So hatte sich Timo Scheider das Qualifying in Dijon ganz sicher nicht vorgestellt. Zum ersten Mal in dieser Saison schaffte es der amtierende Meister nicht in die zweite Runde, war am Ende sogar noch schlechter als in Zandvoort, wo er nach einer Boxengassen-Kollision mit Katherine Legge nur auf den elften Startplatz kam. "Wir haben uns klassisch verzockt", sagte Scheider gegenüber dem Fernsehpartner ARD. "Wir haben nur einen Start Reifen aufgezogen und dann - wegen dem Regen - etwas Sturz runtergenommen, doch der Regen blieb aus."
Scheider versuchte zwar noch, in die nächste Quali-Runde einzuziehen, blieb als 16ter jedoch deutlich hinter den Erwartungen - und den Konkurrenten im Titelkampf - zurück. Die Entscheidung wurde zusammen von ihm und seinem Renningenieur getroffen, der sich noch während des Qualifyings im Boxenfunk entschuldigte. "Wir gewinnen und verlieren zusammen, man gewinnt oder verliert den Titel, das geht nur zusammen. Man muss gemeinsam Entscheidungen treffen, am Ende gibt es auch mal Fehlentscheidungen - so wie heute."
Schadensbegrenzung mit der richtigen Taktik?
Auf der 3,801 Kilometer langen und ultraschnellen Strecke ist das Überholen fast unmöglich. Und noch schlimmer: Mattias Ekström und Gary Paffett haben auf den Rängen vier und acht beste Aussichten auf Punkte, während Scheider unter anderem alle Mercedes-Jahreswagen vor sich hat. "Aber jetzt kann ich ganz befreit auffahren, denn heute gibt es nicht viel zu analysieren, wir wissen, woran es gelegen hat."
Schon vor dem Rennen betonte Scheider immer wieder, dass er nicht mit einer Titelentscheidung in Dijon rechnen würde. Um den Sack am Sonntag aus eigener Kraft zuzumachen, müsste der Audi-Pilot das Rennen gewinnen oder mindestens Zweiter werden. "Wir haben bisherige Glückwünsche abgelehnt, denn wir wissen, was noch möglich ist und passieren kann. Wir müssen nun die maximale Leistung bringen, sonst holen wir nicht die maximalen Punkte. Die Meisterschaft ist erst gewonnen, wenn ich in Hockenheim auf der Ziellinie einen Punkte mehr auf dem Konto habe."
Eigentlich plante Scheider vor dem Wochenende, das Rennen ganz ruhig anzugehen und zu schauen, wo seine beiden Konkurrenten fahren, um die eigene Geschwindigkeit anzupassen und möglichen Risiken aus dem Weg zu gehen. "Reifen schonen und Speed rausnehmen", wird morgen allerdings kaum möglich sein. Es sind die Strategen an der Audi-Box gefragt, um Scheider durch eine möglichst gute Taktik doch noch nach vorne zu bringen. Spannender als in der letzten Saison kann es übrigens nicht mehr werden: damals ging Scheider mit nur zwei Punkten Vorsprung in das Finale - um diese Konstellation zu wiederholen, müsste Mattias Ekström gewinnen und der Meister leer ausgehen...
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