Fünf Punkte konnte Pierre Kaffer in der abgelaufenen DTM-Saison einfahren. Logischerweise sagt der DTM-Rookie, dass es ruhig auch noch in paar mehr hätten sein können. Da der sympathische Audi-Pilot in seiner Debütsaison aber erwartungsgemäß "viel Lehrgeld" bezahlen musste, ist er mit dem Verlauf seines ersten Jahres in der deutschen Tourenwagen Mastes zufrieden.

Nur mit einer Entscheidung war Pierre in diesem Jahr ganz und gar nicht glücklich: "Dass ich für meine 61 km/h in der Boxengasse 150 Euro Strafe zahlen musste, ist natürlich schon ein bisschen happig", scherzte er mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Wie seine Saison ansonsten verlaufen ist, verriet Pierre im Exklusivinterview mit motorsport-magazin.com.

Pierre konnte in dieser Saison sehr viel lernen., Foto: Sutton
Pierre konnte in dieser Saison sehr viel lernen., Foto: Sutton

Vor dem Saisonfinale in Hockenheim warst Du der zweitbeste Pilot eines Vorjahres-Audi. Wie lautet das Fazit Deiner Debütsaison?

Pierre Kaffer: Ich bin mit meiner ersten DTM-Saison zufrieden. Vielleicht hätten noch ein paar Pünktchen mehr herausspringen können, aber insgesamt bin ich wirklich sehr zufrieden. Die DTM ist keine Meisterschaft wie der Porsche Cup oder die Formel 3. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier viel Lehrgeld bezahlen müsste. Dennoch konnte ich von meinem Teamkollegen Christian Abt sehr viel lernen. Deshalb würde ich jetzt einige Dinge anders machen, wenn das Jahr noch einmal von vorne beginnen würde.

Wie schwierig war die Umstellung vom Audi R8 auf den A4 DTM?

Pierre Kaffer: 2005 war für mich wie ein 6er im Lotto. Es war klasse in einem der erfolgreichsten Sportwagen-Prototypen fahren zu dürfen. Als ich erfahren habe, dass Allan mein Teamkollege sein würde, war schon ein gewisser Respekt und eine gewisse Ehrfurcht da. Trotzdem entwickelte sich das gesamte Jahr zu einem einzigen großen Traum. Wir haben uns perfekt ergänzt. Ich konnte im Sportwagensektor von ihm sehr viel lernen. Etwa was das Spritsparen oder die Fahrzeugabstimmung angeht. Der am meisten überwältigende Sieg war für mich Sebring. Das war mein erstes Sportwagenrennen, bei dem mir niemand den Erfolg zugetraut hätte.

Wie groß war die Umstellung auf den DTM-Wagen?

Pierre Kaffer: Es war für mich schwierig plötzlich ein Auto zu bewegen, dass schwerer ist und weniger Leistung besitzt. Da sich das Auto mit gebrauchten Reifen ähnlich wie der Porsche anfühlte, konnte ich aber von meinen Erfahrungen aus der Vergangenheit profitieren. In diesem Moment konnte ich dann meinerseits Allan ein bisschen helfen. Das war nicht nur ein schönes Gefühl, sondern auch ein Ausdruck für die Geschlossenheit der Audi-Familie: Wer einmal Probleme hat, dem wird von seinen Teamkollegen geholfen.

Pierre ist gerne ein Mitglied der Audi-Familie., Foto: Sutton
Pierre ist gerne ein Mitglied der Audi-Familie., Foto: Sutton

Worin bestehen die Unterschiede zwischen einem 911 aus dem Porsche Supercup, einem Sportwagen und einem DTM-Tourenwagen? Welches Fahrerlebnis macht am meisten Spaß?

