Erste Pole Position, zwei Podestplätze, Führung in der Fahrer- sowie Team-Meisterschaft - und obendrein zwei dicke Geldstrafen: Das Lamborghini-Team GRT blickt auf ein höchst ereignisreiches DTM-Debüt beim Saisonauftakt in Portimao zurück.

Während Lamborghini-Werksfahrer Mirko Bortolotti mit der Pole Position am Samstag, Startplatz zwei am Sonntag und seinen zwei dritten Plätzen die hohe Erwartungshaltung durchweg erfüllen konnte, kamen zwei nicht unheikle Ablauf-Fehler den Rennstall aus Österreich teuer zu stehen.

GRT: 12.500 Euro Strafe beim DTM-Debüt

Mit insgesamt 12.500 Euro Geldstrafe wurde die Truppe im Teamchef Gottfried Grasser zur Kasse gebeten. 5.000 Euro wurden am Samstag fällig, weil das Feuerlösch-System in Bortolottis Lamborghini Huracan nicht wie vorgegeben angeschlossen und aktiviert war. Am Sonntag setzte es 7.500 Euro Strafe obendrauf, weil das Team den gleichen Fehler - diesmal beim Auto von Rolf Ineichen - ein weiteres Mal beging. Kurios: Der gleiche Fehler unterlief dem Mercedes-Team GruppeM Racing mit Mikael Grenier, auch hier setzte es 5.000 Euro Strafe.

Mit der Geldstrafe war GRT gut bedient, immerhin handelte es sich bei den beiden Vergehen um sicherheitsrelevante Themen. Da verstehen die Sportkommissare üblicherweise keinen Spaß im Motorsport. Die durchaus deftige Summe dürfte ein Denkzettel für die Grasser-Mannschaft sein. Gut aus Sicht der Fans: Der starke Bortolotti wurde für den Patzer des Teams nicht bestraft und durfte den Podestplatz am Samstag behalten. 'Podestverlust wegen Feuerlöscher' - das wäre für niemanden eine gute Schlagzeile gewesen...

Mirko Bortolotti mit GRT-Sportdirektor Manuel Reuter, Foto: LAT Images
Mirko Bortolotti mit GRT-Sportdirektor Manuel Reuter, Foto: LAT Images

"Feuerlöscher sind sicherheitsrelevantes Thema"

"Feuerlöscher sind ein sicherheitsrelevantes Thema und können im Ernstfall Leben retten", sagt Robert Magin, Vorsitzender der Sportkommissare, zu Motorsport-Magazin.com. "Daher sind wir sehr sensibel in diesem Bereich. Die Strafe für ein nicht funktionierendes Feuerlöschsystem sollte daher für ein Team einen hohen Erinnerungswert haben, erst recht, wenn es wie an diesem Wochenende gleich zweimal passiert. Da der Fahrer auf diesen Fehler keinen Einfluss hat, haben wir bewusst darauf verzichtet, eine Strafe zu verhängen, die Einfluss auf die sportliche Leistung des Fahrers nehmen würde."

Das Grasser-Team hatte die Feuerlösch-Fehler umgehend eingestanden und die Strafe akzeptiert. Die Fehler seien laut Teamchef Grasser durch zwei unterschiedliche Mechaniker an den Autos von Bortolotti und Ineichen passiert. "Deshalb habe ich jetzt entschieden, dass zukünftig ein Teammitglied für alle vier Autos verantwortlich ist, damit sich solch ein kostspieliger Fehler nicht wiederholt", erklärte der Österreicher gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Grasser weiter: "Die beiden Strafen sind sehr ärgerlich und ich kann sie mir eigentlich gar nicht erklären. So etwas darf natürlich nicht passieren - schon gar nicht zweimal! Das war ein großes Thema in unserem Team, zumal wir intern darauf hingewiesen haben." Diesmal kam die Truppe mit einem 'blauen Auge' davon. Derartige Wiederholungen sollten beim nächsten DTM-Rennwochenende auf dem Lausitzring in drei Wochen allerdings tunlichst vermieden werden...

Teamchef Grasser: "Erwartungen definitiv übertroffen worden"

Gleichzeitig stellte sich der Teamchef vor seine Truppe und lobte die ansonsten erfolgreiche Arbeit, die mit Bortolottis Führung in der Meisterschaft belohnt wurde. Grasser: "Ich bin rundum zufrieden. Um ehrlich zu sein, ich habe mit solch einem Resultat nicht gerechnet. Mein Wunsch war, zweimal in die Top-6 zu fahren und möglichst viele Punkte mitzunehmen. Meine Erwartungen sind definitiv übertroffen worden. Um solch einen Erfolg zu erzielen, müssen viele Faktoren zusammenpassen. Ich bin stolz auf die gesamte Mannschaft, die daran einen großen Anteil hat."

Wie erwartet, ragte der deutschsprachige Italiener Bortolotti deutlich aus dem großen GRT-Aufgebot mit vier Lamborghini Huracan GT3 hervor. Seine Teamkollegen Clemens Schmid, Rolf Ineichen und Alessio Deledda gingen allesamt leer aus bei ihrem Debüt in der DTM. Der dritte Platz am Sonntag hinter Sieger Nico Müller (Rosberg-Audi) und dem schnellen Ferrari von Felipe Fraga (AF Corse) sei laut Bortolotti das Maximum gewesen - auch wegen der fünf Zusatz-Kilo an Bord, die er wegen seines Podestplatzes am Samstag als Erfolgsballast mitschleppen musste.

Quersteher: DTM-Debütant Clemens Schmid, Foto: LAT Images
Quersteher: DTM-Debütant Clemens Schmid, Foto: LAT Images

Bortolotti zu P3: Gestern eine Niederlage, heute ein Sieg

"Der dritte Platz hat sich gestern wie eine Niederlage angefühlt, aber heute ist es für uns ein Sieg", fand Bortolotti. "Im Rennen habe ich die Position zunächst gehalten, merkte dann aber relativ schnell, dass der Ferrari die bessere Pace hat. Es hätte keinen Sinn gemacht, sich mit allen Mitteln gegen ihn zu verteidigen und dabei Zeit zu verlieren. Für mich hatte ein Top-Resultat absolute Priorität und das haben wir mit diesem Podium erreicht."

Der 32-Jährige, den Experten zum engen Kreis der Titelfavoriten zählen, der selbst aber noch nichts von der Meisterschaft wissen wollte, hatte im Samstagsrennen Glück im Unglück: Von der Pole Position führte er das Feld souverän an, bis beim Re-Start in Folge der Safety-Car-Phase ein technisches Problem bei der Benzinzufuhr auftrat. Ein plötzlicher Motor-Aussetzer warf ihn vom ersten bis auf den vierten Platz zurück. Mit einem beherzten Überholmanöver gegen Maro Engel (GruppeM-Mercedes) in der letzten Runde eroberte Bortolotti den Podiumsplatz zurück.

Auslöser für die einzige Safety-Car-Phase am Wochenende war ausgerechnet Teamkollege Ineichen, den das gleiche Technik-Problem ereilte. "Leider gab es auch Dinge, die nicht so gut gelaufen sind", bestätigte Teamchef Grasser. "Die Probleme an den Autos von Mirko und Rolf sind offenbar identisch, eine genaue und abschließende Analyse erwarten wir im Laufe dieser Woche. Offenbar haben die hohen Temperaturen eine Rolle gespielt, als für kurze Zeit der Benzinduck weg war und es zu Aussetzern und Leistungsverlust kam."