Audis Vorstands-Entscheid im Juli dieses Jahres, dem geplanten Formel-1-Einstieg alles unterzuordnen - kein weiterer Werkssport nach dem Dakar-Projekt 2024 und keine finanzielle Unterstützung mehr für Kundenteams - hat Sorgen vor potenziellen ‚Nachahmern’ geschürt. Bislang hat allerdings kein weiterer Autobauer sein GT-Kundensportprogramm in Frage gestellt. Die Hoffnung bleibt, dass Audi ein Ausreißer war.
Bei Mercedes-AMG soll die bis dato erfolgreiche Kundensport-Reise jedenfalls weitergehen. Zwar herrschen beim einen oder anderen Team Unklarheiten über die Zukunft mit dem Mercedes-AMG GT3, doch der neue AMG-CEO Michael Schiebe hatte schon Mitte Juli betont, dass das Customer-Racing-Programm fortgesetzt werden soll. Allzu viele Einzelheiten wollte der neue mächtige Mann in Affalterbach noch nicht preisgeben.
Mercedes-AMG-CEO Schiebe: „Wir haben einen Masterplan“
„Ich möchte Ihnen heute noch keine Details sagen, wie wir dieses Thema fortführen. Aber Sie können sicher sein, dass wir es fortsetzen. Wir haben einen Masterplan“, sagte Schiebe Mitte des Jahres in einem Interview mit Auto Motor und Sport bezüglich der künftigen Planungen mit dem Top-Kundensportler namens Mercedes-AMG GT3.
Seit 2016 setzt Mercedes-AMG seinen GT3-Boliden weltweit in unterschiedlichen Rennserien wie der DTM und der GT World Challenge oder bei Prestige-Events wie dem 24h-Rennen Nürburgring ein. Im Debütjahr gelang der Marke mit dem Stern sogar ein Vierfachsieg beim Eifel-Klassiker. Jüngst gewann das Kundenteam AKKODIS ASP mit Raffaele Marciello, Jules Gounon und Timur Boguslavskiy den Endurance-Titel in der GT World Challenge, zudem die Fahrer-Meisterschaft und in Form von Marciello/Boguslavskiy obendrein die Gesamtwertung.
Aktueller Mercedes-AMG GT3 bis 2025 im Einsatz
Zur Saison 2020 gönnte Mercedes-AMG seinem GT3-Modell ein Evo-Update, das bis heute zum Einsatz kommt. Wie geht es künftig weiter, nachdem dieses Jahr ein neues Straßenmodell des AMG-GT vorgestellt worden ist? „Noch sind wir mit dem aktuellen Fahrzeug gut dabei, da es sehr robust und wartungsfreundlich ist, was in diesem Umfeld einen sehr wirtschaftlichen Betrieb für die Teams ermöglicht“, erklärte Schiebe. „Da darf das zukünftige Fahrzeug natürlich nicht schlechter sein. Motorsport ist unsere DNA. Viele Kunden verbinden gerade diese Kundenmotorsport-Fahrzeuge mit unserer Marke.“
Eine schnelle Entscheidung ist offenbar nicht nötig in Affalterbach. Das aktuelle GT3-Modell soll auch in den Jahren 2024 und 2025 auf den Rennstrecken dieser Welt zum Einsatz kommen. Dann ist der Lebenszyklus dieses Rennwagens erreicht. Ein weiteres Evo-Paket für das jetzige Fahrzeug sei laut Thomas Jäger, dem DTM-Verantwortlichen von Mercedes-AMG, nicht geplant.
„Es freut uns natürlich, dass wir dieses sehr erfolgreiche Projekt fortführen können“, sagte der langjährige Rennfahrer Jäger zu Motorsport-Magazin.com. „Das Bekenntnis zum Kundensport ist da. Das ist erst mal wichtig. Jetzt geht es darum, wieder ein Benchmark-Produkt für die Zukunft zu entwickeln.“
Über 265 Mercedes-AMG GT3 weltweit im Einsatz
Auch mit Blick auf die Kosten und Planungssicherheit für Kundenteams mache es laut Jäger Sinn, noch zwei Jahre mit dem aktuellen AMG-GT3 zu fahren. Über 265 GT3-Fahrzeuge seien derzeit weltweit im Einsatz. Erhält ein Rennwagen ein Evo-Paket, müssen praktisch alle konkurrenzfähigen Teams in den wichtigsten Serien zusätzliche Kosten für die Umrüstung tragen.
Dazu sah Jäger, der auch in die Entwicklung diverser Mercedes-Rennautos wie dem neuen Mercedes-AMG GT2 involviert ist, keinen triftigen Anlass: „Das macht aus unserer Sicht keinen Sinn. Das aktuelle Fahrzeug ist super-konkurrenzfähig. Und bei der Performance sind wir nicht limitiert. Wir fahren mit einem kleinen Restriktor und können jederzeit so viel nachlegen, dass es gar nicht nötig ist, ein Performance-relevantes Update zu bringen.“
Mercedes hofft auf Rückkehr nach Le Mans
Ein weiteres Einsatzgebiet für den Mercedes-AMG GT3 könnten ab 2024 die 24 Stunden von Le Mans sein. Nächstes Jahr gehen erstmals GT3-Autos anstelle der bisherigen GTE-Prototypen beim Langstrecken-Klassiker an den Start. Mercedes-AMG hat sein Interesse bekundet, muss aber wie einige andere Hersteller auch auf freie Plätze im begrenzten Starterfeld hoffen. Laut dem Veranstalter ACO genießen Autobauer wie BMW, Porsche oder Ferrari, die sich in der Hypercar-Klasse der WEC engagieren, Priorität.
„Le Mans ist natürlich ein Thema“, bestätigte Jäger. „Es hängt von der Entscheidung des ACO ab, wer mit wie vielen Autos fahren wird. Wir haben uns beworben und hoffen sehr, dass wir berücksichtigt werden. Hersteller wie Mercedes-AMG gehören ins Starterfeld, auch, wenn wir länger keine Le-Mans-Historie hatten.“
Seinen bis dato letzten Einsatz bei den 24 Stunden von Le Mans erlebte Mercedes im Jahr 1999 mit dem berüchtigten Mercedes-Benz CLR. Nach drei Überschlägen in den Trainings sowie im Rennen mit den Fahrern Mark Webber und Peter Dumbreck wurden die LMGTP-Boliden vorzeitig zurückgezogen. Sollte Mercedes-AMG für 2024 die heiß begehrten Startplätze für Le Mans erhalten, würde dies die Rückkehr der Marke mit dem Stern nach genau 25 Jahren bedeuten.
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