"Che bella macchina!" Würden wir für jedes Mal, wenn wir diesen Ausspruch hören, einen Euro bekommen, könnten wir uns schon fast einen Lamborghini Huracan STO leisten. Bis es soweit ist, begnügen wir uns mit einem dieser brutal anmutenden Boliden als 'Mietauto'.
Für das DTM-Rennwochenende in Imola hat uns der italienische Sportwagenbauer freundlicherweise sein Topmodell zur Verfügung gestellt - Parkplatz mitten im Fahrerlager inklusive! Klar, so eine 'bella macchina' darf man auch nicht in der letzten Ecke verstecken, vor allem nicht beim Heimrennen der Marke mit dem Stier im Wappen. Der Firmensitz in Sant'Agata liegt nur rund 80 Kilometer und den einen oder anderen Liter Sprit weit entfernt.
Unser Leih-Lambo ist ein absoluter Hingucker! Selbst der eine oder andere DTM-Fahrer macht morgens am Eingang zum Paddock große Augen, als er unser Gefährt erblickt. Ist auch kaum zu übersehen, der Huracan kommt im gar nicht mal so dezenten Lila mit gelben Applikationen daher. Und nein, ist weder Privat- noch Firmenauto. Wir sind ja ehrlich.
Zu überhören ist der STO - das Kürzel steht übrigens für Super Trofeo Omologato in Anlehnung an seine motorsportlichen Wurzeln - ebenso wenig. Das Anlassgeräusch stilecht per Knopfdruck ist schon fast unverschämt laut und brüllend, das unweigerliche Grinsen im Gesicht und spontanes Zusammenzucken des Körpers gibt's inklusive. Wo auch immer wir in Imola fahren oder parken, der Huracan in seiner sportlichsten Variante kann sich kaum retten vor gezückten Handy-Kameras der autoverrückten Tifosi. "Che bella macchina!"
Die GT3-Fahrzeuge der DTM sind schon spektakulär, aber so ein STO in freier Wildbahn ist eine ganz eigene Geschichte. 640 PS drückt der V10-Sauger auf die Straße, von 0 auf 100 geht es in rabiaten 3,0 Sekunden.
Mehr ist in und rund um Imola auch kaum drin, die Straßen sind brechend voll mit Wochenendurlaubern, von denen uns auffällig viele begeistert zuwinken oder mit der Lichthupe grüßen. Wie gut, dass der STO den Knopf für die eigene Lichthupe direkt am Lenkrad neben dem linken Daumen hat! Man kommt sich fast vor wie die DTM-Fahrer - die leuchten dem Vordermann auch gerne mal hektisch auf...
Leider fühlen wir uns hier bei jedem verdrückten Stück Pizza ein klein bisschen schlecht - drückt schließlich aufs Fahrzeuggewicht. Ohne uns auf dem Sportsitz bringt der Lamborghini Huracan STO gerade mal lächerlich geringe 1.339 Kilo auf die Waage; dem Karbonfaser-Anteil von über 75 Prozent bei sämtlichen Karosserieteilen sei Dank.
Der STO ist nichts anderes als ein Rennauto mit Straßenzulassung. Das merkt man nicht nur bei der brachialen Beschleunigung, sondern auch beim sanftesten Tritt aufs Bremspedal: Die Macht der monströsen Karbon-Keramik-Bremsen sorgt für eine gefühlte Neuanordnung sämtlicher Eingeweide in den vordersten Bereich des Körpers!
Der Spaß hat natürlich seinen Preis: Den Monster-Huracan gibt es ab 300.000 'bella macchinas' aufwärts. Summen, bei denen Normalsterblichen schwindelig wird und wo die durchaus holprigen Pisten in der Region Emilia-Romangna den Autor dieser Zeilen ordentlich ins Schwitzen bringen. Kurz vor dem drohenden Nervenzusammenbruch bei jedem noch so leichten Geräusch aus Richtung des Unterbodens fahren wir das Fahrwerk lieber leicht hoch - und sitzen gefühlt immer noch direkt auf dem Asphalt.
Ein Tipp für Sparfüchse: Der STO fährt sich mit eingeschalteter Automatik des 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes wie ein ganz zahmer Stier, der höchste Gang wird schon bei rund 60 km/h eingelegt. Ein Tipp für Fans des guten Motoren-Sounds: Vergessen Sie bitte die Automatik.
Die Reise zum DTM-Rennwochenende mit einem Lamborghini Huracan STO ist schon ein besonderes Erlebnis. Und so sehr wir uns schon jetzt auf das nächste Event am Norisring Anfang Juli freuen, fragen wir uns klammheimlich: Warum kann nicht jedes Wochenende Imola sein...
diese DTM Redaktion