Gerhard Berger hatte sich für 'seine' neu aufgestellte DTM ausschließlich Profi-Fahrer und -Teams gewünscht - mit AF Corse hat er ein weiteres dazugewonnen. Der Rennstall aus dem italienischen Piacenza setzt zusammen mit Red Bull zwei Ferrari 488 GT3 Evo in der Saison 2021 ein und zählt zu den international renommiertesten Motorsport-Teams.

Neben Risi Competizione stemmt AF Corse seit Jahren unterschiedliche Werkseinsätze für Ferrari. Der Mann und Namensgeber hinter dem 1999 gegründeten Team: Amato Ferrari, nicht verwandt mit Enzo Ferraris Familie oder dem Ferrari-Konzern. Der Italiener wechselte nach einer überschaubar erfolgreichen Laufbahn als Rennfahrer bereits im Alter von 28 Jahren an den Kommandostand und führte AF Corse in den folgenden Jahren zu internationalen Erfolgen.

Einen Namen machte sich das Team mit 35 Festangestellten und 65 freien Mitarbeitern vor allem bei den 24 Stunden von Le Mans. Erstmals ging AF Corse im Jahr 2008 in der GT-Klasse beim Langstrecken-Klassiker an den Start. Bekannte Fahrer wie Giancarlo Fisichella, Jean Alesi, Mika Salo oder Toni Vilander saßen in den GT2-Ferrari des Teams.

AF Corse: Drei Siege in Le Mans

Vilander, Fisichella und Teamkollege Gianmaria Bruni bescherten AF Corse im Jahr 2012 den ersten Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Zwei Jahre später wiederholte das Team in gleicher Besetzung den Erfolg in der LMGTE-Pro-Kategorie. 2019 errang AF Corse mit James Calado, Daniel Serra und Alessandro Pier Guidi sogar einen dritten Sieg in Frankreich in der höchsten GT-Klasse.

Im vergangenen Jahr schrammte das Trio nur knapp am vierten Triumph in Le Mans vorbei. Stattdessen stockte AF Corse die Pokalsammlung mit der GT World Challenge Europa, ehemals als Blancpain bekannt, weiter auf: Alessandro Pier Guidi sicherte sich den Fahrertitel in der Endurance-Wertung, während AF Corse die Team-Meisterschaft gewann.

2021 tritt das Team weiter im Kosmos von SRO-Boss Stephane Ratel an, bislang wurde der Start in der GT World Challenge America bestätigt. Aufgrund zahlreicher Terminüberschneidungen mit der DTM könnte das GT World Challenge-Programm in Europa jedoch wegfallen.

Alex Albon und Nick Cassidy teilen sich den blauen GT3-Ferrari, Foto: Red Bull Content Pool
Alex Albon und Nick Cassidy teilen sich den blauen GT3-Ferrari, Foto: Red Bull Content Pool

WEC 2021: AF Corse gegen Porsche

Gesichert ist unterdessen die Fortsetzung des werksunterstützten Engagements in der WEC, in der AF Corse seit der Gründung 2021 am Start ist. 2021 tritt die Mannschaft erneut mit zwei Ferrari 488 GTE Evo in der deutlich geschrumpften LMGTE-Pro-Kategorie an. Nach dem Abschied von Aston Martin verbleibt Porsche mit zwei 911ern als einziger Gegner in der aussterbenden GT-Top-Klasse. Der frühere DTM-Pilot Miguel Molina zusammen mit Daniel Serra sowie James Calado/Alessandro Pier Guidi bilden die Fahrerpaarungen von AF Corse.

Ob AF Corse in der DTM an die vergangenen Erfolge anknüpfen kann? Alexander Albon ist nach zwei Jahren in der Formel 1 samt zwei Podestplätzen ein prominenter Name, wird wegen seines Parallelprogrammes als Red-Bull-Ersatzfahrer aber nicht die gesamte Saison bestreiten.

Sollte der 24-Jährige verhindert sein, springt Nick Cassidy als Ersatzmann ein. Der Neuseeländer ist hierzulande eher unbekannt, gilt in Japan aber als Superstar und hat sich mit Meisterschaften in der Japanischen Formel 3, Super GT und Super Formula international einen Namen gemacht. Cassidy, der parallel 2021 in der Formel E antritt, dürfte aufgrund seines Teilzeitengagements ebenso wenige Chancen auf den DTM-Titel haben wie Albon.

Hoffnungen ruhen auf 18-Jährigem

Liam Lawson, der dritte Red-Bull-Pilot bei AF Corse, bestreitet zwar die komplette DTM-Saison, muss sich aber erst einmal an den unbekannten GT3-Ferrari gewöhnen. Der 18-Jährige ist in seiner 2017 begonnenen Automobilkarriere noch nie einen Rennwagen mit Dach gefahren. Lawson startet 2021 parallel in der FIA Formel 2 für Hightech, nachdem er die vergangene Formel-3-Saison mit drei Siegen als Fünfter abgeschlossen hatte. Dem Nachwuchspiloten steht mit der Doppelbelastung ein äußerst geschäftiges Jahr bevor.

Trotz der Umstände trommelte AF-Corse-Chef Amato Ferrari vor dem Debüt in der DTM, die mit einem Heimspiel für das Team in Monza (18.-20. Juni 2020) spät in die Saison startet: "Wir haben nur ein Ziel: den Sieg. Angesichts der beteiligten Marken sind alle Voraussetzungen für einen Erfolg gegeben."