Für Pascal Wehrleins Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft verlief der Samstag enttäuschend. Früh im Rennen mussten sie einsehen, dass es unmöglich war, die Entscheidung auf den letzten Saisonlauf zu vertagen - geschweige denn, den Deutschen noch abzufangen. Nun liegt der Fokus auf dem Sonntag, an dem es immerhin noch um die Vizemeisterschaft geht.

Dabei hatte der Samstag doch ganz gut begonnen, zumindest für Wehrleins Verfolger im Audi. Mattias Ekström fuhr im Qualifying Startposition sieben heraus, Edoardo Mortara Rang neun. Der Mercedes-Pilot dagegen patzte und war nur Dreizehnter. Ein Fünkchen Hoffnung war also immerhin noch vorhanden. Nur Bruno Spengler musste als 18. bereits alle Hoffnungen begraben. Der BMW-Pilot hatte aber ohnehin nur noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg gehabt.

Das Rennen selbst verlief in Hinblick auf die Fahrerwertung jedoch ganz nach dem Geschmack von Mercedes. Mortara musste nach einem Startcrash, bei dem ihm Markenkollege Miguel Molina einen Reifen zerstörte, direkt an die Box und Ekström drehte sich nach schlechtem Start in Runde drei nach einer Berührung durch Robert Wickens von der Strecke. Die Rennkommissare verpassten dem Kanadier dafür eine Durchfahrtsstrafe. Den Zorn von Audis DTM-Leiter Dieter Gass aufgrund der Aktion von Wehrleins Markenkollegen gegen seinen Titelkandidaten minderte das allerdings nicht. "Wickens ist nicht das erste Mal aufgefallen", schimpfte er.

Am Samstag jubelte nur Pascal Wehrlein auf dem Hockenheimring, Foto: Mercedes-Benz
Am Samstag jubelte nur Pascal Wehrlein auf dem Hockenheimring, Foto: Mercedes-Benz

In der 15. Runde lag Wehrlein auf Rang zehn, Ekström zwei Plätze dahinter, Spengler auf 18 und Mortara auf Platz 20, womit die Chancen der Verfolger auf nahe null sanken. Ekström und Mortara hätten unter diesen Umständen mindestens einen Podiumsplatz holen müssen. Bei Spengler wäre sogar der Sieg fällig gewesen. Stattdessen kassierte der Kanadier noch eine Durchfahrtsstrafe wegen der Startkollision mit Adrien Tambay. "Ich bin für einen aus meiner Sicht normalen Rennunfall bestraft worden. Es gab in diesem Rennen viele Zwischenfälle, die nicht geahndet wurden", gab er hinterher ärgerlich zu Protokoll. Die gleiche Sanktion erhielt Mortara, der Timo Glock touchiert und von der Strecke gedreht hatte.

Ekström immerhin fing sich noch und kam mit seiner Routine und Kampfkraft sogar noch in die Punkte (Platz 9). Um Wehrlein, der direkt vor ihm ins Ziel fuhr, in der Gesamtwertung noch zu gefährden reichte das allerdings nicht mehr. "Es war ja keine Überraschung. Wir hatten einen großen Rückstand", so der Schwede. Mortara sagte nach dem Rennen dagegen enttäuscht zu Motorsport-Magazin.com: "Heute wäre es möglich gewesen, in die Top vier zu kommen, um unsere Chance am Leben zu erhalten. Leider war das nicht der Fall. Wir müssen heute einfach vergessen und versuchen, uns auf morgen zu fokussieren."

Ekström ist Platz zwei egal

Dann beginnt auch der Kampf um Platz zwei. Hinter dem uneinholbaren Wehrlein haben nun noch fünf Kandidaten Chancen auf die Vizemeisterschaft. Die besten Aussichten hat Mattias Ekström als Zweiter (129 Punkte). Doch er sieht keinen Reiz darin, der Beste vom Rest zu sein. "Das hat Prio zwei. Alle sind hier, um Meister zu werden. Morgen fahren wir nur für den Spaß", so der 37-Jährige. Auf die Frage, welchen Grund er jemandem nennen könne, dennoch für den Sonntag eine Eintrittskarte zu kaufen, antwortete er: "Komm´ und schau DTM, wenn alle ganz locker fahren!"

Vielleicht sehen es ja die restlichen Kandidaten anders. Hinter Ekström lauert Mortara mit nur einem Punkt Rückstand. Jamie Green schob sich durch seinen zweiten Platz vom Samstag mit insgesamt 125 Zählern auf Rang vier. Spengler, jetzt Fünfter, hat mit 119 Punkten auch noch ordentliche Chancen. Sogar Vorjahres-Champion Marco Wittmann (112) könnte mit Platz eins oder zwei im letzten Saisonrennen theoretisch noch Zweiter der Gesamtwertung werden.