Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) hat die DTM-Hitzeschlacht auf dem Norisring gewonnen! Der amtierende Meister gewann das Samstagsrennen auf dem Nürnberger Stadtkurs von der Pole Position. Für van der Linde war es der erste Saisonsieg und der fünfte seiner DTM-Karriere.

Unter den Augen von BMW-M-Boss Frank van Meel hatte der Autobauer aus München doppelten Grund zur Freude: Rene Rast (Schubert-BMW) machte den Doppelsieg für BMW und Team-Meister Schubert Motorsport perfekt. Für die Bayern war es der erste Triumph beim Heimspiel auf dem Straßenkurs seit 2019 (Bruno Spengler).

"Es ist unglaublich, hier auf dem Norisring vor so vielen Menschen zu gewinnen", sagte van der Linde, der mit dem Sieg gleichzeitig die Führung in der Meisterschaft übernahm. Beim Zieleinlauf trennten ihn und Teamkollege Rast rund 1,5 Sekunden. Der dreifache DTM-Champion Rast: "Von Startplatz sieben auf Rang zwei vorgefahren zu sein, ist ein super Ergebnis."

Drama um Kelvin van der Linde

Während Sheldon van der Linde eine durchweg souveräne Leistung vom ersten Startplatz ablieferte und Rast von einem starken Start (von P8) profitierte, spielte sich beim Kampf um den letzten Podestplatz ein echtes Drama ab: Kelvin van der Linde (Abt-Audi) war auf bestem Weg, seinem Bruder aufs Podium zu folgen, bis fünf Minuten vor dem Rennende plötzlich das Getriebe streikte und dem Südafrikaner den technischen K.o. versetzte. "Fuck!", zeigte sich KVDL am Funk entsprechend enttäuscht

Den dritten Platz 'erbte' Dennis Olsen (Manthey-Porsche), der damit immerhin einen der eigentlich favorisierten Porsche 911 GT3 R aufs Podest beförderte. Das erste von zwei Rennen an diesem Wochenende wurde durch zwei Safety-Car-Phasen (Engstler-Ausfall und Teile auf der Strecke) unterbrochen, verlief insgesamt aber saubererer als in der Vergangenheit. Sechs der 27 Fahrer, darunter der bisher starke Rookie Tim Heinemann, sahen nicht den Zielstrich.

Bortolotti trotz Rückschlägen in Top-6

Den bestplatzierten Mercedes-AMG GT3 bugsierte der amtierende DTM-Vizemeister Lucas Auer (Winward-Mercedes) auf den vierten Platz. Ayhancan Güven (Bernhard-Porsche) und Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) folgten auf den Positionen fünf und sechs. Verrückt: Lambo-Star Bortolotti wurde Sechster, obwohl er im Rennen eine Penalty Lap (zu früh aus Startformation) kassiert hatte und durch eine Kollision mit Owegas Mercedes zurückgeworfen wurde.

Die beiden Zandvoort-Sieger Maro Engel (Landgraf-Mercedes) und Ricardo Feller (Abt-Audi) auf den Plätzen sieben und acht sowie Lokalmatador Marco Wittmann (Project-1-BMW) und Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche) komplettierten die Top-10.

Wittmann nach seinem Heimspiel: "Ich sah den Owega kommen und wusste, dass das niemals gut geht. Der hat den Lambo (Bortolotti) abgeräumt, und das hat auch mich sechs bis sieben Plätze gekostet. Der hat vielen das Rennen kaputtgemacht. Wir hatten in diesem Jahr immer eine relativ gute Rennpace, aber im Qualifying tun wir uns schwer."

DTM Norisring 2023: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Der amtierende DTM-Champion Sheldon van der Linde erzielte in einem engen Qualifying seine erste Saison-Pole und die fünfte seiner Karriere. Hinter dem BMW-Fahrer komplettierte nach dem geteilten Qualifying Thomas Preining im Manthey-Porsche die erste Reihe. Ayhancan Güven im Bernhard-Porsche und Luca Stolz mit seinem HRT-Mercedes folgten auf den weiteren Startplätzen. Eine stark besetzte dritte Reihe bildeten auch Kelvin van der Linde und Mirko Bortolotti. Rene Rast und Lucas Auer komplettierten die Top-8 der Startaufstellung.

Start: Sheldon van der Linde kam beim Start optimal weg und konnte direkt eine kleine Lücke herausfahren. Dahinter attackierte Ayhancan Güven in Kurve eins innen Thomas Preining im Manthey-EMA-Porsche. Dabei konnte sich der Türke zwar durchsetzen, gleichzeitig kam es aber zu einer Berührung zwischen den beiden Piloten. Für Preining kam es in der Folge noch dicker: Der Österreicher erwischet eine schlechte Startphase und wurde mehrere Positionen bis auf Rang 8 zurückgereicht. Mirko Bortolotti und Jusuf Owega bekamen sofort eine Penalty Lap aufgebrummt, da sie die Startformation zu schnell verlassen hatten.

