In wirtschaftlich schwierigen und ungewissen Zeiten übernimmt ein neuer Mann die Spitze in Ingolstadt. Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat Markus Duesmann mit Wirkung zum 01. April 2020 zum Vorsitzenden des Vorstands der Audi AG berufen. Gleichzeitig wurde der 50-Jährige zum Konzernvorstand mit Verantwortung für die Konzernforschung und -entwicklung bestellt.

Duesmann folgt bei Audi auf Bram Schot, der den Autobauer knapp eineinhalb Jahre lang geführt hatte. "Jetzt kommt es für den neuen Vorstandsvorsitzenden Markus Duesmann und sein zukünftiges Team darauf an, Vorsprung durch Technik zur unmissverständlichen Handlungsmaxime bei Audi zu machen", sagte Ende November 2019 VW-Chef Dr. Herbert Diess über das frühere BMW-Vorstandsmitglied.

Duesmann blickt auf eine mehrjährige Vergangenheit im Motorsport zurück. Der im nordrhein-westfälischen Heek Geborene war ab Mitte der 2000er-Jahre in der Formel 1 sowohl für McLaren-Mercedes als auch BMW Sauber tätig, bevor sich der Autobauer aus München Ende 2009 aus der F1 zurückzog.

Nach seinem Maschinenbau-Studium an der FH Steinfurt als Diplom-Ingenieur arbeitete Duesmann zunächst für Mercedes-Benz als Konstrukteur für die V12-Serienmotoren, bevor er zur FEV GmbH nach Aachen wechselte. 2004 kehrte er zurück nach Stuttgart, ein Jahr danach betätigte er sich erstmals in der Formel 1.

Neuer Audi-Vorstand seit 01. April 2020: Markus Duesmann, Foto: Audi AG
Neuer Audi-Vorstand seit 01. April 2020: Markus Duesmann, Foto: Audi AG

2005 war Duesmann als Entwicklungsleiter für die F1-Motoren bei Mercedes-Benz HighPerformanceEngines in Brixworth tätig. Aus der britischen Motorenschmiede stammen auch die Power Units, mit denen die Silberpfeile seit 2014 sechs Mal in Folge die Fahrer- und Hersteller-Weltmeisterschaft gewannen.

Aus der Motoren-Partnerschaft von Mercedes-Benz und Ilmor entstand 2005 der von Adrian Newey und Mike Coughlan designte McLaren MP4-20. Am Steuer des Autos mit einem Drei-Liter-V10-Motor saßen vorrangig Kimi Räikkönen und Juan-Pablo Montoya. Pedro de la Rosa und Alex Wurz ersetzten den verletzungsbedingt verhinderten Kolumbianer in dieser Saison bei zwei Grands Prix.

Der Mercedes-Motor galt 2005 als das stärkste Aggregat im Feld, hatte aber immer wieder mit der Zuverlässigkeit zu kämpfen. Räikkönen beendete die Saison mit sieben Siegen hinter Weltmeister Fernando Alonso auf dem zweiten Platz. Auch in der Herstellerwertung hatte McLaren-Mercedes das Nachsehen gegenüber Renault.

Kimi Räikkönen verpasste den WM-Titel 2005 trotz sieben Saisonsiegen, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen verpasste den WM-Titel 2005 trotz sieben Saisonsiegen, Foto: Sutton

2006, ohne Duesmann, gelang McLaren-Mercedes zum ersten Mal seit 1996 kein Sieg in der Formel 1. Dieser hatte währenddessen aufmerksam das neue Formel-1-Projekt von BMW beobachtet. Unter dem heutigen DTM-Chef Gerhard Berger und Dr. Mario Theissen bereiteten die Münchner die Rückkehr in die Königsklasse vor. Berger war bis 2003 bei BMW beschäftigt, drei Jahre später erfolgte der Einstieg als BMW Sauber F1 Team.

Zum 01. Januar 2007 kehrte Duesmann in die Formel 1 zurück und heuerte bei BMW als Leiter für den F1-Antrieb an. Er übernahm in München den Posten von Heinz Paschen und blieb bis zum Ausstieg des Herstellers Ende 2009.

Duesmann (rechts) 2007 mit den BMW-Fahrern Robert Kubica, Nick Heidfeld und Christian Klien, Foto: BMW Motorsport
Duesmann (rechts) 2007 mit den BMW-Fahrern Robert Kubica, Nick Heidfeld und Christian Klien, Foto: BMW Motorsport

2007 gelang BMW Sauber die erfolgreichste Saison mit dem zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM. Neben Stammfahrer Nick Heidfeld verpasste Robert Kubica nach seinem schweren Unfall beim Kanada Grand Prix das nachfolgende Rennen in den USA. So kam der bisherige Test- und Ersatzfahrer, ein gewisser Sebastian Vettel, am 17. Juni 2007 in Indianapolis zu seinem Renndebüt in der Formel 1.

2010 kehrte Duesmann in die Serienentwicklung von BMW zurück. Nach mehreren verantwortlichen Funktionen im Unternehmen wurde er 2016 zum Mitglied des Vorstands für Einkauf und Lieferantennetzwerk der BMW AG berufen. Diese Funktion hatte er bis Juli 2018 inne, bevor Diess ihn schließlich zu Audi lotste. Aktuell betätigen sich die Ingolstädter unter der Leitung von Motorsportchef Dieter Gass in der DTM und der Formel E mit werksseitigen Engagements, hinzu kommt der Kundensport.