Marco Wittmann heißt der Sieger eines actiongeladenen DTM-Rennens auf dem Norisring. Der BMW-Pilot setzte sich im Sonntags-Rennen auf dem Stadtkurs vor dem Mercedes-Duo Edoardo Mortara und Daniel Juncadella durch.

Damit hätte im Vorfeld des Rennens wohl kaum jemand gerechnet. Mercedes schien die Pace nach dem überragenden Qualifying mit fünf Autos auf den vorderen fünf Positionen komplett zu beherrschen. Nur Wittmann machte im Rennen nicht mit: Von Platz sieben gestartet, machte der BMW-Pilot einen Platz nach dem anderen gut und übernahm zur Rennmitte die Führung von Pole-Setter Daniel Juncadella.

Wittmann ließ in der Folge nichts mehr anbrennen und sicherte sich den ersten Sieg bei seinem Heimrennen. Am Samstag hatte der zweifache Champion seinen ersten Podestplatz auf dem Norisring erzielt. Es war Wittmanns zweiter Saisonsieg und der elfte seiner DTM-Karriere.

Das Sonntags-Rennen blieb spannend bis zum Fallen der Zielflagge. Wittmann musste über viele Runden hinweg im Rückspiegel mitansehen, wie Edo Mortaras Mercedes immer großflächiger wurde. Wittmann verteidigte sich erfolgreich mit Hilfe seines DRS-Flügels. Weniger als eine Sekunde trennte das Duo in der Schlussphase.

Das Podest: Mortara verpasste den zweiten Sieg an diesem Wochenende knapp, sicherte sich aber seinen nächsten Podestplatz. Großer Jubel auch bei Mercedes-Kollege Daniel Juncadella, der in seinem 64. DTM-Rennen zum ersten Mal auf das Podium fuhr. Zuvor hatte der Spanier seine erste Pole Position in der Tourenwagenserie erzielt.

Die Punkteränge: Bruno Spengler, Lucas Auer und Paul Di Resta komplettierten die Top-6. Etwas überraschend: Mit Mit Nico Müller und Robin Frijns schafften es immerhin zwei Audi-Piloten in die Punkteränge nach einem insgesamt desolaten Rennwochenenden der Ingolstädter.

Glock vs. Paffett 2.0

Einmal mehr für beste Unterhaltung sorgten die beiden Titelanwärter Timo Glock und Gary Paffett. Über viele Runden lieferten sie sich ein beinhartes Duell - Kontakt und Paffett-Flüchen am Funk inklusive. Nach einem schier unendlichen Zweikampf musste sich Paffett, der all seine DRS-Schüsse verbraucht hatte, schließlich geschlagen geben. Glock wurde letztendlich Zehnter, Paffett ging auf P13 leer aus.

Gary Paffett im Anschluss am Sat.1-Mikro: "Wir haben viel Zeit beim Boxenstopp verloren. Als ich rauskam, erwischten mich Edo und Paul. Ich habe es ihnen auch nicht so schwer gemacht. Dann kam auch noch Glock an. Der hat mich in die Mauer gedrückt, das hat er mindestens zehnmal gemacht! Das war einfach nur unfair. In Hockenheim hatten wir ein gutes Duell, aber heute war es ein Desaster. Das war viel zu viel. Wenn er außen vorbeifährt und dabei versucht, dich in die Mauer zu drücken, ist das verrückt. Wir haben Regeln! Ich weiß nicht, was die Stewards da gesehen haben..."

