Die DTM startet unter speziellen Umständen in ihre 34. Saison. In Folge der Corona-Krise hat die Tourenwagenserie reagiert und alle zehn Rennwochenenden in die zweite Jahreshälfte 2020 verlegt. Daraus haben sich besondere Konstellationen ergeben, darunter der erstmalige Saisonstart auf dem Norisring oder das Saisonfinale auf der für die DTM unbekannten Strecke in Monza Mitte November.

Dass eine DTM-Saison ihr Finale nicht auf dem Hockenheimring ausgetragen hat, bietet Seltenheitswert - ist aber kein Novum in der langen Geschichte der Serie. Nach aktuellem Planungsstand fährt die DTM dieses Jahr vom 06. bis 08. November durchs Motodrom, Hockenheim bildet somit das vorletzte Rennwochenende im vom Coronavirus beherrschten Jahr 2020.

Keine Frage, Hockenheim und DTM - das gehört seit jeher zusammen. Mit nur einer Ausnahme stiegen das erste sowie das letzte Rennen einer Saison seit der Gründung der 'Neuen DTM' im Jahr 2000 stets auf der badischen Traditionsstrecke. Für 2020 war ohnehin ein Bruch mit der Tradition vorgesehen: Der Auftakt hätte im belgischen Zolder stattfinden sollen, wo 1984 das erste Rennen der DTM-Geschichte ausgetragen wurde.

In 33 Jahren DTM stellte der Hockenheimring Baden-Württemberg nur sechs Mal nicht den Austragungsort für das DTM-Saisonfinale. In den Gründungsjahren 1984, 1985 und 1986 trug die Serie ihr letztes Rennen auf dem Nürburgring aus.

Unvergessenes Finale auf dem Salzburgring

1987 folgte einmalig der Salzburgring in Österreich als Saisonfinale - es sollte eines für die Geschichtsbücher werden. Die BMW-Youngster Marc Hessel (113 Punkte) und Eric van de Poele (118) sowie Ford-Konkurrent Manuel Reuter (117) konnten vor dem letzten Rennen die Meisterschaft holen. Hessel erhielt die Ansage, seinen BMW-Markenkollegen im Rennen vorbeizulassen, um dem Belgier bessere Chancen einzuräumen.

Während Hessel in den Top-5 fuhr, erlitten van de Poele und Reuter jedoch Reifenschäden und fielen weit zurück. Hessel fuhr die letzte Runde extrem langsam, ließ einige Autos vorbei und stoppte sogar kurz vor der Ziellinie, um auf den abgeschlagenen van de Poele zu warten. Schließlich legte Hessel die letzten Meter in seinem BMW M3 zurück und wurde Neunter, während knapp 20 Sekunden später van de Poele und Reuter die Ziellinie auf den Plätzen zehn und zwölf überquerten.

Schließlich konnte sich van de Poele mit 127 Punkten als Meister in den Geschichtsbüchern der DTM verewigen - hätte Hessel das Rennen aber wie erwartet in den Top-5 beendet, wäre der Titel stattdessen an ihn gegangen. Er wurde in dieser Saison, in der es Streichresultate gab, Gesamtdritter mit 123 Zählern hinter Vize-Champion Reuter (124).

Das wirklich letzte Rennen in Suzuka

Neun Jahre später, 1996, ging die Meisterschaft - inzwischen als ITC bekannt - schließlich an Reuter. Den Titel hatte er im ikonischen Cliff-Calibra des Joest-Teams schon beim vorletzten Rennen in Sao Paulo errungen. Auch in jenem Jahr stieg das Saisonfinale nicht in Hockenheim, sondern in Suzuka. Auf der berühmten Formel-1-Strecke in Japan erzielten Dario Franchitti und Bernd Schneider für Mercedes die letzten beiden Siege, bevor die ITC an den enormen Kosten zugrunde ging und nach den Ausstiegen von Opel und Alfa eingestampft wurde.

Mit dem Cliff-Calibra holte Manuel Reuter 1996 den Titel, Foto: Opel Motorsport
Mit dem Cliff-Calibra holte Manuel Reuter 1996 den Titel, Foto: Opel Motorsport

Spätestes Finale der Geschichte

Im Jahr 2010 trug die DTM (nicht ITC) erstmals seit 1988 ihr reguläres Finale nicht in Hockenheim aus. Die Titelentscheidung fiel stattdessen auf einem temporären Stadtkurs in der chinesischen Millionen-Metropole Shanghai - ein lukrativer Markt für die Hersteller Audi und Mercedes, wie sie 2004 bereits bei einem inoffiziellen DTM-Einladungsrennen auf ebenjenem Kurs bemerkt hatten.

Am 28. November 2010 - dem spätesten Zeitpunkt eines Finales in der Geschichte der DTM - verewigte sich Paul Di Resta als Meister in den Annalen. Der Schotte beendete das Rennen auf der unfallträchtigen Strecke im Geschäftsviertel Pudong hinter Mercedes-Markenkollege Gary Paffett auf dem zweiten Platz. Das reichte für den Titeltriumph vor Paffett und Mercedes-Kollege Bruno Spengler, der als Gesamtführender nach China gereist, seine Chancen nach einem Crash im Qualifying aber verspielt hatte.

DTM-Unfälle hatten in Shanghai Tradition, Foto: Sutton
DTM-Unfälle hatten in Shanghai Tradition, Foto: Sutton

Saison in nur 127 Tagen

Sollte die Saison 2020 also trotz Corona-Krise vom 13. bis 15. November wie geplant im Königlichen Park zu Monza enden, wäre es nicht das späteste Finale in der Geschichte der Tourenwagenserie. Aber es wäre eine knackige Saison: Die zehn Rennwochenenden sollen innerhalb von 127 Tagen über die Bühne gehen. Im Kalender vor Corona wären es 162 gewesen.

DTM-Kalender 2020 - Update (Vorbehaltlich FIA-Zustimmung)

RennenRennstreckeLandDatum
1 Norisring Deutschland10.07.-12.07.
2St. Petersburg oder Anderstorp **Russland oder Schweden31.07.-02.08.
3ZolderBelgien07.08.-09.08.
4Brands HatchGroßbritannien22.08.-23.08.
5AssenNiederlande04.09.-06.09.
6NürburgringDeutschland11.09.-13.09.
7St. Petersburg oder Anderstorp **Russland oder Schweden02.10.-04.10.
8LausitzringDeutschland16.10.-18.10.
9HockenheimringDeutschland06.11.-08.11.
10MonzaItalien13.11.-15.11.

** Entscheidung über Zuteilung Austragungsort/Datum folgt