Pierre Kaffer: 2005 waren die Erlebnisse auf der emotionalen Seite sehr hoch. Vorher hatte ich Le Mans nur im Fernsehen gesehen und im letzten Jahr war ich selber dabei. Als ich das erste Mal die Gerade heruntergefahren bin, waren das schon ganz besondere Gefühle. Bei der DTM kannte ich die Autos, die Strecken und das Umfeld schon vorher. Die Fahrzeuge kann man allerdings nicht miteinander vergleichen: Der Abtrieb eines Sportwagen ist wesentlich höher, die Leistung ist größer und das Auto ist auf Langstreckenrennen ausgelegt. In der DTM geht es hingegen darum eine Stunde lang Vollgas zu geben.

Du hast uns schon verraten, dass Du Dich bei Joest perfekt eingelebt hast und mit den Mechanikern super auskommst...

Pierre Kaffer: Joest ist ein klasse Team. Für mich als Neuling war es unglaublich schön für ein Team fahren zu dürfen, dass eine solche Motorsportgeschichte aufweisen kann. Besonders schön ist, dass die Mechaniker so sehr hinter ihren Fahrern stehen. Da macht es Spaß für sie auf die Strecke zu gehen.

Du hast bereits erwähnt, dass Dir Deine Teamkollegen Christian und Allan sehr geholfen haben. Wie haben sich ehemalige Formel-1-Stars wie Mika Häkkinen, Jean Alesi oder Heinz-Harald Frentzen Dir gegenüber verhalten?

Pierre Kaffer: Ganz normal. Niemand hatte irgendwelche Starallüren. Die Kollegialität ist in der DTM sehr gut. Es gibt natürlich Fahrer, mit dem man abends keinen Kaffee oder ein Bier trinken geht, aber es gibt auch einige, mit denen man gerne zusammen feiert.

Pierre ist gerne für die Fans da., Foto: Sutton
Pierre ist gerne für die Fans da., Foto: Sutton

Du fährst einen Vorjahreswagen, dem in dieser Saison ein Gewichtsvorteil zugute kam. Was hältst Du von dieser Regel?

Pierre Kaffer: Generell ist das eine gute Lösung. Beim Rennspeed fehlt uns gar nicht einmal so viel zu den aktuellen Autos. Aber im Qualifying hatten wir nicht auf allen Strecken die besten Chancen ganz vorne mitzumischen.

Die Begeisterung für die DTM ist ungebrochen: Wie empfindest Du als Fahrer den ganzen Rummel und den großen Zuschauerandrang hier im Fahrerlager?

Pierre Kaffer: Es ist schön, dass so viele Fans da sind. Schließlich leben auch wir von den Fans. Für uns Fahrer ist es einfach schöner vor einer vollen Kulisse als vor lauter leeren Tribünen zu fahren. Deswegen versuche ich mir immer genügend Zeit für die Fans zu nehmen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich früher vor dem Fernseher saß und mir die Rennen anschaute. Als ich meine Lehre bei Zakspeed begonnen habe und Jörg van Ommen die Scheibe sauber machen durfte, fühlte ich mich wie der Größte. An diese Momente sollte man sich heute erinnern, um zu wissen, was die Fans alles für uns Fahrer auf sich nehmen und durchmachen.

Die Rennkalender werden immer umfangreicher. In der F1 sind wir mittlerweile bei 19 Rennen angekommen. Wie viele Rennen sind in der DTM noch vertretbar?

Pierre Kaffer: Ich habe gehört, dass es im nächsten Jahr 12 Rennen sein sollen. Aber die NASCAR Serie fährt beispielsweise 36 Rennen. Ich bin in einer meiner Porsche Carrera Cup Saisons 23 oder 24 Rennen gefahren. Das war schon ein bisschen viel. Aber 17 bis 20 Rennen wären von meinem Standpunkt als Fahrer aus kein Problem.

Egal wie viele Rennen das nächste Jahr mit sich bringen wird: Du wirst auf alle Fälle bei Audi im Einsatz sein.

Pierre Kaffer: Genau. Ich fühle mich in der Audi-Familie sehr wohl und hoffe noch viele Jahre hier bleiben zu dürfen. In welcher Rennserie ich aktiv sein werde, erfahren wir aber frühestens in einigen Wochen. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, wenn die neuen Pläne für die Saison 2006 gemacht werden.