Wittmann, Mortara, Juncadella: Das sagen die Top-3

Marco Wittmann:"Das hätte ich auch nicht erwartet! Ich bin das Rennen meines Lebens gefahren. Edo hat in den letzten zehn Minuten noch mal richtig Druck gemacht. Ich war richtig am Limit Aber einfach geil!"
Edoardo Mortara:"Es war ein unglaubliches Wochenende für mich. Gestern der Sieg, heute Zweiter. Aber das Rennen war super schwierig für mich. Ich bin von Platz drei gestartet und habe meinen Stopp in der ersten Runde gemacht. Das Auto war aber viel besser als gestern. Es ist noch zu früh, um über die Meisterschaft nachzudenken. Ich hatte ein super Wochenende und hoffe auf weitere in der Art. Ich glaube auch für Mercedes war es ein gutes Wochenende, auch wenn wir heute nicht gewonnen haben. Ich habe alles gegeben."
Daniel Juncadella:"Man weiß, dass hier alles passieren kann. Ich musste meine Führung an Marco abgeben und auch Edo war sehr gut. Ich denke, dass am Ende meine Pace ein wenig stärker war, aber ich bin natürlich zufrieden."

So lief das Sonntags-Rennen am Norisring

Die Startaufstellung: Komplette Mercedes-Dominanz im Qualifying mit fünf C 63 AMG-Rennwagen auf den vorderen fünf Plätzen, angeführt von Pole-Setter Daniel Juncadella. Nur Pascal Wehrlein tat sich erneut schwer und landete auf dem letzten Startplatz. Hinter der Mercedes-Armada tummelte sich geschlossen BMW, für Audi blieben erneut die letzten Plätze vorbehalten.

Der Start: Bomben-Start von Lucas Auer, der von P3 auf dem Weg zur ersten Kurve beinahe die Führung übernommen hätte. Pole-Mann Daniel Juncadella konnte Platz eins aber knapp behaupten. Dahinter verteidigten Gary Paffett und Paul Di Resta auch die zweite Reihe für Mercedes, während Samstags-Sieger Edo Mortara nach der ersten Runde in die Boxengasse abbog.

Die Boxenstopps: Wieder einmal versuchten es einige Fahrer mit einem ganz frühen Boxenstopp. Edo Mortara, Nico Müller, Joel Eriksson, Mike Rockenfeller und Jamie Green kamen schon nach der ersten Runde rein. Timo Glock folgte in der zweiten Runde, musste dabei aber einen Teil seiner Frontpartie reparieren lassen.

Gary Paffett absolvierte seinen Reifenwechsel in der 10. Runde, Marco Wittmann folgte mit seinem BMW einen Umlauf später. Das BMW-Duo Bruno Spengler und Augusto Farfus entschied sich in der 14. Runde für den Pflicht-Boxenstopp. In den Runden 17 und 18 folgte das Führungs-Duo Dani Juncadella und Lucas Auer. Zu diesem Zeitpunkt waren nur die drei Audi-Piloten Rast, Frijns und Duval sowie Mercedes-Fahrer Wehrlein mit dem ersten Reifensatz auf der Strecke.

Die Zwischenfälle: Paul Di Resta berührte in der fünften Runde die Mauer mit der rechten Hinterseite seines Autos. Nach dem Kontakt bog der Mercedes-Pilot umgehend in die Boxengasse ab und ließ einen frischen Satz Reifen aufziehen. In Runde 24 erhielt Augusto Farfus eine Verwarnung, weil er die blauen Flaggen missachtet hatte.

In Runde 27 knallte es erstmals im Rennen - ausgerechnet zwischen den beiden Titelanwärtern Paffett und Glock! Der Mercedes-Pilot fuhr Glock mit blockierenden Rädern ins Heck seines BMW. Die Rennleitung untersuchte die Kollision, verzichtete aber auf eine Strafe. Glock und Paffett setzten ihr Duell - man kennt es noch aus Hockenheim - in der Folge munter fort. Dabei beschwerte sich Paffett am Funk über die harte Gangart seines BMW-Konkurrenten.

Rene Rasts Wochenende zum Vergessen setzte sich am Sonntag fort. Der amtierende Champion hatte große Probleme bei seinem Boxenstopp in Runde 34. Irgendwas klemmte kräftig und so musste der Audi-Pilot eine halbe Ewigkeit an seinem Boxenplatz warten.

In Runde 51 kachelten Augusto Farfus und Loic Duval zusammen, wobei sich der BMW-Pilot drehte. Dafür kassierte der Franzose in Diensten von Audi eine Durchfahrtsstrafe.