Thomas Preining (KÜS Team Bernhard) hat das völlig chaotische Samstagsrennen der DTM auf dem Norisring gewonnen. Der Porsche-Pilot hielt sich schadlos beim 'Crash-Festival' auf dem Nürnberger Stadtkurs und bescherte dem Sportwagenbauer den ersten Sieg in der DTM-Geschichte.
"Wir hatten nicht den besten Start in die Saison", sagte Porsche-Werksfahrer Preining, der das Rennen vom zweiten Startplatz hinter Pole-Setter Kelvin van der Linde (Ausfall) aufgenommen hatte. "Aber wir haben zurückgeschlagen und die Konstanz war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Das Rennen war komplettes Chaos von Anfang bis Ende, aber ich habe mich zum Glück aus dem Ärger herausgehalten."
Dennis Olsen (SSR-Porsche) und Rene Rast (Abt-Audi) komplettierten das Podium beim siebten Rennen der Saison 2022. "So etwas habe ich selten erlebt, dass so viel Chaos herrscht", sagte Rast. "Heute ging es nur ums Überleben. Ich hatte viele Berührungen mit Dennis Olsen. Der Porsche war heute zu stark und ich hatte einen schleichenden Plattfuß. Ich bin happy, dass der Reifen gehalten hat."
Auf dem knapp 2,3 Kilometer langen Kurs krachte es mehrfach: Dreimal musste das Safety Car nach Unfällen ausrücken, dazu noch eine Full-Course-Yellow-Phase. 16 (sechszehn) der 27 Fahrer sahen nicht die Zielflagge!
Schon beim fliegenden Start kam es zu einer Massen-Kollision, die unter anderem Lokalmatador Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW), David Schumacher (Winward-Mercedes), Nico Müller (Rosberg-Audi) und Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) vorzeitig aus dem Rennen nahm. "Ich konnte nichts machen", sagte ein enttäuschter Wittmann. "Du bist Passagier. Vorne staut es sich, hinter dir wird weitergedrückt und du wirst einfach in den Stau geschoben."
Später krachte es erneut kapital, als Alessio Deledda (GRT-Lamborghini) den Walkenhorst-BMW von Esteban Muth von der Strecke schoss und dabei auch noch GRT-Teamkollege Franck Perera erwischte. Der Lambo-Werksfahrer war für den erkrankten Ineichen eingesprungen und hatte sich als Vierter qualifiziert. Deledda kassierte eine Strafversetzung um fünf Plätze in der Startaufstellung für das Sonntagsrennen (ab 13:30 Uhr live bei ProSieben im TV).
Und es rummste fröhlich weiter, vor allem nach den engen Re-Starts: Etwa zwischen Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini) und Maro Engel (GruppeM-Mercedes), wobei der AMG-Fahrer unsanft in die Mauer gedrückt wurde und sein Gegner eine 15-Sekunden-Zeitstrafe kassierte. "Sehr ärgerlich, bis dahin war es wirklich ein gutes Rennen für mich", sagte Engel. "Da konnte ich nichts machen."
Chaotisch wurde es wenig später beim nächsten Re-Start, als Ayhancan Güven (Ersatzmann für Cassidy bei AF-Corse-Ferrari und auf P3 qualifiziert) mit seinem Ferrari ins Heck von Lucas Auers Winward-Mercedes rauschte. "Wir sind zusammen zu Winward und Lucas und haben uns dafür entschuldigt", sagte AF-Corse-Teammanager Ron Reichert zu Motorsport-Magazin.com.
Sekunden später traf Bortolotti seinen Vordermann und den Pole-Setter Kelvin van der Linde. Der GRT-Pilot musste seinen Lambo mit einem Reifenschaden an der Box abstellen. Wenig später war auch das Rennen für van der Linde und seinen stark lädierten Abt-Audi beendet. "So viele Restarts funktionieren nicht, da muss man eine andere Lösung finden", sagte van der Linde. "Das hier geht gar nicht."
DTM Norisring: So lief das Rennen am Samstag
Die Startaufstellung: Im ersten aufgeteilten Gruppen-Qualifying der DTM-Geschichte sicherte sich Kelvin van der Linde die Pole Position - für sein Team Abt Sportsline war es die dritte in Folge in der laufenden Saison. Neben van der Linde als schnellstem aller Fahrer in den beiden Gruppen ordnete sich Thomas Preining auf dem zweiten Startplatz ein. Der Porsche-Pilot war Schnellster in Gruppe A.
