Sieben Gesamtsiege beim 24h-Rennen vom Nürburgring, Klassensiege in Le Mans, WEC-Weltmeister, das siegreichste Team in der Geschichte der VLN/NLS - und jetzt auch noch DTM-Team-Champion: Manthey hat seiner großen Motorsport-Geschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring triumphierte der Rennstall aus Meuspath vorzeitig nach dem Samstagsrennen; einem Doppelsieg von Thomas Preining und Teamkollege Dennis Olsen sei Dank.

Team-Champion beim DTM-Comeback und im Debütjahr des neuen Porsche 911 GT3 R! Mit 328 Punkten ist Manthey in der Wertung vor dem letzten Rennen des Jahres (Sonntag, 13:30 Uhr) rechnerisch nicht mehr einholbar. Das zweitplatzierte Team Abt Sportsline muss mindestens ein weiteres Jahr auf seinen sechsten Team-Titel in der deutschen Traditionsserie warten.

"Im Feiern sind wir nicht die Allerbesten"

Dass Manthey soeben einer der prestigeträchtigsten Titelgewinne im Motorsport gelungen war, war in der stets aufgeräumten Box der Eifeler nur bedingt zu spüren. Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder steckte mitten in Geschäftsgesprächen, während sich Teamgründer Olaf Manthey in kleiner Runde ein Bierchen genehmigte. "Im Feiern sind wir nicht die Allerbesten", sagte Raeder mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht zu Motorsport-Magazin.com und meinte damit wohl vor allem sich selbst.

Auf der Rennstrecke dafür in diesem Jahr umso mehr, wenngleich der Verzicht auf eine ausufernde Teammeister-Feier ohnehin verzeihbar ist: Schließlich steht der Gewinn des Fahrer-Titels noch auf dem Spiel! Porsche-Werkspilot Preining könnte die Meisterschaft zwar schon am Sonntagmorgen im Qualifying mit einer weiteren Pole Position vorzeitig einsacken, doch bei Manthey geht man mit Bedacht zu Werke. Raeder: "Das Dümmste, was passieren kann, ist, wenn man etwas wegschmeißt, was auf dem Tablett liegt."

Raeder: Noch nie so aufgeregt vor einem Rennen

Nicki Raeder, der mit seinem Bruder Martin das Unternehmen Manthey führt, gilt ohnehin nicht unbedingt als aufbrausender 'Lautsprecher', wollte die verhaltene Feierei aber nicht missverstanden haben: "Dass ich nicht aufgeregt war, stimmt nicht. Jetzt fällt eine Last ab. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich vor einem Rennen schon mal so aufgeregt war wie vor diesem." Der Puls dürfte nach dem Rennstart zumindest etwas gesunken sein, nachdem Preining seine Pole locker verteidigte und Teamkollege Olsen noch vor der ersten Kurve den zweiten Platz übernahm.

Dass nach der bisher so erfolgreichen Saison auf dem Weg zum Titelgewinn ordentlich Druck auf dem Kessel war, konnte man in der Manthey-Box durchaus spüren. Kein Wunder, schließlich schauten neben Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach auch zwei Vorstandsmitglieder der Porsche AG im Fahrerlager vorbei. Die prominenten Vertreter aus Zuffenhausen konnten sich gleichzeitig über den Meistertitel in der Marken-Wertung freuen, die üblicherweise weniger im Fokus steht. Für Porsche ist es der erste Titel in der über 30-jährigen Geschichte der DTM.

Im Manthey-Lager ist man mit sportlichem Erfolg bestens vertraut, aber so ein DTM-Titel ist noch einmal eine spezielle Angelegenheit. Klappt es am Sonntag auch noch mit Preining und dem ikonischen Grello-Porsche, würde Raeder diesen Erfolg in seinen persönlichen Top-4 ansiedeln. "Ich glaube, dass uns das nachhaltig weiterbringt", war er überzeugt. "Nach dem Ende in der WEC (Manthey war bis 2022 GTE-Pro-Werksteam für Porsche; d. Red.) zu zeigen: Wir schütteln uns, bauen die Truppe neu auf und schaffen das, das war sehr wertvoll und vor allem dieses Jahr extrem wichtig."

Herrschten vor der DTM-Rückkehr - Olaf Manthey führte Anfang der 2000er-Jahre schon einmal ein Mercedes-Team als Teamchef ins Feld und gewann als Fahrer zweimal die Vize-Meistershaft - sogar bei Porsche Zweifel darüber, ob Manthey den Fan-Liebling 'Grello' auf Anhieb in der DTM riskieren solle, konnten diese mit Preining am Steuer schnell weggewischt werden. Manthey zählte seit dem Saisonbeginn zu den dauerhaften Sieg- und Podestkandidaten.

Olaf Manthey: "Ein neuer Meilenstein für uns"

"Das ist ganz klar ein neuer Meilenstein für uns", sagte der Teamgründer und heutige Berater Olaf Manthey zu Motorsport-Magazin.com. "Wenn uns Anfang des Jahres jemand gesagt hätte, dass wir Dritter werden, dann hätten wir diesen Platz sofort genommen. Wir wissen, gegen wen wir hier antreten und wie hoch die Qualität der Fahrer ist. Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft und vor allem auf unsere Fahrer."

Dass auch bei den Meuspathern nicht alles wie am Schnürchen läuft, bekamen die DTM-Newcomer schon beim Saisonauftakt in Oschersleben zu spüren. Durch mehrere verpatzte Boxenstopps gingen der Truppe zu Beginn der Saison wichtige Meisterschaftspunkte flöten. Die zunächst unbekannten Performance-Reifenwechsel ohne Mindeststandzeit bekam das Team aber mehr und mehr in den Griff und zählte am Ende sogar zu den schnellsten.

"Wir haben direkt beim ersten Rennen in Oschersleben einen Weckruf bekommen", wie es Manthey formulierte. "Natürlich gab es dann ein internes Meeting. Die Jungs standen da und dachten sicherlich, dass sie jetzt einen richtigen Einlauf kriegen. Haben sie aber nicht. Weil ich ja weiß, wie nervös auch sie sind, wenn sie diese Boxenstopps perfekt abliefern müssen. Ich habe ihnen gesagt, wie wichtig es ist, dass jeder mit Blick auf seine Motorik den richtigen Platz für sich sucht. Ab dann hat es auch funktioniert, da bin ich echt stolz auf unsere Mannschaft."