Ricardo Feller sichert sich nach seiner Pole Position in Zandvoort auch den Sieg beim zweiten Rennen. Der Schweizer konnte seinen Abt-Audi von Beginn des Rennens an souverän an der Spitze pilotieren und brachte den Sieg unbedroht über die Ziellinie. "Ich habe jede Runde des Rennens genossen. Wie ich schon mal gesagt habe, ist Zandvoort im Kalender meine Lieblingsstrecke. Die Jungs haben einen super Job gemacht und das Auto über Nacht massiv verbessert", so der Sieger am ProSieben-Mikrofon.

Bei deutlich wärmeren Bedingungen mit rund 50 Grad Streckentemperatur konnte Thomas Preining einen zweiten Platz über die Ziellinie bringen, nachdem er die Position beim Start zwischenzeitlich an Maro Engel verloren hatte. Beim neuen Führenden der Gesamtwertung gab es während dem Rennen etwas Verwirrung über seine intensive Kommunikation mit dem Manthey-EMA-Renningenieur. Wie er erklärte, ging es hierbei um die Traktionskontrolle. "Es ist extrem schwer, die Reifen zu managen und wir haben ein paar Einstellungen ausprobiert", erklärt Preining am Podium stehend. "Die weiß ich leider nicht auswendig, deswegen musste ich meinen Ingenieur um Hilfe bitten."

Luca Stolz komplettierte mit Position drei das Podium und konnte sich dabei bis Rennende gegen einen erneut schnellen Marco Wittmann verteidigen, dem das Podest an diesem Wochenende trotz starker Pace verwehrt blieb. Maro Engel wurde Fünfter. Der Dominator des bisherigen Rennwochenendes bekam nach seinem Sieg am Samstag ein Zusatzgewicht aufgebrummt. "Wir haben das mit den 20 Kilogramm extra sowieso erwartet", nimmt Engel das Ergebnis gelassen. "Mit P5 kann ich gut leben. Es war trotzdem ein gutes Rennen und das sind gute Punkte."

Sheldon van der Linde legte wie sein Bruder Kelvin van der Linde eine kleine Aufholjagd hin und steuerte seinen Schubert-BWW von Startplatz 17 auf Rang zehn. Kelvin van der Linde konnte von Startplatz 10 auf Rang 6 vorfahren. Für den bisherigen Meisterschaftsführenden Franck Perera lief das Rennen nach dem Podest am Samstag eher enttäuschend. Der Franzose kam beim Ergebnis nur als 14. über die Ziellinie.

Für ABT Sportsline war es heute nach einer langen Durststrecke ein äußerst erfolgreicher Tag mit der insgesamt 74. Pole und dem 88. Sieg. Der letzte Erfolg des Teams aus Kempten im Allgäu liegt mehr als ein Jahr zurück: Am 19.06.2023 siegte Feller wie heute auch - von der Pole Position!

Ricardo Feller entging Wertungsausschluss

Ricardo Feller hatte Vortag noch riesengroßes Glück. Der Schweizer hatte Reifen aus dem Training benutzt, die im Qualifying und Rennen nicht benutzt werden dürfen, da das Team Reifensätze vertauscht hatte. Ein Vergehen, bei dem normalerweise ein Wettbewerbsausschluss folgt. Da es sich beim Vergehen aber um einen Fehler des Teams handelte und bei dem Vertauschen der technisch identen Reifen kein Wettbewerbsvorteil entstand, wurde davon abgesehen und eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro ausgesprochen.

In dieser Entscheidung war auch Sportkommissar Achim Loth involviert, der sich aufgrund der Formel E aktuell in Portland befindet. In Zukunft möchte man sich in dieser Hinsicht von der Berger-Ära abgrenzen und bei solchen Entscheidungen evaluieren, ob wirklich ein Wettbewerbsvorteil zustande kam. Einen Tag nach der Geldstrafe folgte dann der Sieg!

Feller durchbricht Engel-Dominanz, Hitzeschlacht für Preining

Startaufstellung: Ricardo Feller sorgte mit seiner Pole Position im Qualifying für eine kleine Überraschung. Neben ihm ging Thomas Preining im Mathey-EMA-Porsche ins Rennen, gefolgt von Maro Engel, Patric Niederhauser und Laurin Heinrich. Fellers Abt-Teamkollege Kelvin van der Linde nahm das Rennen von Rang 10 in Angriff nehmen. Titelverteidiger Sheldon van der Linde musste sich nach einem enttäuschenden Qualifying mit Startplatz 17 begnügen. Auch der Meisterschaftsführende Franck Perera, der noch der beste Lamborghini-Pilot war, kam nicht über den 19. Startplatz hinaus. David Schumacher wird das Rennen von Platz 21 starten.

Start: Ricardo Feller konnte sich beim Start problemlos vorne halten, auch weil Thomas Preining keinen guten Start ins Rennen erwischte und so von Maro Engel geschnappt wurde, der sich innen in Kurve eins durchsetzte. Marco Wittmann konnte am Start eine Position gutmachen, Kelvin van der Linde im #3 Abt Audi verlor dagegen eine Position. Lucas Auer hatte in der Startrunde eine Kollision mit einem vor ihm fahrenden Piloten, wodurch die Front beschädigt wurde und Auer das Auto mit einer halb-offenen Motorhaube abstellen musste.

