1. - Wieso startet Ogier in der DTM?

Nach Mattias Ekström (Audi, Hockenheim) und Alex Zanardi (BMW, Misano) ist Sebastien Ogier der dritte Gaststarter in der DTM-Saison 2018. Da dieses Jahr per Reglement wieder Gaststarter erlaubt sind, darf jeder Hersteller einen Fahrer an einem Rennwochenende in ein siebtes DTM-Auto setzen. Mercedes hat sich für den Rallye-Star entschieden.

Eigentlich waren Gaststarter an den letzten drei Rennwochenenden nicht erlaubt, um einen möglichen Einfluss auf die Meisterschaft auszuschließen. Dank einer Ausnahmeregelung darf Ogier aber beim vorletzten Lauf auf dem Red Bull Ring antreten. Das passt auch aus PR-Sicht: Der Franzose wird seit vielen Jahren vom österreichischen Getränkehersteller gesponsert.

2. - Wie hat er sich aufs DTM-Debüt vorbereitet?

Bei einem zweitägigen Test im italienischen Vallelunga vor einem Monat konnte sich Ogier auf das Rundstrecken-Abenteuer vorbereiten. 211 Runden legte er im Mercedes-AMG C 63 DTM zurück - bei Test-Mitstreiter Alex Zanardi waren es im gleichen Zeitraum 294 Umläufe. "Das reine Fahren war gut, aber ich kann noch so viel lernen", sagt Ogier. "Ich verspüre jedoch keinen Druck, es geht ja nicht um meine Zukunft." Mercedes-Kollege Gary Paffett: "Er war nicht ganz happy, weil er meinte, nicht schnell genug gewesen zu sein. Dabei war er schnell unterwegs."

30-Jahre-DTM-Design: So sieht Ogiers Mercedes in Spielberg aus, Foto: Mercedes-AMG/Twitter
30-Jahre-DTM-Design: So sieht Ogiers Mercedes in Spielberg aus, Foto: Mercedes-AMG/Twitter

3. - Hat Ogier Erfahrung auf der Rundstrecke?

Ein wenig, nachdem er sonst die Rallye-Kurse sein sportliches Zuhause nennt. Ogiers bisherige Ausflüge auf Rundstrecken: zwei Gastrennen in der Französischen Formel 4 im Jahr 2011, ein Gaststart 2012 im VW Scirocco Cup am Nürburgring, ein Gasteinsatz im Porsche Supercup 2013 in Monaco und 2014 am Red Bull Ring sowie ein Ausflug ins ADAC GT Masters 2014 auf dem Lausitzring im Audi R8 LMS.

Im August 2017 nahm Ogier zudem erstmals in einem Formel-1-Auto Platz. In Spielberg durfte er eine Stunde lang einen Red-Bull-Boliden aus dem Jahr 2011 testen. Somit kennt der 34-Jährige den Red Bull Ring aus Einsätzen im Porsche Supercup (Qualifying: P18, Rennen: Ausfall auf P20) sowie dem Promo-Test im Formel-1-Auto.

Andrea Kaiser hatte volles Vertrauen bei der Taxifahrt in Zandvoort..., Foto: DTM
Andrea Kaiser hatte volles Vertrauen bei der Taxifahrt in Zandvoort..., Foto: DTM

4. - Was sind seine größten Herausforderungen?

Ein DTM-Tourenwagen gilt als sehr 'spitzes' Auto, das kaum Fehler verzeiht. GT3-Fahrzeuge sind im Vergleich viel gutmütiger. Einen DTM-Renner schnell zu bewegen, sollte für Ogier kein Problem darstellen, aber: Mit den letzten Zehnteln wird er sich schwer tun. Mit dem Fahren allein ist es aber noch längst nicht getan. Auf Ogier warten Herausforderungen, die er aus der WRC nicht gewohnt ist.

Ogier zu Motorsport-Magazin.com: "Den Verkehr auf der Strecke zu verstehen und direkt gegen andere Autos zu fahren, das kenne ich nicht so gut. Es sind auch kleinere Sachen wie das Start-Prozedere. Das ist nicht so einfach. Dazu Boxenstopps und der Umgang mit dem DRS-Flügel - hoffentlich schaffe ich es überhaupt ins DRS-Fenster! Daten-Analyse gibt es zwar auch in der Rallye, aber nicht so intensiv wie in der DTM. Daran muss ich mich gewöhnen: die Daten auszuwerten, um herauszufinden, wie ich schneller werden kann."

Auch privat befreundet: DTM-Champion Timo Scheider und die Ogiers, Foto: LAT Images
Auch privat befreundet: DTM-Champion Timo Scheider und die Ogiers, Foto: LAT Images

5. - Was kann Ogier realistisch erreichen?

