Für seine ganz eigenen Überraschungen ist der Nürburgring insbesondere beim eifeltypischen Regenwetter bekannt. Doch obwohl jenes erwartungsgemäß zumindest am Morgen eintrat, erlebten die Zuschauer zunächst eine Fortsetzung des Norisring-Wochenendes – ganz zum Leidwesen Audis...

Auf Sonntagabend folgt Freitagmorgen

Mit einem fulminanten Ergebnis für Mercedes hatte der vorletzte Juli-Sonntag geendet, der nächste reguläre Arbeitstag für die 20 DTM-Piloten endete am heutigen Freitag ebenso. Wie bei jenen Wetterverhältnissen gewohnt spielte Mercedes zunächst souverän seine Regenstärke aus; eine offenbar gelungene Arbeit bei der Suche nach dem richtigen Regen-Setup gipfelte in einer deutlichen Bestzeit Mika Häkkinens, der sich selbst die restlichen drei HWA-Piloten nicht zu nähern vermochten.

Bei Mercedes wusste man an den 23. Juli anzuknüpfen, Foto: DTM
Bei Mercedes wusste man an den 23. Juli anzuknüpfen, Foto: DTM

Während Audi-Pilot Tom Kristensen wie schon an besagtem Sonntag die Audi-Ehre bewahrte, indem er sich auf Rang zwei platzierte, hielt sich die Euphorie beim zweiten Skandinavier des Abt-Quartetts in Grenzen. "Ich kann nicht behaupten, zufrieden zu sein. Wir haben ein paar Dinge ausprobiert, dabei aber nicht das Optimum gefunden", äußerte sich der Nürburgring-Vorjahressieger Mattias Ekström und zog einen nicht ganz unlogischen Schluss: "Jetzt wissen wir zumindest, was nicht gemacht werden sollte."

Was "gemacht werden sollte" begriff Nicolas Kiesa mit Blick auf das gesamte DTM-Prozedere hingegen recht schnell: Ebenso wie sein Vorgänger Jeroen Bleekemolen sieben Wochen zuvor in Brands Hatch gab sich auch der Däne von Beginn des ersten Tests an keine Blöße und fuhr den 16. Rang ein, nachdem er zwischenzeitlich gar in noch höhere Regionen vorgestoßen war: "Ich war angenehm überrascht, wie sehr mich ein DTM-Auto an ein Formel 1-Auto erinnert - speziell die Bremsfähigkeit und die Wirkung des Abtriebs beim Bremsen und in den Kurven." Für Teamkollegin Vanina Ickx, die von Seiten Kiesas deutlich übertrumpft wurde, galt somit das Stichwort "verlängertes Wochenende"...

Nicolas Kiesa erlebte einen Einstand nach Maß, Foto: Audi
Nicolas Kiesa erlebte einen Einstand nach Maß, Foto: Audi

Kampf um verlängerten Vertrag

Nachdenklich äußerte sich Heinz-Harald Frentzen zuletzt bezüglich seiner DTM-Zukunft. Sie werde danach entschieden, wie viel Spaß er weiterhin an der Materie habe, wie sich das Team in der Zusammenarbeit mit ihm arrangiere. Die jüngsten Querelen um den Mönchengladbacher scheinen ihn zu einem letzten Versuch zu motivieren, seine Kritiker verstummen zu lassen und so einen Neubeginn inklusive einer Vertragsverlängerung zu bewirken. Der begrenzten Aussagekraft eines Freitagstest zum Trotz scheint der dreifache DTM-Podestbesucher einen ersten Anfang hierfür vollbracht zu haben.

Wenn auch nur mit zwölf Tausendstelsekunden Vorsprung auf Mercedes-Lenker Alex Margaritis verhinderte der 39-Jährige eine noch weiter gehende Verlängerung des Norisring-Wochenendes, hätten doch andernfalls fünf Piloten der Stuttgarter an der Spitze der Zeitenlisten gestanden. Auch Tom Kristensen bestätigt, dass für Audi insbesondere bei trockenen Bedigungen trotz bislang eher mäßiger Ergebnisse der Neuwagen noch nichts verloren ist: "Im trockenen zweiten Test lief das Auto recht gut, obwohl die Strecke wenig Grip hatte. Ich lag die meiste Zeit an der Spitze und bin erst ein paar Plätze zurückgefallen, als die anderen frische Reifen aufgezogen haben."

Verlängerung für die Regenwolken

Insbesondere nach den im gesamten Mitteleuropa ausgedehnten Einflüssen der Tiefdruckgebiete hatte kaum jemand auf ein gänzlich trockenes Wochenende gehofft – erst recht nicht in der Eifel. Nun jedoch wird die Niederschlagswahrscheinlichkeit noch weitaus höher eingeschätzt als nach älteren Prognosen; am Samstag wie am Sonntag liegt sie bei jeweils zirka 50 Prozent. Dennoch könnte sich eine weitere Verlängerung der Norisring-Phänomene andeuten – als sich die Regenwolken trotz ähnlicher Prognosen während der wichtigen Sessions partour nicht öffnen wollten...