Erste Rennhälfte:So schlecht der Start auch für Thomas Preining lief, so schnell konnte er sich wieder fangen. Nach nur wenigen Minuten konnte sich der zu diesem Zeitpunkt Führende der Meisterschaft wieder zwei Positionen nach vorne kämpfen. Rund 12 Minuten nach dem Start des Rennens kam es zu einer Kollision zwischen David Schumacher und Luca Engstler. Ersterer versuchte mit einem optimistischen Manöver innen in Kurve 1 reinzustechen, kam dabei aber viel zu spät und fuhr in der Folge in den Audi von Engstler. Dieser stellt sein Auto sofort ab, das Safety Car musste auf die Strecke. Für Schumacher bedeutete dies eine Penalty Lap.

Nach einer kurzen Unterbrechung ging es nach wenigen Minute wieder weiter. Kelvin van der Linde versuchte die Gunst der Stunde zu nutzen und den vor ihm fahren René Rast zu attackieren, fand aber keinen Weg vorbei. Wenig später kam es erneut zu einem Chaos-Moment in der ersten Kurve. Jusuf Owega räumte Mirko Bortolotti ab, einige Piloten wie Marco Wittmann mussten außen ausweichen. Bortolotti konnte im SSR-Performance-Lamborghini in der Folge aber weiterfahren.

Als Aitken plötzlich in ein Sandwich zwischen der Streckenmauer und Alessio Deledda geriet, flogen weitere Teile, die dann bereits das zweite Safety Car des noch jungen Rennens auslösten. Beim Restart machte Rast im Duell mit Kelvin van der Linde erneut die Tür zu.

Kurz vor der Halbzeit eröffneten dann mit Mirko Bortolotti und Marco Wittmann die Boxenstopp-Phase. Nachdem sich Kelvin van der Linde bisher die Zähne an René Rast ausbiss, konnte er sich den Schubert-Motorsport-Pilot nun mit einem starken Manöver endlich schnappen. Immer mehr Autos fuhren nun an die Box. So etwa auch Lucas Auer - der erste der Spitzengruppe, der für seinen Pflichtstopp reinfuhr.

Zweite Rennhälfte: Bei 28 Minuten auf der Uhr fuhr auch der dritte des Rennens an die Box. Kelvin van der Linde holte sich frische Slicks ab und führte damit das Feld der bereits gestoppten Piloten an. Auch Thomas Preining folgte wenig später, für den Porsche lief der aber alles andere als optimal. Beim Wegfahren wurde Preining nochmal gestoppt, da der Reifen vorne links noch nicht richtig draufgeschraubt war. Der Mechaniker musste hektisch nachziehen. Das kostete viel Zeit.

René Rast reagierte auf den Stopp von Kelvin van der Linde und konnte sich durch den Stopp wieder vor Kelvin van der Linde setzen. Kurz darauf bog auch Sheldon van der Linde ab. Beim Südafrikaner lief alles nach Plan. Nachdem auch Güven an die Box kam, führte der KÜS-Porsche-Pilot das Feld bereinigt kurz an. Die Attacke Sheldon van der Lindes folgte aber sofort. Auf kalten Reifen ist Güven chancenlos und wurde sofort mehrere Positionen zurückgereicht.

Bei 18 verbliebenen Minuten hatten alle Fahrer ihren Pflichtstopp absolviert und das Feld war somit wieder Boxenstopp-bereinigt. Sheldon van der Linde ließ sich an der Spitze nicht beirren, fuhr souverän seinem ersten Saisonsieg entgegen. René Rast komplettierte die Schuber-Motorsport Doppelführung, bekam von hinten aber weiterin Druck von Kelvin van der Linde im Audi von Abt Sportsline.

Nachdem Tim Heinemann von hinten angeschoben wurde, fuhr der zweimalige GT-Masters-Meister mit einem beschädigten Diffusor, der nur noch am Heck des Toksport-Porsche hing. Franck Perera versuchte, Heinemann zu überholen, konnte sich aber nicht vorbeisetzen. Als der Franzose dem Porsche dann in Kurve eins erneut ins Heck fuhr und sich der Diffusor weiter löste, wurde Heinemann mit einer Spiegelei-Flagge an die Box geschickt und stellte sei Auto folglich ab.

Kurz vor Schluss kam es für Kelvin van der Linde zur Katastrophe. Auf Podiumskurs wurde Kelvin van der Linde plötzlich langsamer, der Ärger war sowohl van der Linde am Boxenfunk als auch der Mannschaft in der Garage anzumerken. Sein Bruder Sheldon van der Linde ließ sich die Butter an der Spitze aber nicht mehr vom Brot nehmen und fuhr vor Teamkollege René Rast als Erster über die Ziellinie. Denis Olsen sicherte sich vor Lucas Auer den letzten verbliebenen Podiumsplatz.