Nur 16 von 27 Autos im Ziel: Das Samstagsrennen der DTM beim Saisonfinale in Hockenheim wurde von schweren Unfällen und einem zwischenzeitlichen Abbruch überschattet. Nach einer 40-minütigen Unterbrechung behielt Pole-Setter Lucas Auer die Nerven und feierte seinen zweiten Saisonsieg.

Damit konnte der Winward-Mercedes-Pilot seinen Rückstand auf den Meisterschaftsführenden Sheldon van der Linde auf nur noch 2 Punkte (149:147) verringern.

Schubert-BMW-Pilot van der Linde fuhr im unfallträchtigen Rennen vom 18. Startplatz bis auf die zweite Position! Vorausgegangen war eine 10-Platz-Gridstrafe nach dem morgendlichen Qualifying für den Südafrikaner. Van der Linde überholte in der letzten der 30 Rennrunden seinen BMW-Markenkollegen Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW) und lief mit 0,6 Sekunden Rückstand hinter Auer ins Ziel ein. Wittmann, von P4 gestartet, sicherte sich seinen zweiten Podestplatz in der laufenden Saison.

In einem höchst turbulenten Rennen überquerte überraschend Dev Gore (Rosberg-Audi) die Ziellinie als Vierter. Der US-Amerikaner führte das Feld über viele Runden hinweg an, stand aber nach Rennende unter Beobachtung der Rennleitung wegen eines möglicherweise falschen Boxenstopp-Prozederes. Mehrere Fahrer, darunter Rennsieger Auer, wurden nach dem Rennende einer genauen Untersuchung durchgezogen. Als ob das restliche Chaos nicht ausgereicht hätte...

Rene Rast (Abt-Audi) hält seine theoretischen Chancen auf den vierten DTM-Titel mit Platz fünf aufrecht. Der Audi-Pilot hat vor dem letzten Rennen des Jahres 128 Punkte auf dem Konto - 21 weniger als Spitzenreiter Sheldon van der Linde. Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini, 121 Punkte), der im Rennen den siebten Platz hinter Philipp Eng (Schubert-BMW) belegte, ist raus aus dem Titelrennen. Nico Müller (Rosberg-Audi), Luca Stolz (HRT-Mercedes) und Maxi Buhk (Mücke-Mercedes) komplettierten die Top-10.

Nur 16 der 27 gestarteten Autos erreichten nach 30 Runden das Ziel. Ein früher Unfall von Arjun Maini (HRT-Mercedes) löste die erste Safety-Car-Phase des Rennens aus. Nach dem Re-Start brach Chaos aus, als mehrere Fahrer im hinteren Feld in eine Massen-Karambolage verwickelt wurden. Weiter vorne crashten David Schumacher (Winward-Mercedes), Thomas Preining (Bernhard-Porsche) und Dennis Olsen (SSR-Porsche).

Die Rennleitung zog die Reißleine unter brach mit roten Flaggen ab. Erst nach 40 Minuten wurde das Rennen mit den verbliebenen Autos wieder freigegeben. DTM-Debütant Rolf Ineichen wurde laut Angaben der Rennleitung per Hubschrauber für weitere Untersuchungen in die BG Ludwigshafen gebracht, um den Rücken des Schweizers checken zu lassen.

David Schumacher und Dennis Olsen seien für weitere Untersuchungen ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht worden. Schon kurz nach Rennende war klar, dass nicht alle Autos in Folge der erlittenen Schäden am Sonntag wieder an den Start gehen können.

DTM Hockenheim: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Nach dem Qualifying kassierten der Meisterschaftsführende Sheldon van der Linde, Titelanwärter Thomas Preining und Dennis Olsen jeweils 10-Platz-Gridstrafen, weil die Räder an ihren Autos während einer laut Reglement nicht erlaubten Zeit montiert waren. Demnach musste van der Linde das Rennen vom 16. Startplatz aufnehmen, Preining startete von P18. Die Pole Position eroberte Titelanwärter Lucas Auer vor Mercedes-Markenkollege Luca Stolz. Mirko Bortolotti, Marco Wittmann, Maro Engel, Kelvin van der Linde, Rene Rast und Nico Müller folgten auf den Positionen drei bis acht.

Das Wetter: Bei 18 Grad Außentemperatur (Strecke: 23 Grad) nahmen die 27 Fahrer das Rennen am Samstagmittag um 13:30 Uhr auf. Eine knappe Stunde vor dem Rennen zogen düstere Wolken über der badischen Traditionsstrecke auf und verdeckten die Sonne. Außerdem wurde es deutlich windiger, wodurch sich Sorgen vor einem möglichen Regenschauer bei Fans und Fahrern breitmachten. Es blieb jedoch trocken.