Die erste Rennhälfte:Während sich Ricardo Feller an der Spitze langsam von Konkurrent Maro Engel absetzte, hatte Sheldon van der Linde in den ersten Runden ordentlich etwas vor. Von Startplatz 17 konnte er sich schnell auf den 13. Rang vorarbeiten. Für Schubert-Teamkollege und Rene-Rast-Ersatz Dries Vanthoor war dagegen schnell Feierabend. Wenige Minuten nach dem Start trat beim belgischen Piloten ein Reifenschaden auf. Das Mittelfeld war in dieser Anfangsphase durch zahlreiche Duelle gekennzeichnet. Wittmann setzte sich gegen Laurin Henrich durch, Sheldon van der Linde machte weiterhin Boden gut, aber auch Kelvin van der Linde kämpfte sich nach vorne.

Bei 39 Minuten auf der Uhr kamen mit Albert Costa, Mirko Bortolotti und David Schumacher die ersten Piloten an die Box. Wenig später fuhr mit Patric Niederhauser der erste Fahrer aus der Spitzengruppe rein, hinter ihm folgte Kelvin van der Linde. Dabei kam es in der Folge zu einem 'Unsafe Release' Niederhausers gegen van der Linde, was eine Penalty-Lap für den Orange-Audi bedeutete. Marco Wittmann reagierte und fuhr wenig später ebenso an die Box. Wie am Samstag lief der aber auch heute nicht optimal. Der Project-1-BMW kam kurz vor Niederhauser wieder aus der Box, der den grünen Renner Wittmanns aber kurz darauf überholen konnte, was aufgrund Neiderhausers Strafe aber ohne Bedeutung war.

Thomas Preining absolvierte seinen Stopp daraufhin ebenfalls, bleib aber unbedroht vor dem dahinterfahrenden Trio aus Stolz, Wittmann und Kelvin van der Linde. Nur eine Runde später folgten Ricardo Feller und Maro Engel an die Box. Der Stopp von Engel lief nicht ganz sauber, wodurch sich Preining den Landgraf-Mercedes des Vortagessieger schnappen konnte. Kurz davor kam es durch Laurin Heinrich zu einem Dreher in Kurve drei.

Die zweite Rennhälfte: Sheldon van der Linde kam beim Beginn der zweiten Rennhälfte ebenfalls an die Box und fuhr auf einem bereinigten zehnten Platz wieder auf die Strecke. Der starke Albert Costa musste ein bitteres Ende eines überzeugenden Auftritts hinnehmen, als er seinen Emil-Frey-Ferrari in dieser Phase des Rennens aufgrund von vermeintlichen technischen Gebrechen abstellen musste. Ricardo Feller konnte seinen ersten Platz in der Boxenstopp-Phase souverän halten. Verlierer der Stopps war aber Maro Engel, der aus den Podestplätzen fiel und etwa von Marco Wittmann auf der Strecke überholt wurde. Der 33-jährgie Fürther machte nun Druck auf Luca Stolz, um das verpasste Podium vom Samstag wiedergutzumachen.

Für den auf Position zwei fahrenden Thomas Preining wurde das Rennen kurz vor Schluss zur Zerreißprobe. Der Österreicher klagte im Cockpit über extrem hohe Temperaturen und befand sich im Zusammenhang mit seiner Traktionskontrolle im ständigen Austausch mit seinem Ingenieur. Währenddessen kam es im Duell zwischen Arjun Maini und Tim Heinemann in Kurve drei zu einer Kollision, nachdem der Inder schon länger versucht hatte, den Deutschen zu überholen. Der Mercedes vom Team HRT war innen reingestochen und erwische Heinemann im Heck, der im Ausgang dadurch fast das Auto verlor und leicht von der Strecke abkam. Maini musste die Position wieder zurückgeben und reagiert am Boxenfunk wutentbrannt auf die Entscheidung.

Für Ricardo Feller sollte es aber keine Bedrohung mehr geben. Wie gestern schon Engel, untermauerte heute auch Feller mit der schnellsten Rennrunde (1:34,371 Minuten) seine Überlegenheit. Der neue zweite der Meisterschaft fuhr deutlich als erster Pilot über die Ziellinie und gewann damit das zweite Rennen seiner DTM-Karriere. Preining wurde Zweiter, Wittmann konnte Luca Stolz im Kampf um das Podium nicht mehr überholen.

Das Ergebnis: Die Top-10 des Rennens

PositionFahrerAutoRundenRückstand
1Ricardo FellerAudi39
2Thomas PreiningPorsche392.719
3Luca StolzMercedes396.540
4Marco WittmannBMW396.789
5Maro EngelMercedes3910.844
6K.van der LindeAudi3911.727
7Ayhancan GuvenPorsche3915.592
8P.NiederhauserAudi3916.162
9Dennis OlsenPorsche3916.987
10S.van der LindeBMW3918.422

Die Fahrer des Rennens: Mattia Drudi machte neun Plätze, Mirko Bortolotti acht und Sheldon van der Linde sieben Plätze gegenüber dem Qualifying gut! Patric Niederhauser verschlechterte sich dagegen um vier Positionen!