Porsche hat sich bei den Testfahrten in Portimao zum ersten Mal eine Bestzeit in der DTM gesichert. Am Mittwoch erzielte Dennis Olsen im 911er von SSR Performance die Bestzeit zum Abschluss der zweitägigen Sessions, die bin in die späten Abendstunden durchgeführt worden.

Wo am Wochenende (29.04.-01.05.) die DTM ihren Saisonauftakt bestreitet, benötigte der Norweger 1:41.378 Minuten für seine schnellste Runde. Nico Müller (Rosberg-Audi) und Nicki Thiim (T3-Lamborghini) folgten mit rund drei Zehntelsekunden Rückstand auf den Plätzen zwei und drei.

Wittmann-Unfall sorgt für rote Flaggen

Überschattet wurde der Test von einem Unfall von Marco Wittmann nach rund einer Stunde, in dessen Folge die Session mit roten Flaggen unterbrochen werden musste. Der zweifache DTM-Champion musste den Tag nach 18 Runden mit seinem Walkenhorst-BMW vorzeitig beenden. Der BMW M4 GT3 musste von der Strecke geschleppt werden.

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erklärte Walkenhorst-Teammanager Niclas Königbauer in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag: "Wir sind gerade etwas ratlos, weil es noch keinen konkreten Grund für den Abflug von Marco gibt. Fakt ist, dass es sich nicht um einen Fahrfehler von ihm handelt! Weil das Problem aus unserer Sicht absolut unplausibel ist, hoffen wir jetzt bei der Datenanalyse fündig zu werden."

Königbauer glaubte konkret an einen technischen Defekt am Walkenhorst-BMW M4 GT3, betonte dabei aber ausdrücklich, dass ein Felgenbruch, wie er bei einem Nürburgring-Test im vergangenen Jahr aufgetreten war, ausgeschlossen werden kann. Im Laufe des Donnerstags werden weitere Informationen zum Unfall erwartet und ob er mögliche Auswirkungen auf das bevorstehende Rennwochenende in Portimao haben könnte.

Rundenzeiten: DTM erwartet Versteckspiel

Der Mittwochs-Test begann um 18:00 Uhr Ortszeit und endete nach vier Stunden. Die Session wurde nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wie am Vortag von der Race Control aus Sicherheitsgründen vorzeitig beendet, weil die der ITR in den Abendstunden zugesagte Beleuchtung für die Posten der Marschalls erneut nicht zur Verfügung stand und damit in der Dunkelheit auch keine Flaggensignale zu erkennen waren.

Ob die Fahrer bei den letzten Testfahrten vor dem Saisonstart schon ihre Karten aufgedeckt haben, darf bezweifelt werden. Ein Phänomen, mit dem die ITR und BoP-Dienstleister AVL schon im Vorfeld gerechnet hatten und das keine Auswirkungen auf die Erstellung der Balance of Performance haben soll. Schon bei den Testfahrten in Hockenheim sagte DTM-Technikchef Michael Resl zu Motorsport-Magazin.com: "Auch dieses Jahr wird es nicht versteckfrei bleiben. Wir gehen davon aus, dass es das eine oder andere Schattenspiel geben wird."

Olsen erzielt erste Porsche-Bestzeit

SSR-Pilot Olsen war mit seiner Bestzeit von 1:41.378 Minuten bei Temperaturen um die 20 Grad rund zwei Zehntelsekunden schneller als der Vortages-Spitzenreiter Ricardo Feller im Abt-Audi (1:41.573 Minuten). "Das waren zwei gute Tage", sagte DTM-Rookie Olsen, dessen Teamkollege Laurens Vanthoor mit 0,444 Sekunden Abstand den siebten Platz belegte. "Wir haben am Ende des Tages eine gute Rundenzeit erzielt und vor allem eine gute Fahrzeug-Balance erarbeitet. Es ist immer schön, wenn man an der Spitze steht, auch wenn es nur ein Test ist."

Dem zweifachen DTM-Vizemeister Nico Müller fehlten auf Platz zwei 0,269 Sekunden zum Porsche-Spitzenreiter. Der Audi-Werksfahrer hatte am Dienstag den vierten Rang belegt, konnte wegen Arbeiten am Rosberg-Audi aber erst verspätet ins Geschehen eingreifen. Müller: "Ich bin mit dem zweiten Testtag mehr zufrieden als mit dem Vortag, denn ich konnte mehr Runden fahren. Allerdings sollte man das Ergebnis nicht überinterpretieren, denn es waren nur Testfahrten und nicht jeder hat seine Karten schon komplett aufgedeckt."

Hinter Olsen und Müller folgten Nicki Thiim mit seinem brandneuen T3-Lamborghini, ADAC-GT-Masters-Champion Feller, Thomas Preining (Bernhard-Porsche), Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini), Laurens Vanthoor und Luca Stolz (HRT-Mercedes) auf den Plätzen drei bis acht. Mit Mikael Grenier auf P10 schaffte es nur ein weiterer der insgesamt neun Mercedes-Piloten (inklusive DTM-Trophy-Champion Ben Green beim 'Geschenk-Test') in die Top-10. Am Dienstag belegte der beste Mercedes-AMG GT3 nur den 16. Platz.

