Kelvin van der Linde (Abt-Audi) hat beim Samstagsrennen der DTM auf dem Nürburgring einen echten Kantersieg gefeiert. Im Regen überquerte der Abt-Audi-Pilot die Ziellinie mit gigantischen 15,232 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini). Maro Engel (Winward-Mercedes) komplettierte das Podest als Dritter in seinem 101. DTM-Rennen.

Glanzleistung von van der Linde, der seinen siebten Sieg in der deutschen Traditionsserie feierte: Der Deutsch-Südafrikaner nahm das Rennen von der Pole Position auf und geriet zu keinem Zeitpunkt in Bedrängnis. Nach dem fliegenden Start hinter dem Safety Car wegen der stark regnerischen Bedingungen kontrollierte 'KVDL' die Pace nach Belieben. Schon nach 15 Runden bzw. 30 Minuten betrug sein Vorsprung auf Bortolotti knapp zehn Sekunden.

Kelvin van der Linde übernimmt Führung in DTM-Tabelle

Van der Linde feierte nicht nur seinen zweiten Saisonsieg, sondern eroberte gleichzeitig die Führung in der Meisterschaft zurück. Nach dem 11. von 16 Saisonrennen liegt der Abt-Fahrer mit 127 Punkten und einem Zähler Vorsprung zu Bortolotti an der Spitze. "Es war sehr schwer", sagte van der Linde. "Wenn du so eine Lücke hast, sähe es blöd aus, wenn du abfliegst. Ich habe versucht, sehr ruhig zu fahren. Ich bin jetzt ein ruhigerer Kelvin als früher."

Engel fuhr zum vierten Mal in der laufenden Saison und zum zweiten Mal in Folge aufs Podium. Der Winward-Mercedes-Pilot hatte Rennen vom vierten Startplatz hinter seinem Teamkollegen Lucas Auer aufgenommen und setzte sich schon beim Start durch. Nach der Boxenstopp-Phase hatte Engel mehr als 10 Sekunden Luft zum Österreicher, der sich beim Zieleinlauf mit Platz vier begnügen musste.

Riesengroße Aufholjagd von DTM-Champion Thomas Preining

Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) gelang im Dauerregen eine starke Aufholjagd vom neunten bis auf den fünften Platz. Ebenso beachtlich präsentierte sich Marco Wittmann (Schubert-BMW): Nach einem abermals kollektiv schwachen Qualifying der Schubert-Mannschaft, kämpfte sich der zweifache DTM-Champion von P11 bis auf P6 nach vorne.

Für die meiste Action auf der Strecke sorgte der amtierende DTM-Meister Thomas Preining (Manthey-Porsche). Beim Heimspiel des Meuspather Rennstalls stürmte der Österreicher vom 15. Startplatz bis auf die siebte Position nach vorne. Nach dem Pflicht-Reifenwechsel schnupfte Preining zunächst Arjun Maini (HRT-Mercedes) und Ricardo Feller (Abt-Audi) auf, bevor er sich eine Weile die Zähne an Norisring-Sieger Nicki Thiim (SSR-Lamborghini) ausbiss.

Nach einem rundenlangen Duell gelang Preining schließlich das entscheidende Überholmanöver für P7. Thiim, Feller und Maini komplettierten die Top-10 im Endergebnis. Das Sonntagsrennen der DTM auf dem Nürburgring beginnt um 13:30 Uhr.

DTM Nürburgring: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Mehr Spannung in Reihe 1 geht nicht: Der Meisterschafts-Zweite Kelvin van der Linde startete von der Pole Position, direkt daneben gesellte sich DTM-Spitzenreiter Mirko Bortolotti. Van der Linde setzte sich im trockenen Qualifying mit nur 0,021 Sekunden vor dem SSR-Lamborghini-Piloten durch. Reine zweite Mercedes-Startreihe: Lucas Auer vor Maro Engel auf den Positionen drei und vier. Auf den Startplätzen fünf bis acht folgten Thierry Vermeulen, Nicki Thiim, Ricardo Feller und Ayhancan Güven. Die Schubert-BMW-Piloten Marco Wittmann, Rene Rast und Sheldon van der Linde starteten nur von P11, P12 sowie P18. DTM-Champion Thomas Preining kam nicht über Startplatz 15 hinaus.

Der Start: Rund eine halbe Stunde vor dem Rennstart um 13:30 Uhr begann es erstmals zu regnen. Aus einem zunächst leichten Nieselregen entwickelte sich schnell ein wahrer Starkregen - willkommen in der Eifel! Alle 20 Autos starteten zwangsweise auf Pirelli-Regenreifen. Die Rennleitung entschied, zwei Runden hinter dem Safety Car absolvieren zu lassen, während sich der Regen urplötzlich wieder zurückzog.

