Für Ralf Schumacher war es ein ungewohnt ruhiger Freitag: Ohne technische Probleme spulte der Kerpener sein umfangreiches Testprogramm ab - und verlebte auch abseits seines Dienstwagens einen weniger aufreibenenden Arbeitstag als vor sieben Tagen in Hockenheim. Im von Fans und Medienvertetern weit weniger belagerten Oschersleben waren die Menschentrauben, die sich um Ralf Schumacher bildeten, merklich kleiner als in Hockenheim. Doch wer sich ihm näherte, erlebte denselben lockeren, realistischen Mercedes-Piloten wie schon in Hockenheim.

"Die Strecke ist eigentlich ganz schön, wenn auch etwas klein und winklig. Sie ist eigentlich ganz witzig", spielte Schumacher auf das Image des Kurses als "Micky-Maus-Strecke" an, "man muss aggressiv über die Curbs fahren, um eine gute Zeit zu erzielen. In Hockenheim waren die Curbs noch etwas sehr Ungewohntes für mich." Doch während sich Schumacher mit dem Randstein-Räubern allmählich arrangiert, sorgt bei ihm die neue erste Kurve - ähnlich wie bei seinen Kollegen - nach wie vor nicht für Begeisterung: "Die erste Kurve ist nicht wirklich optimal; man sieht viele gelbe Flaggen, weil Autos geradeaus gefahren sind. Am Start wird es spannend, wie viele Autos dadurch passen. Es werden sicher viele Außenspiegel liegen bleiben."

Nachdem Schumachers erster Start in Hockenheim mit Positionsverlust und einer unfreiwilligen Berührung mit Christijan Albers eher holprig verlief, will er sich diesmal von Beginn am Mittelfeld halten. "Mein Start ist sicherlich noch verbesserungswürdig, der Rennspeed war am Ende ganz okay. Insgesamt muss ich noch besser in den Fluss kommen, um auch im Qualifying besser zurechtgekommen", resümiert der sechsfache Grand-Prix-Sieger mit Blick auf das vergangene Rennwochenende.

Ralf Schumacher erlebte einen reibungslosen Testtag, Foto: Sutton
Ralf Schumacher erlebte einen reibungslosen Testtag, Foto: Sutton

Der zweite Anlauf in Oschersleben verlief für Ralf Schumacher ungewohnt problemlos. Nach technischen Defekten bei den ITR-Tests in Oschersleben sowie am Testfreitag von Hockenheim blieb Schumacher diesmal vom Fehlerteufel verschont - in der Eingewöhnungsphase ein wertvoller Zeitgewinn. "Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden, der Tag war abwechslungsreich. Wir konnten einiges ausprobieren und waren manchmal auch vorne dabei. Leider ist es mir nicht immer gelungen, eine freie Strecke zu erwischen."

Auch die beinahe gewohnten Regengüsse am Nachmittag nahm Schumacher gelassen hin: "Es war sehr rutschig, es hat aber auch eine Menge Spaß gemacht. Ein DTM-Auto ist im Nassen extrem agil, und wenn man ein bisschen ins Rutschen kommt, kommt Kart-Feeling auf. Im Trockenen sollten wir dennoch besser aufgestellt sein." Im vergangenen Jahr sorgten Gary Paffett und Mike Rockenfeller in Oschersleben mit ihren ersten und dritten Plätzen für einen Paukenschlag beim Zieleinlauf; Paul di Resta trug im Mercedes-Gebrauchtwagen auf Rang zwei zum ersten "neuwagenlosen" Podest der DTM-Geschichte bei.

Eine Tatsache, von der sich Schumacher nicht unter Druck gesetzt sieht - nicht nur, weil die paffettsche Aufholjagd von 2007 mit dem aktuellen Boxenstoppfenster ohnehin unrealistisch wäre. "Dass man im Jahreswagen nach vorne fahren kann, haben andere bewiesen, aber eben nur unter bestimmten Umständen", stellt Schumacher fest. Auf der Jagd nach ersten Achtungserfolgen will er sich jedoch von der für Christijan Albers folgenreichen Berührung in Hockenheim nicht von beherzten Manövern abschrecken lassen: "Man fühlt sich sicherer, wenn man weiß, dass sich die Räder anders als im Formel-Fahrzeug nicht in anderen Autos verhaken können. Die Autos vertragen Einiges...