Thomas Preining (Manthey-Porsche) befindet sich auf dem besten Wege in Richtung DTM-Meisterschaft 2023. Der Österreicher gewann das Samstagsrennen beim großen Saisonfinale auf dem Hockenheimring mehr als souverän von der Pole Position. Manthey-Teamkollege Dennis Olsen und DTM-Rückkehrer Christian Engelhart (GRT-Lamborghini) komplettierten das Podium. Manthey steht damit vorzeitig als Team-Champion 2023 fest.

Bis zur Schlussphase des Rennens deutete vieles auch auf einen vorzeitigen Titelgewinn durch Preining hin. Das wusste Herausforderer Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) jedoch mit einer beherzten Attacke zu verhindern: Der Lamborghini-Werksfahrer kassierte in der Schlussphase seinen Vordermann Kelvin van der Linde (Abt-Audi) - bekanntermaßen nicht die besten Freunde - und übernahm den sechsten Platz.

Wenig später kassierte der angriffslustige Bortolotti auch noch Jack Aitkens Emil-Frey-Ferrari - ordentlicher Kontakt inklusive - und überquerte die Ziellinie auf dem fünften Rang. Damit hat Bortolotti die Titelentscheidung auf den Sonntag vertagt. Preining beginnt den Sonntag mit 218 Punkten auf seinem Konto, Bortolotti kommt auf 191 Zähler (27 weniger).

28 Punkte werden am Sonntag inklusive des Qualifyings noch vergeben. Die Entscheidung könnte damit bereits im Qualifying (Sonntag um 09:30 Uhr) fallen. "Wenn morgen alles normal läuft, bin ich zuversichtlich, dass wir den Sack zumachen können", sagte Preining, der sich über die Team-Meisterschaft seiner Manthey-Truppe. "Aber das ist die DTM. Wir wissen, wie schnell hier alles gehen kann. In der DTM kannst du erst feiern, wenn es etwas zu Feiern gibt."

Bortolotti, der sich von seinen Streckengegnern unfair behandelt fühlte und meinte, dass er mehr habe einstecken müssen als austeilen können, schrieb den Titel bereits ab. "Das ist gelaufen", sagte er in einer ersten Reaktion kurz nach dem Rennende.

Nicht nur Bortolotti tat sein Bestes, um Preining nicht schon heute vorzeitig zum Meister zu machen, sondern auch Ricardo Feller (Abt-Audi). Der Schweizer hatte das Rennen vom siebten Startplatz aufgenommen und sich schnell um einige Positionen verbessert. Zwischen Feller, Bortolotti und dem Briten Aitken entwickelten sich mehrere spektakuläre Kämpfe, die für große Begeisterung auf den gut gefüllten Tribünen des Hockenheimrings sorgten. Feller überquerte die Ziellinie als Vierter, ist damit aber raus aus dem Kampf um die Meisterschaft.

Hinter Preining, Olsen, Engelhart, Feller und Bortolotti folgten auf den Plätzen sechs bis zehn: Kelvin van der Linde, Jack Aitken, Luca Stolz (HRT-Mercedes), Marco Wittmann (Project-1-BMW) und Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche). Sechs Fahrer im Feld der 28 Piloten, darunter der dreifache DTM-Meister Rene Rast (Schubert-BMW) sahen die Ziellinie nicht. Das letzte Rennen des Jahres zeigt ProSieben am Sonntag um 13:30 Uhr.

DTM-Finale Hockenheim: So lief das Samstagsrennen

Der Start:Thomas Preining erwischte einen guten Start und auch hinter ihm lief alles optimal. Dennis Olsen konnte sich vor Christian Engelhart auf den zweiten Platz schieben, wodurch Manthey-EMA-Porsche früh den Ton angeben konnte. Im hinteren Feld flogen die ersten Teile. Franck Perera fiel einige Positionen zurück, während SSR-Performance-Teamkollege Mirko Bortolotti auf P7 vorfahren konnte. Ricardo Feller kam auf den fünften Platz vor und hatte mit Kelvin van der Linde ebenfalls seinen Teamkollegen als schützende Hand hinter sich.

