Turbulenter Auftakt in die DTM-Saison 2022! Lucas Auer gewann das Samstagsrennen in Portimao und bescherte seinem Mercedes-Team Winward den ersten Sieg des Jahres. Für die Marke aus Affalterbach hätte es kaum besser losgehen können: Mit Luca Stolz (HRT-Mercedes) gelang Mercedes-AMG ein Doppelsieg. In einem Rennen mit zahlreichen Überholmanövern und einer Safety-Car-Phase kämpfte sich Stolz vom achten Startplatz bis auf P2 nach vorne.

Den verrücktesten Rennverlauf erlebte Pole-Setter Mirko Bortolotti, der das Podest als Dritter komplettierte. In der letzten Runde eroberte der GRT-Lamborghini-Star den letzten Platz auf dem Treppchen nach einem Überholmanöver gegen Maro Engel (GruppeM-Mercedes). DTM-Rückkehrer Engel im Pech: Wegen eines Boxenstopp-Vergehens fiel er durch eine 5-Sekunden-Zeitstrafe bis auf den zehnten Platz zurück.

Das zeigt, wie eng es auf dem Grand-Prix-Kurs in Portimao im Spitzenfeld zuging: Die Top-12 trennten beim Zieleinlauf nach 32 Runden weniger als zehn Sekunden. Bortolotti sah lange Zeit wie der sichere Sieger aus. Beim Re-Start nach einer Safety-Car-Phase kam der Lamborghini-Werksfahrer allerdings überhaupt nicht vom Fleck und fiel zwischenzeitlich bis auf den vierten Platz zurück. "Mirko hatte Pech beim Re-Start, das war mein Glück", jubelte Auer nach dem achten Sieg seiner DTM-Karriere.

Auf Platz vier gelang Kelvin van der Linde (Abt-Audi) eine große Aufholjagd vom 17. Startplatz. Ebenso Dennis Olsen (SSR-Porsche), der als bestplatzierter Porsche-Fahrer die Ziellinie auf P5 überquerte - nach Start von P19! Hinter Ricardo Feller (Abt-Audi) und Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) pflügte auch Laurens Vanthoor im SSR-Porsche vom 26. bis auf den achten Rang nach vorne. Nach dem Qualifying hatten die Porsche eine bessere Einstufung bei der BoP erhalten.

Philipp Eng (Schubert-BMW) und Engel komplettierten die Top-10, während der amtierende DTM-Champion Maximilian Götz (Winward-Mercedes) als Elfter knapp an den Punkterängen vorbeischrammte. Sebastien Loeb sah als Ersatzmann von Nick Cassidy (wegen Formel E in Monaco verhindert) im AF-Corse-Ferrari die Ziellinie auf dem 16. Platz. Damit errang der neunfache Rallye-Weltmeister sein bislang bestes Ergebnis beim Debüt in der DTM.

DTM-Rennen in Portimao: Mehrere Ausfälle

Nicht alle Fahrer sahen die Ziellinie. Dev Gore fiel nach einer Kollision mit Audi-Markenkollege Marius Zug während der Startphase aus. Auch für Gores Rosberg-Teamkollege Nico Müller war das Rennen nach wenigen Runden wegen eines Reifenschadens vorzeitig beendet. "Ich hatte eine Berührung am Start hinten rechts. Das war heftiger als man es sich wünscht. Dann hatte ich einen Plattfuß. Shit happens... Natürlich will man die Saison so nicht beginnen. Das ist schon frustrierend", sagte der zweifache DTM-Vizemeister und vermutete eine Kollision mit einem Abt-Audi.

In Runde 7 fiel mit Marco Wittmann ein weiterer Fahrer schon früh aus. "Wir hatten nicht mehr die volle Leistung zur Verfügung. Wir müssen schauen, was da los ist. Der Ausfall ist bitter", rätselte der DTM-Meister von 2014 und 2016 in Diensten von Walkenhorst-BMW. Ein Ausfall von Rolf Ineichen (GRT-Lamborghini) löste eine Safety-Car-Phase in Runde 20 aus.

Nach dem Re-Start erwischte es Felipe Fraga (AF-Corse-Ferrari) und Rene Rast (Abt-Audi) mit Schäden. "Beim Re-Start habe ich das Kommando 'Green' bekommen", so Rast. "Die anderen vorne kamen aber nicht weg. Dann habe ich vorne links den Fraga getroffen. Mein Auto war vorher schon beschädigt, die halbe Felge fehlte." Esmee Hawkey (T3-Lamborghini) sah ebenfalls nicht die Zielflagge.

DTM Portimao: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Mirko Bortolotti führte Lamborghini zur ersten Pole Position in der DTM. Der Grasser-Star setzte sich mit wenigen Hundertstelsekunden vor den Mercedes-Piloten Mikael Grenier und Lucas Auer durch. Felipe Fraga im Ferrari wurde Vierter, während AF-Corse-Teamkollege Sebastien Loeb den 21. Platz belegte. Nicki Thiim, Maro Engel, Sheldon van der Linde, Luca Stolz, Maximilian Götz und Nico Müller komplettierten die Top-10 der Startaufstellung.