Sicher ist nur: Punkte für die Meisterschaft kann er nicht holen. Laut Reglement sind Gastfahrer nicht punktberechtigt, andere Fahrer rücken im Klassement entsprechend auf. Realistisch betrachtet wären alles andere als letzte Plätze in den Qualifyings und Rennen eine Sensation für Ogier. Sicherlich zählt er zu den besten Rennfahrern der Welt, doch die mangelnde DTM-Erfahrung in jedem Bereich wird sich zeigen.

So erging es auch - wobei ein direkter Vergleich nicht angebracht ist - Alex Zanardi in Misano. Der Italiener hatte in den Qualifyings mehr als drei Sekunden Rückstand auf die Pole-Setter. Aber: In den beiden Rennen schlug sich Zanardi fabelhaft! Platz 13 am Samstag ließ er den sensationellen fünften Platz - wenn auch durch Wetter und Glück bedingt - folgen. Laut Wettervorhersage soll es am Red Bull Ring übrigens regnen...

6. - Könnte Ogier auch in Zukunft DTM fahren?

Ausgeschlossen ist es nicht. Ogiers Vertrag mit Ford in der WRC läuft zum Jahresende aus, der nächste soll sein letzter sein. Darüber hinaus denkt er noch nicht ans Karriereende. Es sollte aber eine Rennserie sein, in der Ogier nicht mehr durch die ganze Weltgeschichte reisen muss. In diesem Punkt würde die DTM passen.

Dabei hat er nicht das Gefühl, der Motorsportwelt beweisen zu müssen, dass er auch in anderen Kategorien erfolgreich sein kann. Ogier zu Motorsport-Magazin.com: "Ich mache das für mich, um eine neue Herausforderung zu haben. Wir alle brauchen irgendwann eine neue Herausforderung. Ich fahre schon seit vielen Jahren Rallye und habe manchmal das Gefühl, dass ich nicht mehr viel beweisen kann." Sein Traum: "Eines Tages werde ich die 24 Stunden von Le Mans fahren."

7. - Was sagt die DTM-Konkurrenz zu Ogier?

Rene Rast hat Ogier 2014 im ADAC GT Masters als Abt-Teamkollege hautnah erlebt. Der amtierende DTM-Champion mit einem Zwinkern: "Damals hat er ein bisschen versucht, das GT3-Auto wie ein Rallye-Auto zu fahren - das hat nicht so gut funktioniert. Und mit dem DTM-Auto musst du noch präziser sein. Spielberg ist eine nicht ganz so große Herausforderung, weil es nicht so viele Kurven gibt. Wir können sicherlich was Tolles von ihm erwarten."

Ogiers Antwort auf seinen ehemaligen Mitstreiter und heutigen Konkurrenten folgte auf dem Fuße. "Rene ist ein Top-Fahrer, der muss sich wegen mir keine Sorgen machen", sagte er mit einem Lachen zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist vielleicht nicht die schwierigste Rennstrecke, aber es gibt schon ein paar blinde Kurven, die schnell durchfahren werden. Ich erinnere mich noch, dass ich im Supercup vor allem im dritten Sektor meine Probleme hatte. Auch mit weniger Kurven ist die Herausforderung für mich groß genug."

Promi-Paar im Motorsport: Sebastien Ogier und Andrea Kaiser, Foto: LAT Images
Promi-Paar im Motorsport: Sebastien Ogier und Andrea Kaiser, Foto: LAT Images

8. - Was sagt die Ehefrau?

In diesem Fall eine berechtige Frage, denn: Andrea Kaiser ist nicht nur Ogiers Ehefrau, sondern auch TV-Moderation bei Sat.1. So wird sie hautnah dabei sein, wenn Seb zum ersten Mal bei einem DTM-Rennen an den Start geht. In Zandvoort nahm sie bereits auf dem Beifahrersitz eines DTM-Renntaxis Platz und erlebte, wie Ogier sich im Tourenwagen schlug. An diesem Wochenende hat er aber noch 18 weitere Rennfahrer um sich herum...

Ogier zu Motorsport-Magazin.com: "Die meiste Angst hatte sie wohl in Zandvoort. Ich kannte die Strecke kaum und das Auto gar nicht! Sie sagte, dass sie weiß, dass ich mit einem Rallye-Auto sehr gut klarkomme. Aber im DTM-Auto... In den Rennen ist das Risiko geringer als bei Rallyes, aber weil halt alles neu ist, hat sie vermutlich diesmal etwas mehr Sorge um mich..."