Vierte Pole Position, dritter Saisonsieg: Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) hat das Samstagsrennen der DTM auf dem Sachsenring gewonnen. Nach 46 Runden überquerte der einmalige Formel-1-Starter die Ziellinie mit 1,8 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini). Maro Engel (Winward-Mercedes) komplettierte das Podium als Dritter beim elften von 16 Saisonrennen.

Es kam wie erwartet: Das Rennen auf dem sächsischen Traditionskurs, der für Sportwagen nur wenige Überholmöglichkeiten bietet, war an der Spitze quasi nach dem Qualifying entschieden. Aitken hatte sich eigentlich auf dem zweiten Platz qualifiziert, profitierte aber von einer 5-Platz-Gridstrafe des eigentlichen Pole-Setters Thomas Preining. Der Manthey-Porsche-Pilot und amtierende Meister hatte zuletzt auf dem Nürburgring seine dritte Verwarnung kassiert.

Dritter DTM-Saisonsieg für Jack Aitken auf dem Sachsenring

Aitken befand sich zu keinem Zeitpunkt unter ernsthaftem Druck von Bortolotti, der das Rennen vom zweiten Platz aufgenommen hatte. Der Ferrari-Pilot des Schweizer Rennstalls setzte sich bereits in der Startphase ab und bog mit drei Sekunden Vorsprung zu seinem Pflichtboxenstopp ab. Mit drei Siegen in Oschersleben, Zandvoort sowie heute auf dem Sachsenring hat Aitken die meisten aller Fahrer auf dem Konto, spielt wegen stark schwankender Leistungen aber keine Rolle im Kampf um die Meisterschaft.

Ganz anders Bortolotti, der mit P2 und seinem fünften Podiumsplatz wieder die Führung in der DTM-Tabelle von Kelvin van der Linde (Abt-Audi) übernommen hat. Der Deutsch-Südafrikaner hatte das Rennen nur vom zehnten Startplatz aufgenommen, flog dank eines Bombenstarts auf seiner Lieblingsstrecke aber schnell vor auf die sechste Position. Über weite Strecken des Rennens musste sich van der Linde gegen Grello-Ass Preining zur Wehr setzen und zog nach viel Verbal-Krach am Funk und einer Verwarnung wegen Abdrängens den Kürzeren - Platz acht beim Zieleinlauf.

Der in Wien lebende Italiener Bortolotti, der in jedem seiner drei DTM-Jahre um den Titel mitmischte: „Die Meisterschaftsführung ist cool, aber ich sage es immer wieder: In der DTM kann sich immer etwas ändern. Jack war leider unschlagbar. Wir haben beim Boxenstopp gut Zeit aufgeholt, aber er war im ersten Stint zu schnell, hat die Lücke aufgemacht und damit den Sieg geholt. Im Idealfall holen wir morgen wieder ein starkes Resultat, das ist mein Anspruch.“

Maro Engel nach doppeltem Mercedes-Überholmanöver auf dem Podium

Maro Engel wahrt seine Titelchancen mit dem sechsten Podesterfolg in der laufenden Saison. Der AMG-Veteran war von P5 gestartet, kassierte nach dem Start seinen Mercedes-Markenkollegen Arjun Maini und wenig später mit Vorjahressieger Luca Stolz auch den zweiten HRT-Mercedes-AMG GT3. Engel belegt mit 144 Punkten den dritten Gesamtplatz hinter dem neuen Tabellenführer Bortolotti (154 Punkte) und Kelvin van der Linde (148 Punkte).

Hinter Engel fuhren die beiden HRT-Mercedes von Stolz und Maini auf die Plätze vier und fünf und bescherten dem Rennstall aus Drees am Nürburgring ein starkes Teamergebnis. Hinter Preining gelang Rene Rast (Schubert-BMW) mit Platz sieben ein absolutes Top-Resultat gemessen an seiner Startposition: Der dreifache DTM-Champion hatte das Rennen vom 20. und damit letzten Startplatz aufgenommen! Dank eines sehr späten Boxenstopps und guter Pace in freier Luft machte Rast 13 Plätze bis zum Zieleinlauf gut.

Drei Südafrikaner in den Top-10 am Sachsenring

Hinter Kelvin van der Linde folgten sein jüngerer Bruder Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) und DTM-Debütant Jordan Pepper (GRT-Lamborghini) auf den Plätzen neun und zehn - damit drei gebürtige Südafrikaner hintereinander. Pepper bestreitet auf dem Sachsenring seine ersten DTM-Rennen bei Grasser Racing anstelle des weiterhin wegen einer Knie-OP angeschlagenen Stammfahrers Christian Engelhart.

Das Sonntagsrennen der DTM auf dem Sachsenring, auf dem die deutsche Traditionsserie seit 2023 wieder gastiert, steigt am Sonntag. ProSieben zeigt das zwölfte Rennen des Jahres um 13:30 Uhr live im Free-TV.

DTM am Sachsenring: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Ferrari-Pilot Jack Aitken startete zum bereits vierten Mal in dieser Saison von der Pole Position, profitierte am Sachsenring aber von einer Gridstrafe für den eigentlichen Pole-Setter Thomas Preining. Der Manthey-Porsche-Pilot erhielt nach seiner dritten Verwarnung zuletzt auf dem Nürburgring eine 5-Platz-Strafe und startete nur von P6. Das galt ebenso für Rene Rast, der auf die letzte Startposition zurückversetzt wurde.