Das Wetter: 25 Grad, Sonnenschein pur: Besser hätten die Bedingungen für das erste Rennen der DTM-Saison 2022 kaum sein können. Die Fahrer und Michelin-Reifen wurden mit Aspahlt-Temperaturen von 39 Grad konfrontiert.

Der Start: Der rollende Start der 29 GT3-Rennwagen verlief überraschend glimpflich und ohne größere Zwischenfälle. Pole-Setter Mirko Bortolotti verteidigte sich erfolgreich gegen die Mercedes-Verfolger Mikael Grenier und Lucas Auer. Dahinter kassierte Nicki Thiim den Viertplatzierten Felipe Fraga. Im hinteren Feld kämpfte sich Philipp Eng vom 24. auf den 21. Platz nach vorne und vorbei an Sebastien Loeb. GRT-Pilot Clemens Schmid kam zwischenzeitlich von der Strecke ab. Wenig später kollidierten die beiden Audi von Marius Zug und Dev Gore, der an die Box musste. Nico Müller musste von Startplatz zehn wegen eines Reifenschadens in der dritten Runde die Boxengasse ansteuern und seinen Audi R8 abstellen.

Die erste Rennhälfte: Nach dem Ausfall von Marco Wittmann wegen eines Leistungsverlusts eröffnete Ricardo Feller in Runde 7 den Boxenstopp-Reigen. Auch David Schumacher und Maxi Buhk legten früh ihre Pflicht-Reifenwechsel ein. Eine Runde später ließen auch Rene Rast, Maximilian Götz und Laurens Vanthoor frische Reifen aufziehen. Zuvor hatte Porsche-Pilot Vanthoor von P25 auf P15 eine große Aufholjagd hingelegt. Götz verlor seinen Platz nach hartem Kampf an Rast.

Die Führenden reagierten auf die ersten Stopps: Lucas Auer in Runde 10 sowie Spitzenreiter Mirko Bortolotti und Nicki Thiim von P4 bogen in die Boxengasse ab. Bortolotti behielt auf Platz 15 die virtuelle Führung vor Auer, Grenier und Lucas Stolz, der Thiim überholen konnte. In Runde 16 entschied sich Kelvin van der Linde für seinen Pflicht-Besuch an der Abt-Box, auch Sebastien Loeb ließ die Reifen wechseln. Van der Linde kehrte hinter Götz und vor Rast auf die Strecke zurück für den Kampf um die virtuellen Top-8. Bruder Sheldon kam mit seinem Schubert-BMW eine Runde später rein und direkt hinter Kelvin wieder raus.

In Runde 18 bog der zu diesem Zeitpunkt auf Platz eins liegende Felipe Fraga zum Pflicht-Stopp ab. Er ordnete sich mit seinem Ferrari auf dem virtuellen siebten Platz ein. Kurz zuvor blieb GRT-Pilot Rolf Ineichen mit seinem Lamborghini auf der Strecke liegen und löste eine Safety-Car-Phase aus. Alle im Rennen verbliebenen Fahrer hatten bereits ihre Pflicht-Boxenstopps absolviert.

Der weitere Rennverlauf: Beim Re-Start in engen Zweier-Reihen zur 22. Runde bei noch 16 Minuten plus einer Runde Restdauer erwischte es Mirko Bortolotti! Der bis dato Führende wurde auf dem Weg in die erste Kurve bis auf den vierten Platz durchgereicht! Auer führte vor Stolz und dem nach vorne gestürmten Engel, während sich Felipe Fraga einen Reifenschaden zuzog und ausfiel. In der wilden Re-Start-Phase kam es zu zahlreichen Positionsveränderungen, unter anderem verbesserte sich Kelvin van der Linde auf Platz fünf vor Dennis Olsen und Ricardo Feller, während Nicki Thiim bis auf P13 zurückfiel.

In Runde 23 musste nach Fraga auch Rene Rast das Rennen wegen eines Schadens nach Kontakt mit Fragas Ferrari vorzeitig beenden. Nach Runde 24 fiel Esmee Hawkey wegen eines zunächst nicht bekannten Problems aus. In den folgenden Rennen mit noch 22 Fahrern im Feld beruhigte sich das Geschehen zunächst an der Spitze. Auer führte mit rund einer Sekunde vor den Marken-Kollegen Stolz und Engel, während Bortolotti mit seinen Attacken keinen Weg vorbeifand.

In der letzten Runde gewann Bortolotti schließlich das Sprint-Duell gegen Engel auf dem Weg in die erste Kurve und eroberte den dritten Platz. Bitter: Engel erhielt wegen eines Boxenstopp-Vergehens eine 5-Sekunden-Zeitstrafe und fiel vom vierten bis auf den zehnten Platz zurück. P4 übernahm kampflos Kelvin van der Linde, während Olsen im letzten Moment Feller für Platz fünf überholen konnte.