Edoardo Mortara gewann das größtenteils ereignislose Samstags-Rennen der DTM auf dem Norisring. Fast schon eine Überraschung nach den bisherigen Dramen und Krachern der Saison 2018. Beim einzigen Stadtkurs im Kalender überquerte die Mercedes-Pilot die Ziellinie vor Titelaspirant Gary Paffett - Doppelsieg für die Stuttgarter, die zum Saisonende aus der Serie aussteigen.

BMW-Pilot und Lokalmatador Marco Wittmann komplettierte das Podium im ersten von zwei Rennen an diesem Wochenende als Dritter.

"Wir haben heute eine ganz starke Mannschaftsleistung gesehen", sagte Mercedes-Teamchef Uli Fritz. "Nicht nur die Fahrer, sondern auch die Jungs beim Boxenstopp haben sehr gute Arbeit geleistet und keine Fehler gemacht. Gratulation and Edo und Gary zum Sieg und Platz zwei. Hoffentlich ist es auch in Hinblick auf das Spiel der deutschen Nationalmannschaft heute Abend ein gutes Omen, dass Edo mit der Lackierung des DFB-Teams hier gewonnen hat."

Mercedes lässt frei kämpfen

Mortara feierte einen Start/Ziel-Sieg auf der Strecke entlang des Dutzendteichs. Es war sein zweiter Saison-Erfolg seit dem Lausitzring sowie der 10. in der DTM bei seinem 100. Rennen in der Tourenwagenserie.

Im Blickpunkt während der zweiten Rennhälfte: Würde Mortara den in der Meisterschaft besser platzierten Paffett vorbeilassen? Von Stallorder aber keine Spur bei Mercedes. Paffett versuchte sich mehrfach an Überholmanövern, doch Mortara hielt standhaft dagegen und verteidigte die Führung bis zum Fallen der Zielflagge.

1. Norisring-Podest für Wittmann

Freuen kann sich auch Lokalmatador Marco Wittmann, der bei seinem Heimrennen zum ersten Mal überhaupt auf das Podium fuhr. Der zweifache DTM-Champion startete das Rennen von der dritten Position und erlebte ein eher unspektakuläres Rennen. Das Mercedes-Duo an der Spitze konnte der BMW-Pilot nicht attackieren, während es hinter ihm wesentlich spektakulärer abging.

In einer engen Kampfgruppe setzte sich Mercedes-Pilot Paul Di Resta durch und erzielte den vierten Platz. Der von P2 gestartete BMW-Rookie Philipp Eng überquerte die Ziellinie als Fünfter. Bruno Spengler (BMW) und die beiden Mercedes-Piloten Lucas Auer und Daniel Juncadella komplettierten die Top-8.

Audi-Debakel am Samstag

Audi erlebte erneut ein sportliches Debakel. Nach dem für Audi-Motorsportchef Dieter Gass wenig überraschenden Qualifying, mussten die Ingolstädter fast gesammelt von den letzten Plätzen starten. Auch im Rennen ging es für das Audi-Sextett nicht weit nach vorne. Die im Fahrerlager spekulierte fehlende Motoren-Power in Kombination mit dem neuen Aero-Reglement räumt den Piloten des aktuellen Fahrer-, Team- und Marken-Meisters aktuell nur wenige Chancen ein.

"Das ist unheimlich frustrierend, aber nicht komplett überraschend", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Wir haben viel verloren durch die Aero-Angleichung der Fahrzeuge. Es gibt nicht mehr viele Stellschrauben, die man drehen kann. Ungarn hat herausgestochen, die anderen Rennen waren die Regel. Hier, wo es nur geradeaus geht, macht sich der Unterschied im Ergebnis extrem bemerkbar."

Paffett übernimmt Gesamtführung

Die Meisterschaft: Gary Paffett übernimmt mit Platz 2 die Führung in der Meisterschaft. Der Mercedes-Pilot hat nach 7/20 Rennen nun 97 Punkte auf dem Konto. Timo Glock holte als Zehnter nur einen Punkt und muss sich erst einmal mit dem zweiten Gesamtplatz begnügen. Der BMW-Pilot konnte bislang 91 Zähler sammeln. Gesamtdritter ist Paul Di Resta (79 Punkte) vor Mercedes-Kollege Edo Mortara (96). Bestplatzierter Audi-Pilot ist Mike Rockenfeller auf P10 mit 34 Punkten.