Titelaspirant Mirko Bortolotti bugsierte seinen SSR-Lamborghini auf Startplatz zwei. Dahinter ein Mercedes-Trio: Luca Stolz, HRT-Teamkollege Arjun Maini und Maro Engel. Hinter Preining auf den Startplätzen sieben bis zehn: Thierry Vermeulen im zweiten Emil-Frey-Ferrari, DTM-Debütant Jordan Pepper, Nicki Thiim und Kelvin van der Linde. Der Titelanwärter war nach dem Qualifying mächtig sauer und fühlte sich zum falschen Zeitpunkt auf die Strecke geschickt worden zu sein.

Der Start: Jack Aitken verteidigte die Pole nach dem fliegenden Start vor Mirko Bortolotti und Luca Stolz durch die ersten Kurven. Dahinter übernahm Maro Engel den vierten Platz von Mercedes-Markenkollege Arjun Maini. Kelvin van der Linde gelang ein Bombenstart von P10 bis vor auf die sechste Position. Richtig gut vom Fleck kam auch Rene Rast: Platz 13 nach Start vom letzten Platz! Marco Wittmann lag an 13. Stelle, zog sich im Startgetümmel einen Schaden am Radkasten seines Schubert-BMW zu, konnte die Fahrt aber fortsetzen. Vorausgegangen war ein Kontakt mit Luca Engstler, der sich einen beträchtlichen Schaden am Heck-Diffusor seines GRT-Lamborghini zuzog und in die Boxengasse beordert wurde.

Die erste Rennhälfte: Aitken konnte sich bis zur 9. Runde einen Vorsprung von 2 Sekunden auf Bortolottis SSR-Lambo herausarbeiten, während es dahinter weiter eng zuging. Zu Überholmanövern kam es zunächst allerdings nicht. Auf P12 riss Wittmann mit seinem lädierten BMW das Feld in zwei Stücke und hatte 7 Sekunden Rückstand auf Vordermann sowie Schubert-Teamkollege Rast. In Runde 13 übernahm Titelaspirant Engel ohne allzu große Gegenwehr den dritten Platz von Mercedes-Markenkollege Stolz in Turn 1.

Kurz danach setzte sich Sheldon van der Linde im Kampf um P9 gegen Thierry Vermeulen durch. In Runde 16 meldete Clemens Schmid einen Schaden am Unterboden bzw. Diffusor seines Dörr-McLaren und wurde vom Team angehalten, seinen britischen Sportwagen aus Sicherheitsgründen abzustellen.

Direkt nach der Öffnung des Boxenstoppfensters nach der 40. Rennminute (Runde 17) bogen Maro Engel. Luca Stolz, Kelvin van der Linde, Jordan Pepper, Thierry Vermeulen, Marco Wittmann und Nicki Thiim zum Wechsel ihrer Slick-Reifen ab. In Runde 18 folgten der Zweitplatzierte Mirko Bortolotti, Thomas Preining und Arjun Maini. Spitzenreiter Jack Aitken folgte in Reaktion auf Bortolotti einen Umlauf später und blieb mit seinen kalten Reifen knapp vor dem Italiener.

In Runde 20 legte Sheldon van der Linde von P2 ebenfalls seinen Pflicht-Reifenwechsel ein. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch Rast, Paul, Auer und Feller auf ihren Startreifen unterwegs. Die Rennleitung untersuchte einen Kontakt zwischen Kelvin van der Linde und Thomas Preining im Kampf um P6, wurde aber nicht tätig. „Wir bringen es ihm auf der Strecke bei“, erhielt Preining daraufhin einen Funkspruch seiner Manthey-Truppe.

Der weitere Rennverlauf: „Moving under braking“, machte Preining mit Blick auf Vordermann van der Linde munter weiter mit seiner Verbalattacke am Funk. In Runde 25 klopfte der Grello-Pilot zum ersten Mal am Abt-Audi an, kam aber nicht final vorbei. Van der Linde erhielt dabei eine Verwarnung wegen Abdrängens. „Habe ich wirklich eine Verwarnung dafür bekommen?!“, fragte der Deutsch-Südafrikaner ungläubig am Teamfunk.

In Runde 28 fuhr nach dem Boxenstopp von Feller (Ausfall wegen Bremsproblemen) nur noch Rast mit seinen Startreifen und der Strecke und führte mit 16 Sekunden vor dem ‚echten’ Führenden Aitken. Nach seinem Boxenstopp (Runde 28) sortierte sich der dreifache DTM-Champion auf Platz elf wieder im Feld ein.

In Runde 36 war es soweit: Preining fasste sich offenbar mit viel Wut im Bauch ein Herz und fuhr an van der Linde vorbei auf die sechste Position. In Runde 40, sechs Minuten vor dem Rennende, konnte sich van der Linde dann auch nicht gegen den ihn befreundeten Rast wehren und wurde auf P8 vor seinen Bruder Sheldon durchgereicht. In der vorletzten Runde zog sich im Mittelfeld Ayhancan Güven einen Reifenschaden zu und musste mit seinem grünen Manthey-Porsche durchs Kiesbett.