Beim fliegenden Start gab Pole-Setter Kelvin van der Linde den Speed vor und blieb locker in Führung, während Mirko Bortolotti wegen der Gischt des Audi Abstand lassen musste. Dahinter wurde es nach Turn 1 eng zwischen den Winward-Mercedes-AMG von Lucas Auer und Maro Engel, wobei Engel den dritten Platz übernahm. Franck Perera drehte sich im hinteren Feld ohne Fremdkontakt mit seinem GRT-Lamborghini, konnte aber weiterfahren. Ricardo Feller machte von Startplatz sieben zwei Positionen gut, während sich Ayhancan Güven und Thierry Vermeulen beim Kampf um P8 ins Gehege kamen - der Ferrari-Pilot verlor dadurch einige Positionen.

Die erste Rennhälfte: Kelvin van der Linde konnte sich bis zur 5. Runde einen beachtlichen Vorsprung von 3 Sekunden aufbauen. Luca Engstler kassierte von P18 wegen Track Limits in der Schikane eine Penalty Lap. Im Mittelfeld kam es zu einem Kontakt zwischen Thierry Vermeulen und Thomas Preining - schon sein zweiter mit einem Manthey-Porsche. Preining verbesserte sich von Startplatz 15 bis zur 7. Runde bis auf P12, musste den Platz aber an Vermeulen zurückgeben. Bis zu dieser Entscheidung hatte sich aber Arjun Maini zwischen die beiden Rivalen gemogelt, sodass Preining effektiv zwei Plätze einbüßte.

Im vorderen Feld machte Jack Aitken mit seinem Ferrari mächtig Alarm und kassierte in Runde 9 den Abt-Piloten Ricardo Feller für Platz sechs. Feller verlor eine weitere Position an Ayhancan Güven und funkte ans Abt-Team: "Ich habe null Grip!" Clemens Schmid verlor in Runde 10 die Kontrolle über seinen Dörr-McLaren, drehte sich und fiel ans Ende des Feldes zurück. An der Spitze baute Kelvin van der Linde seinen Vorsprung auf gigantische 7 Sekunden Vorsprung zu Bortolotti aus.

Nach 12 Runden reichte es Feller, der bis auf P10 zurückgefallen war: Der Schweizer bog als Erster mit dem Öffnen des Boxenstopp-Fensters in die Boxengasse ab. Feller blieb bei wieder einsetzendem Regen auf Wet-Reifen. HRT-Mercedes-Pilot Luca Stolz absolvierte ebenfalls seinen Pflicht-Reifenwechsel. Kelvin van der Linde kam in Runde 13 nur leicht von der pitschnassen Strecke ab, verlor aber keine Zeit. Thierry Vermeulen rutschte unterdessen deutlich weiter ins Gras.

Der weitere Rennverlauf: In Runde 15 legten Vermeulen und Engelhart-Ersatzmann Franck Perera ihre verpflichtenden Boxenstopps ein und blieben den Regenreifen treu. In Runde 18 ging es weiter in der Boxengasse: Arjun Maini und Thomas Preining bogen von den Plätzen 11 und 12 ab und kehrten in gleicher Konstellation auf die Strecke zurück. In Runde 20 kam Spitzenreiter Kelvin van der Linde mit 11 Sekunden Vorsprung zum Reifenwechsel rein. Bruder Sheldon folgte wenig später mit seinem Schubert-BMW.

Aus dem Spitzenfeld absolvierten Lucas Auer von P4 und Nicki Thiim (P6) in Runde 21 ihren Pflicht-Reifenwechsel, während der neue Führende Bortolotti weiter auf seinen Startreifen fuhr. In Runde 22 war es dann soweit: Bortolotti und Hintermann Maro Engel entschieden sich für den Boxenstopp, ebenso Marco Wittmann, Maximilian Paul und Rene Rast. Zu diesem Zeitpunkt fehlte nur noch Ayhancan Güven (Runde 23 mit dem Schließen des Pitstop-Fensters).

Nach der Boxenausfahrt kam es zu einem Kontakt zwischen Güven und Nicki Thiim in Kurve 2. Beide Kontrahenten drehten sich, konnten die Fahrt aber fortsetzen. Der Manthey-Pilot kassierte für die Kollision 3 Penalty Laps. Unterdessen machte Teamkollege Thomas Preining Party auf der Strecke, kassierte in Runde 25 zunächst Arjun Maini für P9 und wenig später Ricardo Feller für einen weiteren Platzgewinn.

Danach waren die Kameras praktisch nur noch auf das Duell zwischen Preining und Nicki Thiim gerichtet. Die beiden Piloten mit ihren gelben Rennautos duellierten sich über mehrere Runden hinweg, bis Preining in Runde 34 schließlich zubiss und seinen Grello-Porsche vorbeihievte und Platz sieben übernahm.