In diesem Jahr feierte die DTM ein besonderes Jubiläum: Die Tourenwagen-Serie trug ihr 500. Rennen aus. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die besonderen Kapitel, die die Meisterschaft seit ihrer Premiere im Jahr 1984 geschrieben hat.

Die Premiere findet am 11. März 1984 in Zolder (Belgien) statt: 70 Kilometer nordwestlich von Aachen beginnt eine neue Ära im Motorsport. Beim Bergischen Löwen stehen 24 Tourenwagen verschiedenster Größen am Start. Es ist das erste Rennen der neu geschaffenen Deutschen Produktionswagen-Meisterschaft, aus der zwei Jahre später die DTM hervorgehen wird.

24 Fahrzeuge waren es beim ersten Rennen auf dem Circuit Zolder, gesteuert von Motorsport-Haudegen wie Olaf Manthey, Hans-Joachim Stuck, Prinz Leopold von Bayern oder Jörg van Ommen.

Noch im Laufe der ersten Saison wuchs das Starterfeld auf 40 Autos und 16 verschiedene Typen an. Mit dem Alfa Romeo GTV6, den BMW-Modellen 323i und 635 CSi, dem Chevrolet Camaro, dem Ford Mustang, dem Rover Vitesse und dem Volvo 240 Turbo gab es sieben Tourenwagen, die Siege holten.

Volker Strycek war der erste Meister der DTM, Foto: DTM
Volker Strycek war der erste Meister der DTM, Foto: DTM

"Wir sind damals alle sehr aufgeregt nach Zolder gefahren. Ein großes Starterfeld mit klangvollen Namen, und ich war mit dabei", erinnerte sich Volker Strycek, der im BMW 635 CSi die erste Meisterschaft gewann - ohne einen einzigen Rennsieg erzielt zu haben, wohlgemerkt.

Die Premiere in Zolder gewann BMW-Ikone Harald Grohs. Kurios: Er wurde eineinhalb Stunden nach Rennende disqualifiziert! "Man hat mir zwar den Sieg gelassen, aber die Punkte für die Meisterschaftswertung aberkannt", sagte 'Nippel' Grohs. "Und genau dadurch habe ich am Ende der Saison leider den Gesamtsieg an Volker Strycek verloren." Es sollten bis zum diesjährigen Wochenende auf dem Lausitzring 499 weitere DTM-Rennen folgen. Doch Halt!

DTM-Jahresfilm 2019: Die Video-Highlights der Turbo-Saison (10:12 Min.)

Eigentlich waren es sogar noch ein paar mehr, denn: In den Saisons 1984 und 1985 wurden an fünf Wochenenden jeweils zwei Rennen ausgetragen. In diesen wurden nur halbe Punkte vergeben und nur nach dem zweiten Lauf eines Wochenendes wurde der Gesamtsieger gekürt - doch wenn man es ganz genau nehmen möchte, könnte man diese Rennen durchaus einzeln in die Statistik einfließen lassen...

Wir spielen an dieser Stelle aber nicht den Erbsenzähler und erinnern uns stattdessen an weitere unvergessliche Momente aus über 30 Jahren DTM.

1991 geht ein Stern auf

1991 folgte er in den letzten vier Rennen auf Michael Schumacher im DTM-Rennwagen des Zakspeed-Teams - der Rest ist Geschichte. Bernd Schneider ist der unangefochtene Superstar der DTM. Die erste seiner fünf Meisterschaften errang er 1995 - und das gleich doppelt. Parallel zur DTM wurde die International Touring Car Series (ITC) mit Rennen im europäischen Ausland ins Leben gerufen. Schneider setzte sich in der DTM-Wertung vor Mercedes-Markenkollege Jörg van Ommen durch.

Michael Schumacher war 1991 Gaststarter in der DTM, Foto: Sutton
Michael Schumacher war 1991 Gaststarter in der DTM, Foto: Sutton

In der ITC feierte Schneider den Gesamtsieg vor Jan Magnussen, ebenfalls Mercedes. Die AMG-Mercedes C-Klasse bezeichnet Schneider bis heute als einen seiner Lieblingsrennwagen: "Niemand hat damals geglaubt, dass man mit einem Hecktriebler konkurrenzfähig gegen die Allradautos von Alfa Romeo und Opel sein kann."

Die DTM kehrt 2000 zurück

Nachdem die erfolgreiche DTM bzw. ITC im Jahr 1996 endgültig der Kostenfalle zum Opfer gefallen war, kam es im Jahr 2000 zum großen Comeback der Tourenwagenserie. Mercedes und Opel stellten den Großteil des Starterfeldes, zudem mischte Abt als privates Team mit drei Audi TT mit. BMW verzichtete auf eine Teilnahme, obwohl der Autobauer aus München am DTM-Reglement mitgewirkt hatte.

