Mirko Bortolotti (2.) und Kelvin van der Linde (3.) werden wohl keine besonders guten Freunde mehr. Dass das Verhältnis zwischen den beiden DTM-Piloten nicht das beste ist, ist durchaus bekannt. Dennoch hat das erste Rennen auf dem Lausitzring nochmal Öl in das ohnehin schwierige Beziehung der beiden geschüttet.
Kurz nach ihren Boxenstopps kam es zum Zweikampf zwischen dem SSR-Performance-Lamborghini und dem dahinterfahrenden Abt-Sportsline-Audi. Es gibt leichte Berührungen. Der eine beschwert bereits lautstark am Boxenfunk, der andere packt nach dem Rennen aus.
Mirko Bortolotti wütet nach Remplern
Es sind Geschichten wie diese, die den Motorsport neben den sportlichen Geschehnissen auf der Rennstrecke ausmachen können. Geschichten über Fahrer, die auch nach längerer Zeit – und vielleicht auch gerade deswegen – einfach nicht so gut miteinander auskommen.
Es waren ein paar leichte Berührungen, die das Fass an diesem Nachmittag zum überlaufen gebracht haben. Erst schiebt Kelvin van der Linde seinen Vordermann Mirko Bortolotti mit einem Rempler im Heck leicht in, dann touchiert der Audi-Pilot den Lamborghini am hinteren Kotflügel.
Die Worte, die der Nürburgring-Sieger Bortolotti dann am Boxenfunk von sich ließ, verstand wohl kaum jemand zur Gänze, dennoch war klar: Der 33-Jährige war richtig sauer. Das Mikrofon übersteuerte, ein "Was zum ****!" war zum Vernehmen.
Kelvin van der Linde wurde dafür von der Rennleitung verwarnt. "Ich wusste, dass er kalte Reifen hat und bin daher aggressiv gefahren, um ihn in einen Fehler zu zwingen", erklärte Kelvin van der Linde später auf der Pressekonferenz. Doch wirklich auszahlen sollte es sich nicht. Bortolotti zog wenig später davon, van der Linde fuhr sein Rennen zu Ende. Mehr war ohnehin nicht drinnen, sah auch Kelvin van der Linde nach dem Rennen ein. Für ihn war es am Ende trotzdem der dritte Platz, für Bortolotti der zweite.
Kelvin van der Linde: Mirko Bortolotti "ein Warmduscher"
Gegessen war die Angelegenheit aber nicht. Kelvin van der Linde ließ die Situation nach dem Rennen nicht so stehen. "Wenn einer von hinten kommt, dann müssen andere Platz machen, aber umgekehrt ist er vielleicht ein Warmduscher", so der Abt-Sportsline-Pilot am Ran-Mikrofon.
Worte, die von dem angekratzten Verhältnis der beiden zeugen. Der Hintergrund: Schon vergangenes Jahr kamen sich die beiden in die Quere. Mirko Bortolotti absolvierte 2022 seine erste volle DTM-Saison und kämpfte auf Anhieb mit um die Meisterschaft. Einer seiner Tiefpunkte war aber das Wochenende auf dem Nürburgring. Trotz eines zweifelsohne schnellen Pakets warf er am Samstag nicht nur einen Sieg weg, sondern verlor auch einen Tag später viele Punkte, nachdem es zwischen ihm und Kelvin van der Linde zur Kollision kam.
Vom Wochenende gezeichnet verließ Bortolotti früh die Strecke. Sein damaliger Boss, Gottfried Grasser, kritisierte van der Linde aber für den Vorfall. Der sah die Schuld aber nicht bei sich, sondern nahm damals auch seinen Kontrahenten in die Pflicht.
Und tatsächlich geht die ganze Angelegenheit noch weiter zurück. Schon in der GT Masters fuhren beide gegeneinander und entwickelten eine Rivalität, die sich nun bis in die DTM zog. Schon damals verstanden sie sich nicht.
"Seine Meinung interessiert mich schon länger nicht mehr!"
Die Stimmung vermiesen will sich jetzt aber keiner lassen. Trotz dieses Zwischenfalls zeigten sich beide nach dem Rennen sehr glücklich über ihr Ergebnis. Kelvin van der Linde beschrieb die Situation am mit Bortolotti Ran-Mikrofon als "geiles Racing", zumal er mit dem Podium nun endlich seine Pech-Serie in der Saison 2023 beenden konnte. Über Mirko Bortolotti macht er sich nun auch keinen Kopf: "Seine Meinung interessiert mich schon lange nicht mehr."
Bortolotti dagegen ließ nach dem Rennen keine Eindrücke seinerseits mehr zu. "Kein Kommentar" hieß es bei der Pressekonferenz - auch alle anderen Journalisten wimmelte er bei Fragen zu dem Vorfall ab. Am Ende bringt es van der Linde selbst aber ganz gut auf den Punkt: "Kelvin und Mirko, beste Freunde. Was willst du machen?"
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