Es war ein ungewöhnlicher Schritt, den die DTM vor Beginn der neuen Saison vollzog. Da BMW im vergangenen Jahr gewichtsbereinigt klar hinter der Konkurrenz von Audi und Mercedes lag, durften die Münchner nach Verhandlungen mit den beiden Herstellern und Zustimmung der DTM-Macher nachbessern. Dabei stand die Attraktivität der Rennserie über den Einzelinteressend er Hersteller. Mit Beginn der 2016er-Saison dürfen die M4 per se 7,5 Kilogramm leichter sein, als die Fahrzeuge der Konkurrenz. Zudem darf BMW einen 50 Millimeter breiteren Heckflügel verwenden.

Noch vor dem Wochenende waren die Fahrer der Konkurrenz-Marken nicht so ganz einverstanden. "Bei Mercedes wurden damals Millionen ausgegeben, um in 6 Monaten das Auto weiterzuentwickeln. Und BMW bekommt jetzt einfach dieses Zugeständnis. Weniger Gewicht und mehr Abtrieb, und bezahlt haben sie nichts. Ich finde das nicht fair", stellte Gary Paffett seinen Standpunkt klar. Er erinnert sich dabei an 2014, als Mercedes enorme Probleme hatte und das Auto umbauen durfte - jedoch auf eigene Kosten.

Auch Timo Scheider war grundsätzlich kein Freund der Neuregelung. "Als Fahrer ist es erstmal keine schöne Geschichte, da man selbst gerne einen Vorteil hätte. Die Entscheidung haben andere getroffen, jetzt muss ich versuchen, so schnell wie möglich mit meinem Auto zu fahren", erklärte der Audi-Pilot. Etwas mehr Verständnis zeigte Mattias Ekström. Für den schwedischen Routinier ging es auch um Chancengleichheit. "Hätten wir kein eingefrorenes Reglement, würde ich das nie machen. Aber jetzt haben wir ein eingefrorenes Reglement und wir wussten Ende letzten Jahres, dass sie ohne Entwicklung nichts machen könnten", schildert er die Situation aus BMW-Sicht. Als ein Freund der Regelung outete sich aber auch der 37-Jährige nicht.

Böses Erwachen für BMW

Nach dem ersten Lauf der Saison hat sich das Bild jedoch kaum verändert. Im Qualifying, das noch ohne jeden Einfluss von Performance-Gewichten ausgetragen wurde, landete Marco Wittmann als bester BMW nur auf dem zehnten Platz. Dank der neuen Regelung, die den Erfolgsballast anhand der Ergebnisse im Qualifying berechnet, durfte BMW noch einmal 5 Kilo ausladen. Audi musste den identischen Wert einbauen, so dass es im Rennen zu einem Gewichtsunterschied von 17,5 Kilo zwischen Audi und BMW kam. Dort taten sich die amtierenden Hersteller-Meister - diesen Titel konnte BMW 2015 trotz aller Probleme dennoch einfahren - leichter, Bruno Spengler wurde als bester Fahrer Sechster.

Bruno Spengler wurde als bester BMW-Pilot Sechster, Foto: BMW
Bruno Spengler wurde als bester BMW-Pilot Sechster, Foto: BMW

Heckflügel kostet Höchstgeschwindigkeit

Wo liegt also nun die Wahrheit? Maximilian Götz war überrascht, dass BMW nicht an der Spitze mitfuhr. "Ich hätte sie stärker erwartet", gibt der Mercedes-Pilot unumwunden zu. Eine Erklärung liegt seiner Meinung nach sogar in der Bevorteilung selbst. "7,5 Kilo sind das eine, der Heckflügel jedoch das andere. Denn er kostet auch Speed. Du musst Heckflügel fahren, um in den Kurven schnell zu sein, verlierst dadurch aber auf der Geraden viel. Die richtige Balance ist nicht einfach zu finden", erklärt er. Dennoch: "Es war nicht zu erwarten, dass BMW im Verhältnis so weit zurückliegt."

Auch bei BMW selbst war man nach dem Qualifying nicht zufrieden. "Es war sehr eng in der Qualifikation. Ich denke, dass wir uns mehr erhofft hatten. Das war nicht die Position, wo wir dachten, wo wir sind", zeigte sich Martin Tomczyk sichtlich enttäuscht. "Im Rennen war unsere Pace schneller, als im Qualifying. Aber trotzdem - wenn man den schnellsten BMW auf Platz 10 hat und die anderen Autos sich dahinter einsortieren, glaube ich, kann man nicht wirklich zufrieden sein", stellt der Rosenheimer klar.

Jedoch hatte Tomczyk auch äußere Einflüsse als Parameter seiner Berechnung dabei. "Uns haben generell die Bedingungen mit dem Wetter, auch was die Temperatur angeht, nicht so in die Karten gespielt. Beim Test hatten wir deutlich kühlere Temperaturen. Da waren wir deutlich konkurrenzfähiger", erinnert er sich. Wie stark BMW durch die Regeländerungen bevorteilt wurde, lässt sich also noch nicht abschließend sagen. Nach Rennen 1 in Hockenheim manifestierte sich jedoch eher der Eindruck, als dass BMW weiterhin etwas hintendran ist.