Weil sich van der Linde sich entschied - per Reglement erlaubt - die Seite der Pole Position zu tauschen (auf links), herrschte kurzzeitig Verwirrung über die finale Startaufstellung. Letztendlich wurde das Grid noch einmal angepasst, dass die Qualifying-Gruppen A und B jeweils hintereinander auf einer Seite des Grids standen.
Daraus ergaben sich die Top-10 der Startaufstellung wie folgt: 1. Kelvin van der Linde, 2. Thomas Preining, 3. Can Güven, 4. Franck Perera, 5. Lucas Auer, 6. Rene Rast, 7. Ricardo Feller, 8. Arjun Maini, 9. Dennis Olsen, 10. Nico Müller
Das Wetter: 24 Grad und schönster Sonnenschein erwartete die DTM zum Rennstart am Samstagmittag. Am Freitag hatte es während der Freien Trainings geregnet, sodass sich die Aussagekraft der gesammelten Daten stark in Grenzen hielt.
Der Start: Ganz wilde Startphase und viel Schrott auf der Strecke! Während Pole-Setter Kelvin van der Linde und seine Verfolger Thomas Preining sowie Ayhancan Güven schadlos durch die erste Kurve kamen, krachte es im Mittelfeld! In einer Kettenreaktion beschädigten David Schumacher, Marco Wittmann, Nico Müller, Sheldon van der Linde, Maxi Buhk, Arjun Maini und Dev Gore ihre Autos so stark, dass für sie das Rennen praktisch beendet war. Das Safety Car bog auf die Strecke ab.
Die erste Rennhälfte: Nach dem wilden Start verlief der Re-Start deutlich ruhiger - diesmal aber spannend an der Spitze: Preining kassierte van der Linde auf dem Weg zur ersten Kurve und übernahm die Führung. Der Südafrikaner konnte zumindest einen Angriff von Abt-Teamkollege Rast abwehren und P2 behaupten. Hinter dem Trio folgten Olsen, Güven, Feller, Eng, Vanthoor, Götz und Auer durch die nächsten Runden.
In Runde 12 krachte es erneut, als Franck Perera im GRT-Lambo den Walkenhorst-BMW von Esteban Muth traf und beide mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke rasselten. In den Vorfall wurde auch noch Clemens Schmid involviert. Die Rennleitung rief eine Full-Course-Yellow-Phase aus. Das nutzte ein Großteil des verbliebenen Feldes, um in den folgenden beiden Runden den Pflicht-Boxenstopp zu absolvieren.
Nach den Stopps führte plötzlich Rast das Klassement an. Der Abt-Pilot profitierte von einem langsamen Boxenstopp von Teamkollege van der Linde und überholte in der Box. Rast musste die Führung kurz nach dem Re-Start auf dem Weg zur ersten Kurve nach dem 'Packed Formation'-Restart aber wieder an Preining abgeben. Dahinter folgten Kelvin van der Linde, Dennis Olsen, Ricardo Feller und Can Güven.
Im Hinterfeld krachte es schon wieder... Mirko Bortolotti traf den GruppeM-Mercedes von Maro Engel am Heck und drehte den AMG-Fahrer unsanft in die Wand. Das löste die nächste Safety-Car-Phase nach nur 25 Minuten Renndauer aus. Bortolotti kassierte eine 15-Sekunden-Zeitstrafe für den Crash.
Der weitere Rennverlauf: Und es wurde nicht besser... Kurz nach dem Re-Start rauschte Güven mit seinem Ferrari ins Heck von Lucas Auers Mercedes. Sekunden später traf Bortolotti seinen Vordermann Kelvin van der Linde. Der Abt-Pilot konnte die Fahrt auf den hinteren Plätzen fortsetzen, während Bortolotti mit einem Reifenschaden und einem beschädigten Kühler das Rennen vorzeitig beenden musste. Es folgte die dritte Safety-Car-Phase.
Beim nächsten Restart in Runde 34 (17 Minuten vor dem Rennende) hatten sich die Gemüter offenbar etwas beruhigt. Preining führte das Feld im Bernhard-Porsche vor Rast und den beiden SSR-Porsche von Olsen und Vanthoor an. Dabei hatte Rast noch Glück, als er am Heck ordentlich von Olsen getroffen wurde, die Position aber behaupten konnte.
Für Kelvin van der Linde und Deledda ging es ebenfalls nicht weiter, sie stellten ihre havarierten Autos vorsichtshalber in der Box ab bei nur noch elf verbliebenen Fahrzeugen im Feld. In der Schlussphase tat sich dann nicht mehr allzu viel. Rast musste seinen zweiten Platz an Olsen herschenken und rettete P3 hinter Sieger Preining über den Zielstrich.
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