Mortara, Paffett, Wittmann - Stimmen der Top-3

Edoardo Mortara: "Ein perfekter Tag für mich und das Team. Und mit dem richtigen Sponsor - hoffentlich bringt das heute Abend ein bisshen Glück für die deutsche Mannschaft heute Abend. Letztes Jahr war schwierig für mich, dieses Jahr läuft es viel besser. Wir hatten auch ein bisschen Pech, aber jetzt läuft es wirklich gut und ich hoffe auf noch mehr Siege. Es ist aber noch viel zu früh, um vom Titel zu sprechen."

Gary Paffett: "Das Auto war mega und schnell! Ich kam an Philipp Eng vorbei, das war wichtig. Dann konnte ich auch Maro überholen und war dann hinter Edo. Das hat Spaß gemacht. Ich habe nie aufgegeben, aber wir kennen die Grenzen."

Marco Wittmann: "Das Podium war hier ein langersehntes Ziel. Ich habe es so lange versucht, jetzt hat es endlich geklappt. Die Pace war da, ich konnte mit Edo um die Führung kämpfen. Dann kam Gary, der war einen Tick schneller als wir beide. Ich habe dann etwas federn lassen, aber das Podium beim Heimspiel ist ein tolles Gefühl. Di merkst die Resonanz, wenn die Leute hier schon bei der Fahrerparade auf der Tribüne jubeln."

So lief das Samstags-Rennen am Norisring

Die Startaufstellung: Mercedes und BMW an der Spitze, Audi einmal mehr komplett abgeschlagen. Edo Mortara schnappte sich die Pole Position mit einer Tausendstelsekunde Vorsprung vor BMW-Rookie Philipp Eng. Lokalmatador Marco Wittmann und Titelanwärter Gary Paffett folgten auf den Startplätzen drei und vier. Die dritte Startreihe teilten sich die Mercedes-Piloten Paul Di Resta und Daniel Juncadella. Bestplatzierter Audi-Pilot war Nico Müller auf Platz 10. Der amtierende Champion Rene Rast verunfallte im Qualifying und musste von P18 starten.

Der Start: Edo Mortara verteidigte die Pole durch die ersten Kurven des 2,3 Kilometer kurzen Kurses. Marco Wittmann verbesserte sich von der dritten auf die zweite Position, während der Zweitplatzierte BMW-Kollege Philipp Eng schon nach Runde 1 in die Boxengasse abbog. Paul Di Resta überholte Mercedes-Markenkollege Gary Paffett und fuhr nach der ersten Runde auf dem dritten Platz. Lucas Auer und Bruno Spengler lagen auf den Positionen fünf und sechs. Gemischte Spitze als aus Mercedes- und BMW-Fahrern, während die Konkurrenz von Audi im hinteren Feld fuhr.

Die Boxenstopps: Schon nach der ersten Runde kamen Philipp Eng, Daniel Juncadella, Loic Duval und Nico Müller zum Pflicht-Boxenstopp rein - und damit Fahrer aller drei Hersteller. Rene Rast folgte in der zweiten Runde an die Box, nachdem er im Rennen von weit hinten starten musste. Marco Wittmann legte seinen Boxenstopp von P2 früh im siebten Umlauf ein, mit Blick auf eine mögliche Safety-Car-Phase.

Der Führende Edo Mortara reagierte auf Wittmann und steuerte in Runde 9 die Boxengasse gemeinsam mit BMW-Pilot Augusto Farfus an. Mit Timo Glock kam der vierte BMW-Fahrer in der 10. Runde herein und ließ einen frischen Satz Reife aufziehen. Damit waren bis zum zehnten Umlauf je drei Fahrer aller drei Hersteller an der Box.

Gary Paffett legte seinen Boxenstopp in Runde 12 ein und ordnete sich virtuell auf dem 3. Platz hinter Mortara und Wittmann ein, die ebenfalls schon gestoppt hatten. In Runde 18 folgten mit Lucas Auer, Bruno Spengler und Nico Müller drei weitere Fahrer zum Reifentausch. Als Paul Di Resta in Runde 22 seinen Pflicht-Boxenstopp absolviert hatte, waren nur noch Frijns, Wehrlein und Rockenfeller mit ihrem ersten Reifensatz auf der Strecke unterwegs.

Die Zwischenfälle: Nach einem relativ ereignislosen Auftakt kam es in Runde 13 zu einer kleinen Kollision zwischen den beiden 'Freunden' Timo Glock und Nico Müller. Die Rennleitung ordnete daraufhin einen Platztausch an, sodass Glock den Audi-Piloten wieder auf den 14. Platz vorbeiziehen lassen musste. Paul Di Resta erhielt kurz nach seinem Boxenstopp eine Verwarnung, weil er vor Mercedes-Kollege Lucas Auer zu sehr wedelte, um die Reifen aufzuwärmen. Das war es auch schon mit erwähnenswerten Zwischenfällen...