Seit 2003 war Mercedes am Norisring nicht zu schlagen, Jahr für Jahr biss sich die Konkurrenz erfolglos die Zähne an den Stuttgartern aus. In diesem Jahr endete diese stolze Serie aber mit einem Knall. Genauer gesagt, mit einem schwedischen Knall. Mattias Ekström nahm im Sprintrennen am Samstag die beiden Führenden Christian Vietoris und Robert Wickens aus dem Rennen, es folgten Beleidigungen, Strafen und heftige Diskussionen. Für Mercedes blieb am Samstag nur Platz drei durch Paul Di Resta.

Besonders bitter war der Vorfall für Christian Vietoris. Nicht nur, dass er seine aufsteigende Form im Qualifying beschädigte und in Richtung zweiter DTM-Sieg fuhr. Er war an der Situation auch noch gänzlich unschuldig. "Er ist erfahren genug, seinen Bremspunkt entsprechend zu wählen, dass er nicht den führenden Mercedes aus dem Rennen nimmt. Egal ob er einen Zweikampf mit einem anderen führt: Er muss dafür sorgen, dass er den Bremspunkt trifft", so noch die harmlosesten Kommentare von Vietoris zu der Situation.

Boxenstopp bringt Auer um Siegchance

Ein ähnliches Bild zeigte sich 24 Stunden später. Erneut war Mercedes in einer guten Position, doch verhagelten sich die Stuttgarter ein besseres Ergebnis dieses Mal selbst. Erst hielt Di Resta den deutlich schnelleren Lucas Auer derart auf, dass an der Spitze Tom Blomqvist und Nico Müller davon fuhren. Der Grund für die langsame Pace des Schotten war allerdings erneut Mattias Ekström, der gleich nach dem Start dem Mercedes in das Auto fuhr. Der Bolide von Di Resta war danach nicht mehr bei 100 Prozent.

Als der Schotte dann endlich an die Box kam, dauerte es nicht lange, bis Auer die Lücke nach vorne wieder geschlossen hatte. Der nächste Patzer ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Beim Boxenstopp des Österreichers lief einiges schief, Auer verlor etwa vier Sekunden.

Die Folge: Er fiel wieder hinter Di Resta und einige Kollegen zurück. "Wir haben eine gute Pace gehabt, aber am Boxenstopp müssen wir arbeiten. Der Norisring ist sehr speziell. So wie mir ein Fehler passieren kann, so passiert das den Jungs auch mal", nahm der Lausitzring-Sieger gegenüber Motorsport-Magazin.com sein Mücke-Team in Schutz. Danach vermied er es, einen Angriff auf Di Resta zu wagen. "Es wäre nie risikofrei gewesen, ihn zu überholen. Denn in Kurve zwei und drei war er irrsinnig langsam durch die verlorenen Aero-Teile. Aber in Kurve eins und vier, wo es zum Anbremsen ging, war er gut und daher habe ich den Paul verteidigt, weil es für die Meisterschaft gut ist", schildert Auer.

Für Lucas Auer war am Norisring mehr möglich, Foto: Simninja Photodesignagentur
Für Lucas Auer war am Norisring mehr möglich, Foto: Simninja Photodesignagentur

Ähnlich erklärt auch DTM-Sportchef Ulrich Fritz die Situation. "Am Anfang hat er nicht das Risiko gehen wollen, den Paul mit irgendeiner Aktion aus dem Rennen zu nehmen. Und dann war uns schnell klar, dass Paul relativ schnell aufgeschnupft wird mit seinem langsamen Auto, aufgrund der Beschädigungen", erläutert Fritz eine Kettenreaktion, die bei einem Überholmanöver entstanden wäre. "Der Lucas hat sich in den Dienst der Sache gestellt und hat einfach geschaut, dass er hinter ihm bleibt und im Endeffekt dafür gesorgt, dass der Paul durch ein Überholmanöver nicht ganz aus dem Rennen ist."

Di Resta bleibt in Schlagdistanz

Diese Teamtaktik verhalf Di Resta immerhin zu Rang vier, wodurch er am gesamten Wochenende 27 Punkte einfuhr. Hinter Edoardo Mortara, der 29 Punkte sammelte, war das der zweitbeste Wert aller Fahrer. In der Meisterschaft liegt Di Resta nun auf Rang drei mit fünf Punkten Rückstand auf Marco Wittmann. Alles noch möglich für ihn.

Einen herben Rückschlag in jenem Kampf musste Robert Wickens einstecken. Als Meisterschaftsführender angereist, blieb der Kanadier komplett punktelos und fiel auf Rang sechs zurück. Im ersten Rennen das Opfer von Ekström, kam er sich im zweiten Lauf mit Edoardo Mortara ins Gehege. Die Folge war ein Plattfuß mit zusätzlichem Boxenstopp. Vorbei die Chance auf ein gutes Ergebnis. "Aus meiner Sicht waren das alles eher Rennunfälle und wenn man dann noch einen Plattfuß hat, ist das in der DTM nicht ein Urteil darüber, ob man auf dem Podium steht oder nicht, sondern ob man überhaupt in die Punkte fährt", erklärt Ulrich Fritz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Wickens hat nun 17 Zähler Rückstand in der Meisterschaft.