Zur Saison 2000 kehrte die DTM zurück, Foto: Sutton
Zur Saison 2000 kehrte die DTM zurück, Foto: Sutton

Stars aus der "alten" DTM, wie Bernd Schneider, Klaus Ludwig, Manuel Reuter oder Joachim Winkelhock, kehrten zurück und kämpften um die Meisterschaft. Die ging zum zweiten Mal nach 1995 an Schneider, der sich mit dem neuen Mercedes-Benz CLK-DTM vor Reuter im Opel Astra V8 Coupé durchsetzte.

Ein Sieg für die Geschichtsbücher

Der 24. Mai 1992 ging in die Annalen des Motorsports ein. An jenem Sonntag gelang Ellen Lohr als bislang einziger Frau ein Sieg in der DTM. Beim ersten Rennen auf dem Hockenheimring setzte sie sich vor ihren Mercedes-Teamkollegen Bernd Schneider und Keke Rosberg durch. "Keke hat es schwer ertragen", erinnerte sich einst der frühere DTM-Boss Hans Werner Aufrecht mit einem Schmunzeln.

Dabei war dieser Erfolg seinerzeit nicht aus heiterem Himmel gekommen. "Ich war ja beim Rennen zuvor auch schon Zweite geworden", sagte Lohr mit Blick auf den Debütsieg des späteren DTM-Rekordchampions Bernd Schneider zwei Wochen zuvor auf der AVUS in Berlin.

Lohrs Sieg bleibt den meisten Fans bis heute im Gedächtnis, dabei hat sie in der DTM noch wesentlich mehr geleistet. In 141 Rennen zwischen 1991 und 1996 fuhr sie für Mercedes viermal auf das Podium.

Nach dem DTM-Ende 1996 setzte Lohr ihre Karriere in unterschiedlichen Disziplinen fort, darunter bei der Rallye Dakar, dem 24-Stunden-Rennen Nürburgring und der Truck Racing Europameisterschaft. 2019 gab Lohr ein Comeback in der NASCAR Euroserie.

Mit Lohr, Annette Meeuvissen (1988-1991), Susie Wolff (2006-2012), Vanina Ickx (2006-2007), Katherine Legge (2008-2010), Rahel Frey (2011-2012), Beate Nodes (1985-1988), Mercedes Stermitz (1988), Lella Lombardi (1984), Henny Hemmes (1984-1985) und Traudl Klink (1986) starteten insgesamt elf Frauen in der DTM. Der sportliche Erfolg hielt sich dabei meist in Grenzen.

Doch es war nicht nur Ellen Lohr, die als Frau im Tourenwagen ein Ausrufezeichen setzen konnte. Beate Nodes, die aus dem sehr beliebten Ford-Fiesta-Markenpokal in den frühen 80er Jahren aufgestiegen war, fuhr als erste Frau aufs DTM-Podium. Im Ford Sierra XR4Ti wurde sie 1986 auf der Avus in Berlin als Dritte gewertet. 1994 beendete sie im Alter von 30 Jahren ihre aktive Motorsportkarriere und wurde Geschäftsführerin eines Schuhhauses. Nodes verstarb 2008 im Alter von nur 44 Jahren an Herzversagen.

Water-Gate am Norisring

Es ist und bleibt wohl auf ewig die kurioseste Bestrafung in der Geschichte der DTM. Denkt man an Mattias Ekström, denkt man an Wasserflasche. Denkt man an Norisring, denkt man an Water-Gate. 2013 sorgte der Schwede an seinem 35. Geburtstag nach dem Sieg auf dem Nürnberger Stadtkurs für einen Skandal, als er wegen einer Wasserflasche, die ihm Vater Bengt und Teammitglieder im Parc-Fermé in den Rennoverall gekippt hatten, disqualifiziert wurde - noch vor dem offiziellen Wiegen. Audi ging in Berufung, scheiterte aber vor dem Sportgericht. Noch kurioser: Das Rennen ging ohne offiziellen Sieger in die Geschichte ein! Robert Wickens erhielt auch nach der Disqualifikation nur die Punkte für seinen zweiten Platz.

Das Audi-Beben

Zwei Jahre nach dem berüchtigten Reifen-Skandal beim Formel-1-Rennen in Indianapolis zog die DTM mit ihrem eigenen Farce-Rennen nach. Barcelona 2007, das vorletzte Rennen der Saison. Neun Runden vor Schluss müssen alle Audi-Fahrer auf Anweisung von Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich die Boxengasse ansteuern und das Rennen dadurch vorzeitig beenden. Es ist die Antwort auf das aus seiner Sicht überharte Einsteigen von Mercedes-Fahrern gegen die eigenen Titelanwärter Mattias Ekström und Martin Tomczyk. "Wir wollten verhindern, dass einer unserer Fahrer etwas macht, was nicht unser Stil ist", argumentierte Ullrich damals. Auf der spanischen Strecke feiert Jamie Green seinen ersten DTM-Sieg vor fünf Mercedes-Mitstreitern, der Titel geht am Ende an Audi und Ekström.

Audi zog 2007 in Barcelona seine Boliden zurück, Foto: DTM
Audi zog 2007 in Barcelona seine Boliden zurück, Foto: DTM

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