DTM-Meister Götz: "Das war kein Sandbagging"

DTM-Champion Maximilian Götz, der am Mittwoch nicht über P13 hinauskam, sagte am Mittwochvormittag auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Das zeigt am Ende, dass das Mercedes-Paket ein bisschen langsamer war. Das war kein Sandbagging. Wir fuhren Vollgas. Das ist wichtig, um unsere letzten Chancen zu nutzen, am Limit zu operieren, um das richtige Setup zu finden. Es gibt noch ein paar Unterschiede zu anderen Autos."

Gemeint war unter anderem der auffällige Topspeed-Vorteil des BMW M4 GT3, der wie am Vortag die ersten vier Plätze in der Topspeed-Liste belegte. "Da war der BMW sehr stark", meinte Götz. "Ihren Vorteil habe ich beim Hinterherfahren gemerkt. Dafür sind wir besser in den langsamen Kurven." Sheldon van der Linde, Neunter in der Zeitenliste, erreichte mit seinem Schubert-BMW die Höchstgeschwindigkeit von 268 km/h. Der schnellste Nicht-BMW kam nur auf 260,2 km/h (Lucas Auer, Winward-Mercedes).

Auer konnte am Mittwoch erstmals ins Testgeschehen eingreifen, nachdem er den Dienstag wegen gesundheitlicher Bedenken ausgelassen hatte. Der Österreicher drehte 39 Runden mit seinem Mercedes-AMG GT3. Fleißigster aller 30 Piloten war der US-Amerikaner Dev Gore, der mit seinem Rosberg-Audi 85 Umläufe zurücklegte.

Erster Portimao-Einsatz für Sebastien Loeb

Ein großes Pensum legte auch Sebastian Loeb zurück, der am Mittwoch den AF-Corse-Ferrari von Nick Cassidy übernahm und 75 Runden drehte. Der neunfache Rallye-Weltmeister ersetzt den wegen des Formel-E-Rennens in Monaco verhinderten Neuseeländer am Wochenende. Loeb ordnete sich mit einer persönlichen Bestzeit von 1:42.990 Minuten auf dem 28. und drittletzten Platz in der Zeitenliste ein. Hinter dem Franzosen landeten Esmee Hawkey (T3-Lamborghini) und Alessio Deledda (GRT-Lamborghini).

"Es lief ganz gut", meinte Loeb. "Ich habe ein ziemlich gutes Gefühl für diese Strecke und für das Auto bekommen. Jetzt geht es darum, eine gute Abstimmung zu erarbeiten und einen guten Rhythmus zu finden." Am Freitag startet die DTM mit den ersten beiden Freien Trainings in die Saison 2022. Die Rennen überträgt der neue TV-Partner ProSieben am Samstag und Sonntag jeweils ab 13:30 Uhr live im Fernsehen.

DTM-Test Portimao, Mittwoch: Ergebnis

Pos.FahrerTeamZeit
1Dennis OlsenSSR-Porsche1:41.378
2Nico MüllerRosberg-Audi1:41.647
3Nicki ThiimT3-Lamborghini1:41.690
4Ricardo FellerAbt-Audi1:41.721
5Thomas PreiningBernhard-Porsche1:41.742
6Mirko BortolottiGRT-Lamborghini1:41.771
7Laurens VanthoorSSR-Porsche1:41.822
8Luca StolzHRT-Mercedes1:41.926
9Sheldon van der LindeSchubert-BMW1:41.971
10Mikael GrenierGruppeM-Mercedes1:42.001
11Felipe FragaAF-Corse-Ferrari1:42.005
12Rene RastAbt-Audi1:42.023
13Maximilian GötzWinward-Mercedes1:42.042
14Kelvin van der LindeAbt-Audi1:42.079
15Lucas AuerWinward-Mercedes1:42.093
16Marius ZugAttempto-Audi1:42.094
17Maximilian BuhkMücke-Mercedes1:42.106
18Arjun MainiHRT-Mercedes1:42.121
19Marco WittmannWalkenhorst-BMW1:42.167
20Philipp EngSchubert-BMW1:42.252
21David SchumacherWinward-Mercedes1:42.321
22Dev GoreRosberg-Audi1:42.323
23Rolf IneichenGRT-Lamborghini1:42.366
24Clemens SchmidGRT-Lamborghini1:42.401
25Esteban MuthWalkenhorst-BMW1:42.541
26Maro EngelGruppeM-Mercedes1:42.595
27Ben GreenHRT-Mercedes1:42.909
28Sebastien LoebAF-Corse-Ferrari1:42.990
29Esmee HawkeyT3-Lamborghini1:43.040
30Alessio DeleddaGRT-Lamborghini1:43.774