der im Nordwesten Frankreichs gelegenen Strecke Rouen-les-Essarts stellte angesichts hoher Geschwindigkeiten ein großes Risiko dar. Hinzukam, dass ein wirkliches Sicherheitskonzept lange Zeit de facto nicht vorhanden war. Trotz einiger Umbauarbeiten konnte die Strecke den immer höheren Geschwindigkeiten der Formel-1-Boliden nicht standhalten, weshalb Rouen-les-Essarts im Rennkalender der Königsklasse nur selten berücksichtigt wurde. Während des Großen Preises von Frankreich 1968 kam hier zudem der Lokalmatador Jo Schlesser durch Brandverletzungen ums Leben, nachdem sein neuer Honda RA302 bei nassen Bedingungen von der Strecke abkam, gegen die Böschung prallte und sich entzündete. Nach diesem Vorfall kehrte die Formel 1 nicht mehr an diese Rennstrecke zurück.
AVUS - Die Automobil-Verkehrs und Übungsstraße in Berlin war nicht nur die erste Autobahn, sondern auch die erste Rennstrecke Deutschlands und wurde 1921 fertiggestellt. 1937 wurde auf der Nordseite eine 43,6 Grad steile Kurve gemauert, die die Rundenzeiten auf dem sonst flachen Kurs erhöhen sollte. Der restliche Streckenverlauf bestand aus zwei Geraden, die neben der Nord- durch eine Südschleife verbunden wurden. 1959 gastierte die Formel 1 trotz grober Sicherheitsbedenken einmalig auf der AVUS. Das von Ferrari dominierte Wochenende wurde allerdings durch den tragischen Unfall von Jean Behra überschattet, der auf der Nordschleife während eines Rahmenrennens tödlich verunglückte.
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