Die erste Rennhälfte:Ricardo Feller im Abt-Audi hatte in dieser frühen Phase ordentlich Feuer im Kessel. Der Schweizer konnte fiel Druck auf den vor ihm fahrenden Jack Atiken (Emil Frey Ferrari) ausüben. Der Brite machte sich aber breit, ließ Feller neben ihm auf der Wiese fahren und konnte Feller trotz offensichtlichen Pace-Defizits lange hinter sich halten. Während sich Feller die Zähne ausbiss, fuhr Preining an der Spitze routiniert vor Teamkollege Olsen. Christian Engelhart blieb in Lauerstellung, ohne zu attackieren. Für Ayhancan Güven war das Rennen nach einer Viertelstunde zu Ende, als er das Auto infolge einer Startkollision an der Box abstellte.

Perfektes Timing bewiesen unterdessen Abt und Emil Frey: nur wenige Sekunden nach Öffnen der Boxengasse bogen Aitken und Feller an die Box ab – doch auch beim Reifenwechsel fand der Audi keinen Weg am Ferrari vorbei. Wenig später fuhr Bortolotti hinter Kelvin van der Linde an die Box. Dieses Mal gab es aber tatsächlich Positionsverschiebungen. Bortolotti fuhr vor van der Linde aus der Box und befand sich plötzlich sogar vor Aitken und Feller. Es folgte ein spektakulärer Dreikampf zwischen Bortolotti, Aitken und Feller, der seinen Höhepunkt im Motodrom fand – Statt Zärtlichkeiten wurde hier Lack ausgetauscht. Bortolotti zog den kürzeren, Aitken blieb zunächst aber vorne. Im Chaos der stoppenden Autos und einem langsamen Perera gelang es Feller durch geschicktes Positionsspiel zur Halbzeit des Rennens nun endlich, an den Ferrari von Aitken vorbeizugehen.

Die zweite Rennhälfte:Auch Preining und Olsen waren bereits an der Box und hielten sich vom den dahinter stattfindenden Drama fern. Dazu zählte auch ein Franck Perera, der eine Penalty Lap ein zweites Mal antreten musste, da er diese zu vor mit überhöhter Geschwindigkeit absolviert hatte. Bei 26 Minuten auf der Uhr kam mit Maro Engel (Landgraf-Mercedes) der letzte Fahrer für seinen Pflichtstopp an die Box. Apropos Pflichtstopp: Plötzlich rollt Rene Rast im Schubert-BMW nur noch über die Rennstrecke. Bei einer Berührung mit Arjun Maini holte sich der dreifache DTM-Champion einen Reifenschaden ab.

Mirko Bortolotti lief unterdessen die Zeit davon. P7 war nicht genug, um die Chance auf den Titel auch für den Sonntag aufrechtzuerhalten. Er wurde angewiesen, Kelvin van der Linde zu überholen. Viele Runden tat sich Bortolotti schwer, legte sich den Audi aber vor. Dann, rund 12 Minuten vor Schluss, war es so weit. Im Ausgang der Spitzkehre konnte Bortolotti Kelvin van der Linde ausbeschleunigen. Der Abt-Audi-Pilot versuchte, dagegenzuhalten. Es kam zu einer leichten Berührung in Kurve 7, van der Linde musste sich aber geschlagengeben. Auch Aitken könnte der SSR-Performance noch hinter sich lassen. Bortolotti machte nun auch Jagd auf Ricardo Feller – es reichte aber nicht. An der Spitze fuhr Thomas Preining vor Dennis Olsen über die Ziellinie und machte so einen riesengroßen Schritt in Richtung DTM-Titel. Für Porsche und Manthey EMA war die Sache aber klar: Die Teammeisterschaft war in der Tasche.