Der Start: Lucas Auer ließ von der Pole nichts anbrennen und führte das Feld durch die ersten Kurven an. Dahinter blühte das wahre Leben! Marco Wittmann stürmte mit seinem BMW vorbei an Mirko Bortolotti und Luca Stolz bis auf den zweiten Platz nach vorne. Arjun Maini kam mit seinem HRT-Mercedes nach Kontakt mit Nico Müller von der Strecke ab und schlug hart mit dem Heck in die Streckenbegrenzung der Parabolika-Kurve ein. Kelvin van der Linde verlor nach einer Kollision mit Maro Engel (von P5 auf P13 zurück) einen Reifen und musste an die Box. Der Reifen flog wild über die Strecke und erwischte unter anderem die Windschutzscheibe von Bruder Sheldon.

Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke, um das Feld zu beruhigen und einzufangen. Ein Gewinner der Startphase war Rene Rast, der sich innerhalb einer Runde vom siebten bis auf den dritten Platz verbesserte! Ein Bombenstart von P18 gelang auch Sheldon van der Linde, der die zweite Runde hinter dem Safety Car auf dem achten Rang beendete. Blitzstart ebenso von Teamkollege Philipp Eng im Schubert-BMW, der von P11 bis auf Platz sechs nach vorne stürmte.

Die Top-10 während der SC-Phase: 1. Auer, 2. Wittmann, 3. Rast, 4. Stolz, 5. Bortolotti, 6. Eng, 7. Müller, 8. Sheldon van der Linde, 9. David Schumacher, 10. Preining

Die erste Rennhälfte: Nach einer längeren Safety-Car-Phase in Folge einer Reparatur der Leitplanken an der Maini-Unfallstelle, wurde das Rennen zur 7. Runde mit grünen Flaggen freigegeben. Der Wahnsinn ging weiter! Wittmann quetschte sich beim Re-Start vorbei an Auer und übernahm die Führung.

Im hinteren Feld krachte es heftig zwischen Ineichen, GRT-Teamkollege Schmid, Eng, Zug und Grenier, einer der Lambos schlug mit hoher Geschwindigkeit in die Leitplanken ein. Weiter vorne kollidierten Preining und Schumacher, beide drehten sich von der Strecke, schlugen ein und wurden zurückgeschleudert. An gleicher Stelle verunfallte auch der SSR-Porsche von Olsen, dessen 911er Feuer fing und sogar seine Motor verlor. Die Rennleitung unterbrach das Rennen mit roten Flaggen.

Der weitere Rennverlauf: Nach einer 40-minütigen Unterbrechung gingen die verbliebenen 19 Autos hinter dem Safety Car wieder ins Rennen. Auer führte das Feld beim Single-File-Restart zur 8. Runde vor Wittmann, Rast, Stolz und Bortolotti an. In Runde 9 absolvierten Luca Stolz, Kelvin van der Linde und Maximilian Götz als erste Fahrer ihre Pflicht-Boxenstopps. Einen Umlauf später folgten Maro Engel, Christian Engelhart und Leon Köhler.

Bei Schubert-BMW kam es zu einem Platztausch, als Eng seinen Teamkollegen van der Linde am Ende der Parabolika mit wenig Gegenwehr passieren ließ. In Runde 11 kamen Rene Rast und Maxi Buhk rein, um frische Michelin-Slicks aufziehen zu lassen. Eine Runde später wurde es spannend, als es Auer beim Boxenstopp gelang, in der Boxengasse an Wittmann vorbeizugehen und wieder die virtuelle Führung einzunehmen.

Sheldon van der Linde absolvierte seinen Pflicht-Boxenstopp in Runde 15 von Platz drei auf der Strecke. Der BMW-Pilot kehrte hinter dem Führungsduo Auer/Wittmann auf die Strecke zurück und musste auch den heranstürmenden Luca Stolz ziehen lassen. Zwei Runden später setzte sich van der Linde gegen Rast durch, während Mirko Bortolotti auf P1 liegend seinen Pflicht-Stopp einlegte. Der Lambo-Fahrer ordnete sich auf dem virtuellen fünften Platz ein. Nico Müller folgte im 20. Umlauf an die Box.

Van der Linde machte wenig später kurzen Prozess mit Vordermann Stolz und eroberte den virtuellen dritten Platz hinter Auer und Wittmann. Was dabei kaum jemand mitbekommen hatte: Der auf der Strecke Führende Dev Gore hatte offenbar seinen Pflicht-Boxenstopp reglementgemäß absolviert - und lag damit tatsächlich in Führung! Was für ein Chaos am Samstag in Hockenheim...

In der vorletzten Runde überholte Auer den Führenden Gore und setzte die Fahrt auf P1 fort. Direkt dahinter kam van der Linde an BMW-Markenkollege Wittmann vorbei, übernahm den dritten Platz und ließ wenige Meter später ebenfalls Gore hinter sich.